Maiglöckchen oder: Von Männern und Frauen …

Es ist Mai. Und endlich frühlingshaft, (fast schon) sommerlich. Das Blog will befüllt werden, was liegt näher, ein spezifisches Thema zu wählen, vielleicht gar: ein maienspezifisches Thema? Ja, richtig, ich steuere das Maiglöckchen an.

Bei meiner Recherche zum Thema bin ich auf folgende Kolumne bei www.kolumnen.de gestoßen, die aus der Feder beziehungsweise aus den Tasten eines Herrn namens Stefan Schrahe stammt: Der Duft von Maiglöckchen.

Ein nettes und lesenswertes Textchen wie ich finde – nicht nur, weil es kurzweilig und witzig geschrieben ist, sondern weil man einiges über Männlein und Weiblein erfährt, was man natürlich ohnehin schon wußte… Herr Schrahe hatte wie ich vor, einen Text über Maiglöckchen zu verfassen und begab sich ebenfalls im WWW auf die Suche nach Hintergrundinformation – mit spärlicher Ausbeute und stetig fallendem Interesse…

Und wo landet man dann als Mann? Nicht bei dem mythologischen Ursprung des Maiglöckchens, das einerseits aus den Tränen Marias unter dem Kreuze Jesu entstanden sein soll oder andererseits aus dem Blut des französischen Heiligen Saint Leonard gewachsen sein soll, das dieser im Kampf gegen einen Drachen ließ, nein… Auch nicht bei der Symbolik des reinweißen Blümchens, das oft mit Unschuld und Reinheit gleichgesetzt wird und deshalb allzugerne Brautsträuße schmückt und eine Lieblingsblume der Frau Napoleons, der Kaiserin Joséphine war. Nein, Mann landet beim Sex. Weil sich Maiglöckchen nämlich angeblich positiv auf Spermien auswirkt laut einer in dem Magazin Science veröffentlichten Studie – sie dienen quasi als eine Art Gaspedal, beschleunigen sie beziehungsweise ihr Geruch doch gar die Geschwindigkeit der Spermien. Für Herrn Schrahe nimmt so die Anfangszeile des Gedichtes von Fallersleben namens „Maiglöckchen läutet in dem Tal“ gleich eine ganz andere Bedeutung an…

Aha. Typisch Mann – könnte ich jetzt sagen. Oder mir zumindest denken. Denn, ganz abgesehen davon, daß ich das Fallersleben-Gedicht gar nicht schlecht finde, ist meine Assoziation bei Maiglöckchen eine ganz andere: Im Regelfall denke ich an Omaparfums. Leider. Und somit auch irgendwie an Talpunkte, aber ganz anderer, nämlich olfaktorischer Natur.

Maiglöckchen zeitgemäß umzusetzen, von mir aus nicht unbedingt avantgardistisch oder futuristsch, aber doch zumindest jung oder auch junggeblieben – das scheint keine so einfache Aufgabe zu sein. Sehr Ihr das auch so? Ich kenne ehrlicherweise sehr sehr wenige Düfte mit präsentem Maiglöckchen, die ich tragen würde oder auch nur: ertragen kann. Morgane Le Fay Classic, der leider vergriffene, gehört dazu, von dem ich eine Flasche wie einen Schatz in meinem Regal hüte. Sein Quasi-Nachfolger Yellow ebenfalls. Van Cleef & Arpels Muguet Blanc sowie das Maiherz von Parfums MDCI und Delrae Roths Début. Viel mehr fällt mir auf Anhieb gerade mal nicht ein und obschon es noch ein paar Kandidaten geben wird – allzu viele werden es wohl aber nicht sein…

Micallefs Lucky Charm durften wir bereits auf der Messe in Düsseldorf entdecken und – der Duft ist eine wirkliche Ausnahme. Ein rares Juwel, denn es scheint Frau Micallef ganz vorzüglich gelungen zu sein, ein Maiglöckchen in den Mittelpunkt des Duftes zu stellen und jenen mit einer Leichtigkeit und Frische zu versehen, die im Rahmen dieser Düfte ihresgleichen sucht.

