Santa Maria Novellas Porcellana …

… ist neben Ottone der zweite Duft zum 400jährigen Jubiläum von Santa Maria Novella, jener legendären florentinischen Apotheke. Namenspate war, unschwer zu erkennen – das Porzellan. Jenes weiße Gold stammt ursprünglich aus Asien, genauer: aus dem Kaiserreich China, wo es bereits ab dem 7. Jahrhundert hergestellt wurde.

Bemerkenswert hierbei ist, dass sich die Europäer ungewöhnlich schwer taten, den Herstellungsprozess zu erlernen und die Zusammensetzung des Porzellans zu ergründen. Mit Meißen fing dann alles an – dazu Wikipedia:

Erst im Oktober 1708 gelang es Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in Dresden bzw. Meißen, das erste europäische Porzellan zu produzieren. Nach Tschirnhaus‘ Tod entwickelte Böttger das Verfahren in Meißen weiter. Am 28. März 1709 vermeldete er in Dresden die Erfindung des europäischen Porzellans. 1710 entstand in Meißen auf der Albrechtsburg die erste europäische Porzellanproduktionsstätte, die Weltgeltung erreichte. Das Meißner Porzellan aus der Meißner Porzellan-Manufaktur ist noch heute berühmt, alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das Markenzeichen für Meißner Porzellan, die „Gekreuzten Schwerter“. Durch die kontinuierliche Fertigung bis zum heutigen Tag werden die „Gekreuzten Schwerter“ häufig als die älteste in Gebrauch befindliche Marke bezeichnet.

Porcellana also huldigt dem wertvollen weißen Gold und hüllt sich deshalb in einen Flakon aus Porzellan, was aber nicht die einzige Hommage an den Stoff ist:

Der subtile feminine Duft mit zarten Klängen von Jasmin, Iris und weißen Blüten – so rein wie weißes Porzellan – wird mit raffinierten Kardamom und Sternanis begleitet.

Mit seinen Ingredienzen also versucht Porcellana ebenfalls, die Anmutung des namensgebenden Materials aufzugreifen – was meines Erachtens nach überaus schön gelingt. Porcellana hatte bei mir, das muss ich ehrlicherweise einräumen, nicht die besten Vorausbedingungen: Der Duft entspricht weder meinem persönlichen Beuteschema noch fand ich auf den ersten Blick die Ingredienzen wirklich spannend – beides hält mich natürlich weder vom Testen noch von einer subjektiv-objektiven Bewertung ab, ist aber trotzdem eine Prädisposition, die mitunter in den Gesamteindruck einfließen. Porcellana ist wieder einer jener Düfte, die mich eines Besseren belehrten und mich einmal mehr vom Gegenteil überzeugten: Ich finde ihn ganz wundervoll.

Porcellana nimmt sich nach dem Aufsprühen die Zeit, sich erst einmal zu sortieren und zu setzen, beginnt dann aber umgehend mit entzückender Überzeugungsarbeit: Zarter Jasmin ohne übertrieben narkotisierendes Moment, der auf jeglichen Ansatz indolischer Anklänge verzichtet in einer sanften Umarmung mit einer subtil-pudrigen Iris, luftig und mit einem Touch Blütensüße, von cremigem Anis harmonisch unterstrichen, sowie transparenten grünen Noten, die auf einer überaus weichen wolkengleichen Basis zur Ruhe kommen. Ein Duft, dahingehaucht wie ein Aquarell – kühl und gleichzeitig cozy, irisierend, ja, schimmernd…

Und beim Wörtchen „schimmern“ fällt mir sogleich eines meiner absoluten Lieblingsgedichte ein, das einzige im übrigen, dass sich mein zerstreuter Kopf Zeile für Zeile merken konnte und das ich auswendig kenne – sehr populär zwar, aber deswegen nicht minder schön: Mondnacht aus der Feder des deutschen Romantikers Eichendorff.

