Die Vergessenen: Micallef & Masaki Matsushima.

Heute betreibe ich einmal Prävention: Hier liegen sie nun seit einer Woche auf meinem Schreibtisch, die Proben der beiden neuen Düfte aus dem Hause Micallef genauso wie aus dem Hause Matsushima. Und bevor sie noch weiter in den Hintergrund rücken und (ganz) in Vergessenheit geraten aufgrund aktuellerer Düfte fasse ich sie heute in einer Kurzrezension zusammen.

M aus dem Hause Micallef ist mal wieder eine Limited Edition, die sich standesgemäß in prächtiger Form präsentiert – Martine Micallef ist ja bekannt für ihre eigenhändig verzierten Künstlerflakons, so ist auch dieser von Hand beklebt mit Swarovskikristallen. Die Ingredienzen: Kopfnote: Koriander, Orangenblüte; Herznote: Jasmin, Geranium, Iris; Basisnote: Patchouli, Moschus, Sandelholz, Vanille.

Frisch aufgesprüht offenbart M likörig-orangige Noten, die durch Koriander alsbald würzig-pfeffrig akzentuiert werden. Die Basis drängt sich bereits vorlaut ins Bild und zeichnet nicht nur weich, sondern auch süß und warm – Sandelholz und Vanille tun sich hier in samtener, von Iris unterstützter Süße hervor. Patchouli haucht Tiefe ein, während Moschus cremig-weiche Ansätze verstärkt – und über all dem thront ein dichter, opulent blühender Jasmin, der von frisch-rosigem Geranium eingerahmt wird.

Zuerst dachte ich an The Different Companys Jasmin de Nuit, dieser gibt aber allenfalls eine grobe Richtung vor. Micallefs M ist schwerer und orientalischer, ohne wirklich orientalisch zu sein. Und könnte unter Umständen sogar an dem einen oder anderen Mann wirklich vorteilhaft wirken.

[Edit: Ein kleiner Nachtrag zu M: M ist der neue alte Jewel, der aufgrund von Namensstreitigkeiten nicht mehr unter eben jenem verkauft werden darf.]

Leuchtend rot zeigt sich nicht nur der Flakon von Micallefs Duft Special Edition, Rot scheint auch das olfaktorische Thema des Duftes zu sein, das sich, Achtung Kalauer, wie ein roter Faden durch eben jenen zieht. Frische und dezent aquatische Fruchtigkeit von rotem Obst, vornehmlich (Johannis)Beeren, Melone und rotbackigen Äpfelchen, bespritzt mit Rosenwasser und auf einer warmen und süß-holzigen Basis ruhend, die durchaus einen ambrierten Eindruck macht, Lokum-Eindrücke inklusive.

Shiro von Matsuki Matsushima kommt ganz in Weiß daher – und das ist für ihn wie das Rot für Micallefs Special Edition exakt die richtige Farbe, wie auch schon der Name sagt: Shiro bedeutet nämlich weiß oder auch rein. Die Intention sollte damit klar sein, wird aber nach einem Blick auf die Ingredienzen noch ein wenig eindrücklicher: Kopfnote: Baumwollblüte, Rosen, Alpenveilchen; Herznote: Leinen; Basisnote: Fichtenbalsam, Iris, Moschus. Nomen est Omen bestätigt sich hier absolut: Shiro ist frisch, sauber, dezent aquatisch, ein klein wenig floral und in der Basis verhalten süß, aber rundum weich und knuffig. Ein unverfänglicher Begleiter für all die Freunde von Wäsche-Düften, Skin-Düften sowie der neuen Nicht-Parfums.

Art Homme haut in eine ganz andere und für Japaner durchaus ungewöhnliche Kerbe: Die Maskuline. Roarrr. Die Ingredienzen: Kopfnote: Kardamom, Schwarzer Pfeffer, Mandarine; Herznote: Orangenblüte, Iris, Patchouli; Basisnote: Fichtenbalsam, Hölzer, Weißer Moschus. Im Auftakt gewürzte Hesperiden, die durch den Pfeffer einen interessanten Kontrast erfahren, von distinguierten floralen Akzenten ergänzt und auf einem dicken Baum ruhend, will sagen: Deutlich balsamische Hölzer in der Basis, die den Duft positiv überschatten. Ungewöhnlich entschlossen männlich für einen Asiaten.

Habt Ihr davon schon was getestet? Was gefällt und/oder spricht an?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert