Love Extreme und Night Narcotic von IGGYWOO – Liebe und Laster

Im letzten Teil unserer Serie zu dem jungen Dufthaus IGGYWOO widmen wir uns den beiden Eaux de Parfum Love Extreme und Night Narcotic, mit denen ich meine Beitragsreihe auch abschließen möchte. Wir haben in der letzten Woche nicht nur einiges über den Gründer und Parfümeur Richard Saint-Ford erfahren, sondern auch vier bunte, fantasievolle und toll komponierte Kreationen kennengelernt, die so vielfältig und facettenreich sind, dass sie einfach Spaß machen.

IGGYWOO – Love Extreme

Anbei nochmals meine bisherigen Artikel zu IGGYWOO. Sie bieten einen guten Überblick über die Marke, ihre Geschichte und die kreativen Einflüsse, die dahinterstehen. Im Interview spricht Richard Saint-Ford außerdem über seine Herangehensweise an Düfte, den Entwicklungsprozess hinter seinen Kreationen und die Inspiration zu seinem Bestseller Cashmere Show Pony.

Love Extreme – Kirsche trifft Gewürznelke

Ein Bestandteil von Love Extreme ist Nelke. Gewürznelke, um genauer zu sein, die in der Kreation mit Kirsche, Rosa Pfeffer, Schwarze Johannisbeere, Patchouli, Rose, Sandelholz, Ambra, Adlerholz (Oud), Vanille, Veilchen und Weihrauch kombiniert wurde. Das Eau de Parfum ist eine Hommage an die Großmutter Saint-Fords, die in seiner Jugendzeit aufkommende Zahnschmerzen mit Gewürznelken behandelte und linderte. Und so sind die getrockneten Knospen des zu den Myrtengewächsen gehörenden Gewürznelkenbaums für den Parfümeur Richard Saint-Ford ein besonderes Zeichen der Liebe, der Hingabe und Fürsorge – Love Extreme eben.

Iggywoo - Love Extreme

Gewürznelke erinnert mich ja immer so ein bisschen an Zahnarzt und diese Assoziation ist sicherlich nicht verkehrt, denn die Liebe zur Gewürznelke hat – wie wir eben erfahren haben – auch beim Parfümeur zahnmedizinische Ursprünge. Auf meiner Haut lässt sich die würzige Nelke deutlich wahrnehmen, keinesfalls unangenehm, sondern wohldosiert und sanft. Fruchtig-süße Kirschennoten und eine zarte Rosenfrische begleiten sie, sorgen für stimmungsvolle Behaglichkeit und dafür, dass die Gewürznelke demütig bleibt. Das Veilchen bringt eine subtile Pudrigkeit, die von sanft-rauchigem Oud nuanciert wird. Eine Prise Pfefferschärfe und ein Hauch Vanillesüße runden die Komposition wunderschön ab.

Love Extreme ist wirklich ein toller, fein ausbalancierter und sanfter Gewürzduft, der sich um eine Ingredienz dreht, die ich persönlich nicht ganz einfach finde. Gewürznelke kann schnell scharf, stechend und zu viel sein. Darüber hinaus ist die Zutat kein Crowdpleaser, würde ich mal behaupten. Aber Richard Saint-Ford beweist, dass man auch eine schwierige Ingredienz wunderschön umsetzen und sehr harmonisch in eine Komposition einbinden kann. Diese Gewürznelke finde ich klasse. Perfekt für alle, die würzig-luftige und transparente Kreationen mit pudrig-moleküliger Leichtigkeit bevorzugen und einen unkomplizierten und angenehmen Duftbegleiter für jede Gelegenheit suchen.

Night Narcotic – Nightlife in Duftform

Das Leben ist eine Party und Night Narcotic ist der Duft dazu. Denn das Eau de Parfum ist von genießerischen Nächten in London und Los Angeles inspiriert, berauschend und verführerisch. Das Nachtleben auskostend und die besondere Stimmung in sich aufsaugend. Musik, Bässe, die Lichter der Stadt, all dies und noch viel mehr vereint Night Narcotic mithilfe der Ingredienzien Blutorange, Bergamotte, Koriander, Jasmin, Tabak, Rose, Palo Santo, Adlerholz (Oud), Labdanum (Zistrose), Texas-Zedernholz und Patchouli.

Iggywoo - Night Narcotic

Erfrischend und spritzig beginnt Night Narcotic ganz anders, als ich erwartet hätte. Aber was genau hatte ich eigentlich im Kopf? Wahrscheinlich etwas Opulentes, Süßes, Gourmandiges. Einen Duft voller Laster, laut und genussfreudig. Tatsächlich ist dieses Eau de Parfum von IGGYWOO das komplette Gegenteil – was vielleicht auch daran liegen könnte, dass ich noch keine Nächte in London und Los Angeles durchgefeiert habe. Night Narcotic ist luftig, transparent und zitrisch, mit leichten, rauchig-holzigen Anklängen. Helles Zedernholz bringt klare, fast cleane Holznoten ins Spiel, dazu gesellen sich nach und nach frische Rosennuancen. Der Ausklang ist sanft, seifig, pudrig-holzig, fast schon ruhig und introvertiert anmutend.

Das berauschende Nachtleben oder genießerische Partys rieche ich aus Night Narcotic nicht heraus. Und genau das macht den Duft für mich so spannend. Er ist hell, weich, zitrisch-holzig, mit rauchigen Untertönen und floraler Leichtigkeit. Unkompliziert, ausgewogen und sehr tragbar – für fast jede Gelegenheit und Jahreszeit. Nur im tiefsten Winter sehe ich die Kreation nicht wirklich. Für mich ist es kein Duft der Nacht, sondern einer für den Morgen danach. Klar, leise und ganz bei sich.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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