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküßt,
daß sie im Blütenschimmer
nun von ihm träumen müßt
Der Wind ging durch die Felder
die Ähren wogten sacht
es rauschten leis die Wälder
so sternklar war die Nacht
Und meine Seele spannte weit
ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus

Porcellana ist ebenfalls ein Duft für eine schwärmerische Seele, die sich in Dezenz und ein wenig Melancholie übt und durch ihre unprätentiöse Schönheit überzeugt.

Wie für eine Jubiläumsedition häufig üblich sind Ottone und Porcellana limitiert, und zwar auf 2012 Exemplare jeweils. Jeder Flakon ist einzeln aufwändig von Hand nummeriert und wird mit einem Zertifikat geliefert, in welchem die individuelle Nummer ebenso enthalten ist. Dieses Zertifikat wird dem Käufer ausgehändigt und, soweit er einverstanden ist, wird sein Name an Santa Maria Novella weitergegeben. Jene werden dazu ein Buch veröffentlichen indem alle weltweiten Eigentümer ihrer Rarität aufgelistet sind und welches dann die Sammlung des Archivs erweitern wird. Für Deutschland sind von jedem der Düfte 100 Exemplare vorgesehen, die ausschließlich über Ladengeschäfte vertrieben werden – der Preis liegt bei 170 Euro für 100ml. Falls ich jemand mit meinem Artikel nun neugierig gemacht habe, darf man sich gerne für nähere Informationen an unser Geschäft wenden.                                             Entweder per email: info@ausliebezumduft.de oder telefonisch: 07251 – 97770

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Night Sky von Arjun Kartha via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Christiane
    4. Dezember 2010
    Antworten

    Ich habe ihn heute schnuppern dürfen – ein feiner edler Duft, der immer schöner wird.
    Aber – Jubiläum hin oder her – diese künstliche Verknappung finde ich ärgerlich – nur XXX Düfte weltweit, nur soundso viel in Germanien – ob Indult oder dieser oder andere – ein Duft sollte durch sich selbst überzeugen (und das tut dieser hier) und nicht durch Verlustängste-Schüren gehypt werden.

  2. Ulrike
    7. Dezember 2010
    Antworten

    Ja, ich bin auch kein Freund von Limitierungen, vor allem weil sie bei mir auch immer so hervorragend ziehen und gleich jene Panikattacken schüren, ich könnte dem Dufte niemals wieder habhaft werden…

    In diesem Falle finde ich es aber – ja, irgendwie auch ganz passend. Ein vierhundertjähriges Jubiläum feiert man auch nicht jedes Jahr 😉

    Und Porcellana ist in der Tat ein sehr sehr feines Düftchen 🙂

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

  3. Julia
    9. Dezember 2010
    Antworten

    Liebe Uli,

    danke für Deine schönen Duftbeschreibungen!
    Dank eines gewonnen Schnupperpäckchens von Euch (dankeschön! :-)) darf ich den Duft heute auch testen. Ich finde ihn auch ganz wunderbar und edel und die Verknappung entsprechend doof. Mir gefällt die Balance aus den süßen und den würzigen und grünen (rieche ich da einen Hauch Vetiver? Wow!) sehr gut. Meine Neugier war allein durch das enthaltene Anis geweckt, eine meiner Lieblingsnoten. Es ist deutlich wahrzunehmen, fügt sich aber ganz harmonisch in die Gesamtkomposition ein. Ich glaube, ich habe mich tatsächlich ein bisschen verliebt. 🙂

    Liebe Grüße

    Julia alias BB/BJ Deronda

  4. Ulrike
    14. Dezember 2010
    Antworten

    Hallo liebe Julia

    und herzlichen Dank für die „virtuellen Blumen“ 🙂
    Freut mich sehr, dass Dir unser Blog gefällt und natürlich auch, dass wir Dir mit unserem Päck eine solche Freude machen konnten.
    Und dass Du Dich verliebt hast kann ich sehr gut nachvollziehen – ich finde Porcellana auch sehr schön und das, obgleich er sowas von weit abseits von meinen üblichen Duftpfaden liegt 😉

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

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