Auf der Suche nach der Blume…

… befinde ich mich gerade, wie gestern schon erwähnt. Insofern wird Euch das in Zukunft nicht erspart bleiben, mit mir die eine oder andere Blüte unter die Lupe zu nehmen. Mein Duftgeschmack treibt gerade seltsame Blüten und es dürstet mich nach Floralem: Einzelne Blumen wie zum Beispiel Tuberose, Jasmin und die ganzen Weißblüher oder gar deren Bouquets üben im Moment eine magische Anziehung auf mich aus.

Für mich einen Überraschungserfolg landete vielleicht auch deshalb in letzter Zeit ein Duft, den ich schon länger kannte und früher ganz gruselig fand: Tatatata – Etros 1989 erschienener Royal Pavillon. Ich hatte ihn bereits vor einigen Jahren einmal getestet und ich weiß noch, dass ich ihn als furchtbar unharmonisch in Erinnerung hatte, scharf, aufdringlich, ein absolutes No-Go eben. Im Zustande meiner momentanen Ver(w)irrung besann ich mich darauf, einiges erneut zu testen – und stürzte mich so auch auf Royal Pavillon.

Die Etro-Seite ist momentan lahmgelegt, zumindest deren Parfumsektion, so kann ich Euch nicht einmal nach der Beschreibung zum Duft suchen. Darüber hinaus gibt das Netz ebenfalls nur äußerst widersprüchliches her, gerade auch in Bezug auf die Duftnoten: Die Kopfnoten werden als Jasmin, Ylang-Ylang, Rose, Veilchen und Mimose angegeben. Im Herzen trägt der Duft Vetiver, Sandelholz und Eichenmoos sowie in der Basis Vanille, Castoreum und Zibet – die Verteilung variiert immer mal wieder, darüber hinaus finden häufiger auch mal Gardenie und Tuberose Erwähnung.

Letztere rieche ich unbedingt aus diesem Duft heraus, der, soweit ich mich nebulös an den damaligen Pressetext erinnern kann, irgendeinem Wintergarten oder Gewächshaus gewidmet ist. Ein solches ist auch als Emblem auf seinem Etikett abgebildet: Ein großes, altes, ehrfurchtsvolles Gewächshaus, das mich ein wenig an eine Mischung aus dem Taj Mahal und eines historischen Gewächshauses erinnert wie zum Beispiel die im maurischen Stil gehaltenen Exotengewächshäusern unseres örtlichen Zoos, der Stuttgarter Wilhelma.

Jenes Maurische Landhaus in der Wilhelma strahlt eine ähnliche Atmosphäre aus wie Royal Pavillon: Die hohen Glaskuppeln des Anbaus, die Dämpfigkeit innerhalb der Räume und die wild wuchernden und überbordend üppig blühenden tropischen Gewächse (Zugegeben: Dazu muss man zur rechten Zeit kommen). Royal Pavillon, so harmlos immer wieder als „woody floral musk“ bezeichnet, schlägt einem im Auftakt bereits entgegen wie die Hitze in einem solchen überdachten Refugium: Weiße Blüten überall, flirrend und flirtend wie Sirenen, eingerahmt von ihren dunkelgrünen Wächtern – Vetiver, harsch, scharf, bitter. Lässt man sich von diesem infernalischen ambivalenten Auftritt nicht aus dem Konzept bringen und wagt es, den Fuß über die Schwelle zu setzen, erwartet einen hinter diesen Ranken ein cremig-zartes Blütenmeer auf einem Bett von Moos, gesäumt von einigen Gräsern. Träumend stehe ich in diesem Garten und genieße… und halluziniere noch ein wenig, denn, ich schwöre… es huschen schnell und federleicht immer wieder einige friedlich-süße Moschusziegen über das Feld.

Für mich der ideale Winterbegleiter in meiner momentanen Stimmung. Und ein Grund, sich die Etro-Düfte, von denen ich zwar dank einer glücklichen Fügung diverse mein Eigen nenne, nochmals genauer anzusehen. In letzter Zeit mag mir immer wieder scheinen, dass ich diese Linie ein wenig unterschätzt habe…

Liebe grüblerisch-schwelgende Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Wilhelma Maurisches Landhaus und Wilhelma Seitenansicht Maurisches Landhaus / Nachttierhaus, Pflanzenhaus Wilhelma ,Glashaus Wilhelma, alles via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Christiane
    13. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    Du sprichst/schreibst mir aus der Seele. Ich weiß, der Januar ist noch nicht mal zur Hälfte rum, aber ich mag den Winter gerade auch nicht mehr.
    Ich will Blümchen – den von Dir rezensierten Etro kenne ich noch nicht, aber Du weißt ja – NOCH nicht;-)
    Gerade frisch verliebt bin ich in die weißen zarten Perle-di-Bianca-Blümchen. Wolltest Du die nicht auch noch rezensieren (*drängel-nerv-trippel*)?

  2. Ulrike
    14. Januar 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Christiane,

    die liegen hier und harren Ihrer Rezension, allerdings bereits schon im „Besonders wichtig“-Körbchen, sind also sehr bald an der Reihe 😉
    Wenn Du eine Probe von dem Etro haben magst schreib mich ruhig an…

    Liebe Grüße zurück – die Uli.

  3. margot
    14. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    ein Duft ist mir noch eingefallen, der all das ethält, was du oben suchst und ist zudem ein Klassiker: Fracas von Piguet.
    Teste einfach mal 🙂

    LG, Margot

  4. Ulrike
    18. Januar 2011
    Antworten

    Kenne ich, liebe Margot, kenne ich 🙂
    Ist sehr schön, aber nicht genau das, was ich suche, leider :/
    … ich bin mir aber sicher, da kommt noch was 😉

    Liebe Grüße zurück –

    die Uli.

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