Als japanische Riviera…

… wird die Izu-Küste wohl gerne bezeichnet, die als Naherholungsgebiet für die Tokioter Bevölkerung gilt: Voller Naturschönheiten bietet die Halbinsel mit der angeschlossenen Inselgruppe eine herrliche Kulisse für Taucher, darüber hinaus Thermalquellen sowie einige Vulkane und natürlich einen bekannten Nationalpark.

Als ausgewiesenen Liebhaber japanischer Literatur erinnert mich Izu natürlich sofort an Die Tänzerin von Izu aus der Feder des einzigen japanischen Nobelpreisträgers, Yasunari Kawabata. Eine Kurzgeschichte, und, auf wenigen Dutzend Seiten auch eine Liebesgeschichte. Der Protagonist, ein junger Gymnasiast oder auch Student, sieht bei seinem Ferienaufenthalt eine Tanzgruppe und ist überwältigt von einem mit dieser auftretenden jungen Mädchen – er verliebt sich in sie und kommt der Tanzgruppe näher, freundet sich an, ohne jedoch dem Objekt seiner Begierde wirklich nahezukommen: Seine Liebe bleibt unerfüllt, worin vielleicht auch gerade der Reiz derselben liegt. Es ist die Idee der Liebe, er stilisiert das Mädchen, kaum 13 Jahre alt, vergöttert sie – und nimmt aufgrund der Unerfülltheit dieses Begehrens eine Sehnsucht auf seine Rückreise mit, die ihn sein restliches Leben wohl begleiten wird. Jenes Defizitäre, das Sehnende, das allzu typisch für japanische Literatur erscheint… und in dieser (semi-autobiographischen) Jugenderzählung des erst 26jährigen Kawabatas perfekten und äußerst poetischen Ausdruck findet.

Meine persönliche Passion für Japanisches sowie meine diesbezüglichen Assoziationen spielen natürlich auch in die Erwartungshaltung bezüglich als solcher deklarierter Düfte mit hinein – und sehen sich erfüllt mit Les Nuits d’Izu.

Die flackernden Lichter der Izu-Küste wollte Mecheri damit einfangen und somit das glitzernde Leben dort – in unmittelbarer Nachbarschaft zu der atemberaubenden, ursprünglich gebliebenen Natur.

Im Auftakt wirkt der Duft frisch und zitrisch-sauber, wobei die Yuzu, jene japanische Zitrusfrucht, die für ihren im Vergleich zu ihren Gattungsgenossen etwas komplexeren Geruch bekannt ist, eine Hauptrolle spielt: Herbe Zitronenspritzigkeit gepaart mit einer Wässrigkeit, die von luziden Rosennoten noch verstärkt wird. Die Japanische Rose erinnert mich hier stark an eine Teerose in ihrer wässrigen Fruchtigkeit, die für mich immer einen melancholischen Anschein erweckt. Hinoki-Scheinzypresse, ebenfalls mit von der Partie als quasi nationales Gut – jenes berühmte Edelholz ist ebenfalls wahrnehmbar, allerdings sehr dezent. Und sollte nicht verwechselt werden mit normaler Zypresse, denn es duftet im Gegensatz zu dieser eher limonig-holzig auf eine sehr eigentümliche Art und Weise. Jasmin, der ebenfalls enthalten ist, kann ich weder auf dem Teststreifen noch auf meiner Haut entdecken – er muß sich in jenen subtilen floralen Noten verbergen, die im Herzen den Hintergrund bilden. Die Basis des Duftes birgt den für Mecheri typischen „Kristallmoschus“, welcher normalerweise eine süße Weichheit ausrichtet, hier aber den Eindruck frischer Creme hervorruft.

Ich hätte es nicht gedacht, daß mich jemals ein Frische-Wäsche-grad-geduscht-Duft der Clean-Fraktion erwischen könnte, obgleich Gendarmes Carrière bereits einen kurzen Haben-Wollen-Eindruck hinterließ. Jener Mecheri hat mich aber geknackt – so natürlich riecht er und überhaupt nicht künstlich, so frisch, so sauber und dabei so angenehm. Tja, es hatte wohl sollen sein…

Ich bin sehr gespannt, welches Euer Favorit ist in dieser Serie! Berichtet mal!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Tourist Industry Poster von Gaeser, Izu Oshima [Insel Izu Oshima] von Taichi, Hiroshige (1858): The Izu Mountains von Dan8700, alles via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert