Maharadjah…

… ist nicht nur die Bezeichnung eines Großkönigs oder -fürsten und somit ein indischer Herrschertitel – es ist auch der Name eines der meines Erachtens nach schönsten Orientalen überhaupt, in diesem Falle aus dem Hause Nicolaï. Steffi hatte ja bereits vor einiger Zeit einige Düfte von Patricia de Nicolaï vorgestellt, jenem Sproß der Guerlain-Famile, deren eigenes Haus völlig zu Unrecht oftmals eher unter ferner liefen läuft. Wie schade, fällt doch hier der Apfel nicht weit vom Baum, wie man so schön sagt – Madame Nicolaï trägt das große Erbe mit Würde und besitzt ein überaus gutes Händchen dafür, Schönheit, Eleganz und Dezenz olfaktorisch umzusetzen.

Maharadjah nun steht dem in nichts nach, ist aber, das sei vorab bemerkt, sicherlich einer der – mmmh, ich will mal sagen kontroversen Düfte, von denen es in dieser Linie nicht allzu viele gibt, neutral bemerkt. Will sagen: Frau Nicolaïs Stil widerspricht der Natur des Kontroversen. Maharadjah aber ist ein Spalter – ich denke, entweder man liebt ihn oder man kann ihn nicht ertragen. Bei mir ist eindeutig ersteres der Fall, auch wenn ich ihn nicht besitze, weil ich ihn zu selten tragen würde. Ich bin einfach im Normalfall nicht der Mensch, der Träger für Orientalen.

Madame Nicolaï gibt uns mit ihrem Maharadscha auch ein kleines Rätsel auf: Soeben auf der Webseite recherchiert, wird Maharadjah als Damenduft gelistet, genauso wie sein Pendant Maharanih – eigentlich müsste ersterer demnach der maskuline Part sein, zumindest dem Namen nach. Mein Maharanih-Test ist lange her, genau kann ich es nicht mehr beziffern, welcher der beiden nun weiblicher oder männlicher ist – in jedem Falle halte ich beide, besonders aber Maharadjah für Männlein wie Weiblein gleichermaßen geeignet. Vorausgesetzt – der Duft passt zur Person, zum Naturell.

Maharadjah öffnet mit einer übermächtigen Lavendelgewalt, ein tief dunkelvioletter Lavendel, der annähernd aromatherapeutisch wirkt, beruhigend, kraftvoll, ernsthaft und stolz. Jener ist der unangefochtene Herrscher des Duftes, getragen von einer sich alsbald nicht minder selbstbewusst auftretenden Dienerschaft von verhalten scharfem Zimt, dessen Süße von Sandelholz und dessen Würze von Gewürznelke verstärkt wird, während Patchouli dem Duft seine unendliche Tiefe einhaucht. Oder sind es gar nicht die Lakaien des Lavendelgroßkönigs? Vielleicht die weibliche Dienerschaft, ein Teil des Harems gar – so verbunden und innig leidenschaftlich gibt sich die Gruppe, die zusammen verschmilzt zu einer fast mystisch anmutenden cremigen Tiefe, die absolut einzigartig ist.

Ein gleichzeitig opulenter, aber auch reduzierter Orientale. Von einer unnachahmlichen Farbenpracht zeigt sich Maharadjah zugleich zurückhaltend, niemals aufdringlich sondern weise, überlegen und vertraut, Vertrauen weckend, beschützend. Dabei wohnt ihm aber immer ein Funken Melancholie inne, eine bittere Süße…

Mich erinnert Nicolaïs Kunstwerk sehr an einen Film – The Fall von Tarsem Singh. Ein Drama mit märchenhaft phantastischen, ja: Phantasielementen, das vor allem durch seine wunderschöne und atemberaubende Ästhetik beeindruckt.

Kennt Ihr eines von beiden, den Duft, den Film?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Kinoplakat & Bilder aus „The Fall“ , some rights reserved.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christian
    21. Dezember 2010
    Antworten

    Liebe Uli,

    den Film kenne ich nicht, wohl aber den Duft – wie Du vielleicht erinnerst, bin ich ein regelrechter Nicolai-Fan, am 4. Advent war ich in einer Wolke von Vanille intense unterwegs (einer der schönsten, elegantesten Vanille-Kreationen die ich kenne) und kürzlich trug ich den Maharadjah, Komplimente mehrfach bekommen! Ja, also, für mich sind es eher die Lakaien des Lavendelgroßkönigs ;-)) die da unterwegs sind!
    Probieren, liebe Leute, bei Frau Nicolai gibt es viel zu entdecken und die Düfte sind vielleicht nicht kontrovers, aber unglaublich elegant ohne die Spur langweilig zu sein (z.B. ist ihr Patchouli der beste Patchouli von allen), oder Vie de Chateau intense!! Jede Menge frisches Heu für den Stall von Bethlehem drin….na denn: Frohe Weihnachten Dir, liebe Uli, und dem ganzen Team wünscht der Christian

    • Ulrike
      24. Dezember 2010
      Antworten

      Vielen lieben Dank Christian für die lieben Grüße und dito – zwar ein bisschen spät, aber immer noch rechtzeitig: Ein frohes Weihnachtsfest, einen schönen Weihnachtsabend! Und ja, Nicolai ist wirklich toll, Madame ist einfach unterschätzt, leider.
      Maharadjah ist aber in der Tat mein absoluter Liebling, obgleich ich ihn selbst nicht habe (keine ganze Flasche) und nur selten trage. Den Film, The Fall, kann ich im übrigen nur empfehlen – genau das richtige für Feiertage 🙂

      Liebe Grüße,

      Uli.

  2. Nicole Z.
    21. Dezember 2010
    Antworten

    Maharadjah ist wirklich einzigartig.
    Ich trage ihn sehr gerne, wenn ich zu Hause bin.

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