Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich euch das Dufthaus Jean Poivre hier auf dem Blog vorgestellt habe. Nun hat die Marke zwei neue Kreationen lanciert: Sounds like a Melody und Lost in Moon River. Ganz typisch für Jean Poivre tragen beide poetisch anmutende Namen, und auch die Hintergrundgeschichte des Labels liest sich äußerst fantasievoll – mit Verweisen auf Schriftsteller wie Wilde, Dumas und Hugo und einem Hauch von „Das Parfum“ von Patrick Süskind.
Ehe ich auf die Review zu Sounds like a Melody und Lost in Moon River von Jean Poivre eingehen möchte, verlinke ich euch meine bisherigen Beiträge. In ihnen bekommt ihr nicht nur einen genaueren Überblick über das Dufthaus selbst, sondern auch über diverse Kreationen. Wie ich gesehen habe, bin ich euch noch die ein oder andere Rezension schuldig – etwa zu Nights in White Satin, Nights of Rain and Stars oder A Nightingale’s Dream. Alle anderen Düfte habe ich durchgetestet und euch meine Eindrücke in den folgenden Beiträgen ausführlich geschildert:
- Jean Poivre oder die ewige Suche nach dem perfekten Duft
- Enchanted Wilderness und Seven Days in Spring von Jean Poivre – Olfaktorisches Herumschlendern
- Requiem of lost Memories und Lost in Euphoria von Jean Poivre – Absolutely lost
- The Mysterious Garden von Jean Poivre und Volata von Acca Kappa – Vom Kloster zum Giro d’Italia
Sounds like a Melody – Ein Duft wie Musik
Zum Duft selbst findet man von Markenseite bislang kaum Hintergrundinformationen, auch der Parfümeur bleibt ungenannt. Also richten wir den Blick auf den Namen der Kreation und auf die Komposition, die aus fruchtigen Noten, Mandarine, Safran, Muskatnuss, Karamell, Vanille, Ambra, Leder, Moos, Immortelle (Italienische Strohblume) und weißem Moschus geschaffen wurde. Sounds like a Melody – das könnte auf den ersten Blick einfach den Bezug zwischen Musik und Duft herstellen. In beiden Fällen wird komponiert, mit Noten, die miteinander harmonieren, kontrastieren, sich überlagern. Doch der Name greift noch eine andere Assoziation auf: 1984 veröffentlichte die Band Alphaville ihren gleichnamigen Song – ein Klassiker des New-Wave-Pop, melancholisch und schillernd, getragen von Sehnsucht und Leichtigkeit. Eine Atmosphäre, die man, bewusst oder unbewusst, auch in dieser Kreation wiederfindet.
Wie duftet Sounds like a Melody?
Rieche ich da Kirsche? Das tiefrote, saftige Früchtchen dürfte sich unter der allgemein ausgelobten Ingredienz „fruchtige Noten“ verbergen, denn Sounds like a Melody offenbart gleich im Auftakt eine marzipanig-likörige Süßkirsche der Extraklasse. Gepaart mit den lasziv-würzigen Nuancen des Safrans und karamellig-sahniger Vanillesüße ergibt sich so ein echtes Gourmand-Bömbchen, das unglaublich lecker riecht. In der Basis treten Ambra und Leder hervor, die dem Duft einen samtigen, an feines Wildleder erinnernden Charakter verleihen. Hinzu kommen cremig-holzige und honigartig-pudrige Nuancen, die die Komposition sanft ausklingen lassen – warm, behaglich und mit dezenter Sinnlichkeit.
Wann trägt man Sounds like a Melody am besten?
Für mich ist Sounds like a Melody ein klassischer Herbst- und Winterduft: warm, leicht boozy, kirschig-gourmandig und dabei ausgesprochen tragbar. Er passt ins Büro ebenso wie zu einem Abenddate oder einem gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa mit Buch oder Serie. Die Präsenz würde ich als mittel bezeichnen, die Haltbarkeit ist sehr gut. Wohlig, weich und verführerisch – ein Duft zum Genießen.
Lost in Moon River – Sehnsucht im Mondlicht
Der Name Lost in Moon River ruft unweigerlich Erinnerungen an den gleichnamigen Song von Henry Mancini hervor, der 1961 durch Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany’s“ weltberühmt wurde. Kaum eine Melodie verkörpert so anmutig jene Mischung aus Sehnsucht, Sanftheit und stiller Melancholie. Der Song erzählt von Aufbruch, Hoffnung und leiser Wehmut. Genau dieses Gefühl versucht Jean Poivre mit den Ingredienzien Bergamotte, Mandarine, Orange, Schwarze Johannisbeere, Lilie, Jasmin, Magnolie, Rose, Tuberose, Zypresse, weißer Moschus, Tonkabohne und Vetiver in Duftform zu übersetzen.
Wie riecht Lost in Moon River?
Lost in Moon River ist im Auftakt frisch, herb und spritzig dank einer ausgewogenen Mischung an Hesperiden, in die allmählich die cremig-floralen Noten von Lilie und Jasmin einfließen. Magnolie bringt aquatisch-luftige Facetten ins Spiel, die von pudrigem Moschus und cremigem Vetiver untermalt werden. Sanft, zart-zitrisch und transparent, von grünlichen Nuancen untermalt und wunderbar wohlig klingt Lost in Moon River schließlich aus.
Wann trägt man Lost in Moon River am besten?
Die blaue Farbe und der namentliche Bezug zum Fluss ließen mich zunächst an eine aquatische Kreation denken, möglicherweise maritim anmutend. Doch Lost in Moon River ist ganz anders, nämlich hell, pudrig, zitrisch, geschmeidig und floral. Die Magnolie zaubert unterschwellig feine Wassernuancen in die Kreation, jedoch ist der Duft absolut kein Aquate. Wer sanft-pudrige, cleane Parfums mit feiner Zitrik und grünen Akzenten mag, sollte sich diese Komposition unbedingt merken. Ein guter Allrounder für jede Gelegenheit in der wärmeren Jahreszeit.
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