Lederluden …

… sind es mit Sicherheit nicht – weder die Düfte, die ich Euch heute und morgen vorstellen mag, noch die Männer, die sie tragen. Aber – einige der versprochenen weiteren Lederkandidaten haben es durchaus in sich: „Separate the boys from the men“ wäre das Motto für die nächste Lederrunde.

Andy Tauer Lonestar MemoriesAndy Tauer Lonestar Memories: Hier haben wir ihn, den lonesome Wolf oder besser: Cowboy. Wie heißt es schon in Goethes Faust? Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. In diesem Falle sieht man den Marlboro-Man vor sich, den verwitterten (Leder)Sattel fest unter dem knackigen Hintern alleine durch die Steppe reitend, über das weite offene Land, dabei sinnierend und philosophierend über Freiheit, Unabhängigkeit – und all das, ihr wißt schon 😉 Einen echten Männertraum hat der Herr Tauer uns da olfaktorisch umgesetzt, intensiv, farbenprächtig und bilderträchtig wie immer: Ein ehrliches, sehr rauchiges (Sattel)Leder, verwittert und würzig, authentisch, das mit all den Jahren verschiedenste Gerüche aufgesogen hat und viele Geschichten zu erzählen weiß…
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Die Ingredienzen: Kopfnote: Geranium, Karottensamen, Muskatellersalbei; Herznote: Birkenteer (eine von Tauers Lieblingszutaten – wer Tauer kennt, weiß, was ich meine, wenn ich sage, sie ist definitiv deutlichst vorhanden), Labdanum, Jasmin, Zedernholz; Basisnote: Myrrhe, Tonkabohne, Vetiver, Sandelholz.

Knize Ten: Der Klassiker. Knize Ten wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts für den Herrenausstatter Kniže & Comp. (gesprochen: Knische, bitte nicht anglisiert als Neis oder gar Knitzsche wie Nietzsche) kreiert und war einer der ersten Lederdüfte überhaupt. Ich bin immer wieder platt ob der absolut zeitlosen, wenn gleich auch nicht unbedingt für ganz junge Männer geeigneten Eleganz und Souveränität dieses Duftes. Und hier kommen wir auch schon zu einem wichtigen Punkt: Knize Ten ist meines Erachtens nach wirklich nur für Männer geeignet.

Ich, die ich viele sogenannte Männerdüfte mein Eigen nenne und auch trage, halte es eigentlich mit Düften nicht so, daß ich strikt trenne. Erlaubt ist, was gefällt. Für mich, für andere. Die Persönlichkeit muß ein Duft einfangen, ja. Und man sollte den Duft tragen und nicht andersrum. Aber auf die Deklaration eines Duftes als Herren- oder Frauenduftes gebe ich keinen Pfifferling wie man so schön sagt. Nun – bei Knize Ten allerdings… Ich kenne ehrlicherweise keine einzige Frau, an der ich ihn mir vorstellen könnte. Er ist wirklich zu – maskulin. Oder besser: Die Ledernote ist zu maskulin.

Knize Ten gibt sich bereits in den Kopfnoten so, wie er eben ist: Als kühles und kühnes unnahbares Lederchen, hart und weich zugleich und mit verhalten animalischen sowie dezent rauchigen Akzenten ausgestattet. Unterstrichen wird die kalte Anmutung durch im Hintergrund agierende frische Hesperidennoten sowie krautig-floralen Anklängen. Im Laufe der Zeit entwickelt Knize Ten eine Art Wärme, hervorgerufen durch die Harze sowie das Moos in der Basis – diese ist jedoch trügerisch, da sie den gesamten, doch eher kühlen Eindruck des Duftes lediglich auf interessante Weise kontrastiert, nicht jedoch aufhebt.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Petitgrain, Orange, Rosmarin, Bergamotte, Zitrone; Herznote: Zedernholz, Sandelholz, Geranie, Iris, Rose, Nelke, Zimt; Basisnote: Leder, Ambra, Moschus, Moos, Vanille, Castoreum.

Wem jetzt als Frau die Tränen in die Augen steigen aufgrund mangelnder geschlechtlicher Eignung, dem sei getrost Etros Gomma empfohlen: Gomma ähnelt Knize Ten für meine Nase sehr, ist allerdings auch für Frauen gut tragbar. Gommas Leder fehlt die Schärfe, es ist weniger kühl, sondern eher trocken und ein wenig seifig-sauber. Ja, das paßt auch bei und zu Leder und riecht hier wirklich sehr ansprechend – in Kombination mit einer feinen Würzigkeit, vielleicht einer winzigen Beimengung von Nelke, die ich im Hintergrund zu vernehmen meine sowie holzig-krautigen Anklängen. Für mich ein Immergeher, der für beide Geschlechter gleichermaßen gut paßt, obgleich ihn vermutlich mehr Männer als Frauen präferieren werden. Mit Gomma macht Mann auch nun wirklich gar nichts falsch.

Die (mutmaßlichen, weil mal wieder nicht eindeutig zu recherchierenden) Ingredienzen: Leder, Hesperiden, Wermut, Ambra, Jasmin.

Einen guten Start in die Woche  und bis morgen zu Teil 2 –

liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Western Saddle und Chillin von Scot S. via stockxchng – vielen Dank für das schöne Bild!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Carola
    17. März 2010
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    nachdem ich nun Lonestar Memories von Andy Tauer getestet habe, kann ich Deiner Beschreibung nur voll zustimmen – ein richtiger Cowboy-Duft und ein echter Andy Tauer, intensiv, vielschichtig, Bikenteer. Zistrose, Tonkabohne, und Vetiver kann ich deutlich erschnuppern, wahrscheinlich, weil ich es sehr mag. Der Duft ist gelebtes Leder mit Ecken und Kanten. Ich würde es mal so formulieren, mit Oud Cuir D’Arabie schwelgt man in edlem Leder, Lonestar Memories ist ein intensiv-würziger Duft für einen rauhen, naturverbundenen Kerl – oder auch Frau – mit authentischer, gelebter Ledernote.

    Liebe Grüße
    Carola

    • Ulrike
      25. März 2010
      Antworten

      Jaja, der Tauer ist ein echter Naturbursche, während der Oud Cuir d’Arabie eher der Pradaledermantel ist 😉

      Liebe Grüße zurück, Ulrike.

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