Virtuos setzte man hier jenen Liebreiz des kleinen Frühlingsboten um, indem man seinen Duft so authentisch wie möglich einzufangen versuchte: Maiglöckchen, soeben gepflücktes, weht der geneigten Nase entgegen samt der ihm eigenen unschuldigen Honigsüße, von frischem eigenen Blattgrün umfangen und garniert mit herb-säuerlichen Fruchtnoten von Mandarine, schwarzer Johannisbeere und Pflaume. Die Bienenwachsnote in der Basis sorgt für wirklich lediglich dahingehauchte Gourmandanklänge, gleich der fernen Ahnung frischen Backwerks.

Weder pudrig noch pappig, nicht madamig, altbacken und/oder omahaft, nein – jung, beschwingt, frühlingshaft, leicht und traumhaft schön. Auch wenn Lucky Charm limitiert ist (ich weiß…), der Preis kein Schnäppchen und der Flakon nicht jedermanns Sache – für Fans von leichten Blütendüften, von Midgardens Summersent und von Maiglöckchen ganz speziell ist das auf jeden Fall ein Probiermuß.

Liebe Grüße und einen schönen Tag Euch allen,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Convallaria Majalis von Kurt Stueber via wikicommons, some rights reserved. Vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Christiane
    20. Mai 2010
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    Ich muss gestehen, ich habe mich in den Duft verliebt, musste ihn haben. Der Preis wurde dann – nicht ganz schmerzfrei ;-)- ignoriert. Und der leicht angekitschte Flakon – nun ja, für das Parfum ist es ja eh besser, dunkel und im Karton gelagert zu werden. Der Duft ist so schön, nostalgisch aber eben nicht madamig/altbacken/tantig sondern leicht, jugendlich – charmant… ich könnte noch lange Weiterschwärmen.
    Und für unwirsche Bankberater habe ich die Ausrede für den Kauf: ich kann mir leider keine Maiglöckchen kaufen, da mein Kater alles Pflanzliche ankauen muss; und ich will ihn ja nicht vergiften.
    Lilebe Grüße Christiane

  2. Martina Weber
    20. Mai 2010
    Antworten

    Leider kenne ich den Duft von Micaellef (noch) nicht – und meine Maiglöckchen Erinnerungen sind unverrückbar fest mit … ja, glaubt es kaum: „Diorissimo“ verknüpft. A) hatte meine geliebte Tante dieses als ihren Signature-Duft und
    B) schenkte sie mir zum 15. Geburtstag einen PARFUM-Flacon mit, glaube ich 3,5 ml oder so. Die kleine Ausgabe, aber echter Extrait halt. Ich war hin + weg, vom Flacon, vom Duft und von der Estimation, die ein solches Geschenk einer 15 jährigen Pickel-Schönheit vermittelt.
    Seit dem ist dieser Duft ( für mich) das einzig wahre Maiglöckchen… da habe ich wohl eine Scheuklappe auf, was andere Produkte betrifft.
    LG, Martina ( ein paar blühen noch in meinem Garten…bücken, schnüffeln, ahhhh! – sagen )

  3. Ulrike
    20. Mai 2010
    Antworten

    Hach liebe Christiane, ich kann Dich so gut verstehen. In allen Punkten 😉 Ich habe Gott sei Dank noch das großzügige Pröbchen von der Messe – knapp 10ml in einem (relativ) schlichten goldenen Pumpzerstäuber. Daran rieche ich hin und wieder, ganz ohne die Katzen zu gefährden 😉

    Liebe Martina, das kann ich mir aber auch gut vorstellen 🙂 Dann braucht oder besser: WILL man einfach nichts anderes mehr. Ich kenne diese Scheuklappen… leider in zu wenigen Bereichen 😉

    Liebe Grüße,

    Eure Uli.

  4. Bettina
    20. Mai 2010
    Antworten

    Diorissimo kriegt ein doppeltes Daumen hoch von mir. Da kommt kein anderer Duft ran. Und ich hock weiterhin wie ne Henne auf ihrem Gelege auf dem schönen Duft;)

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