The Mysterious Garden von Jean Poivre und Volata von Acca Kappa – Vom Kloster zum Giro d’Italia

Mit The Mysterious Garden von Jean Poivre und Volata von Acca Kappa begeben wir uns auf eine olfaktorische Reise nach Frankreich und Italien. Ersterer bringt uns auf eine kleine Insel im Mittelmeer, direkt vor der Côte d’Azur gelegen und nur wenige Kilometer von Cannes entfernt. Die zweite Kreation entführt uns nach Italien und bringt uns hier dem italienischen Radsport näher.

Jean Poivre – The Mysterious Garden

Zu beiden Marken gibt es hier im Duft-Tagebuch natürlich bereits Rezensionen. Die Kollektion von Jean Poivre habe ich Euch vor genau einem Jahr vorgestellt (nachzulesen hier), kurz nachdem das Label ins Sortiment von Aus Liebe zum Duft aufgenommen wurde. Acca Kappa dagegen ist in Shop und Blog bereits ein alter Hase (alle Beiträge findet Ihr hier) und beim Stöbern im Portfolio der Marke bin ich auf einen 2013 lancierten Duft namens Giardino Segreto gestoßen, der sich um einen geheimen Garten dreht. Ich liebe es ja, wenn sich zwischen zwei Düften oder zwei Marken eine gewisse Verknüpfung ergibt und man Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge findet, die zwei auf den ersten Blick voneinander völlig unabhängige Dinge miteinander verbinden. Der geheime Garten von Acca Kappa und The Mysterious Garden von Jean Poivre … das ist doch schon mal eine Annäherung, möchte ich sagen. 🙂

The Mysterious Garden – Jean Poivre

Die Île Saint-Honorat liegt – wie bereits erwähnt – vor der französischen Mittelmeerküste, einen Katzensprung von Cannes entfernt. Die Insel hat mit knapp anderthalb Kilometern Länge und etwas mehr als einem halben Kilometer Breite eine überschaubare Größe. Dennoch ist sie ein beliebtes Touristenziel, denn auf ihr befindet sich ein Kloster, welches im 5. Jahrhundert gegründet wurde. Die klösterliche Anlage, ihre Gärten und die Landschaft der Insel zieht Urlauber aus aller Welt an.

Den Gärten des Klosters, in dem übrigens auch heute noch um die dreißig Zisterzienser-Mönche leben, widmet die Marke Jean Poivre den Duft The Mysterious Garden und bezieht sich dabei auf einen angeblichen Besuch des originalen Jean Poivre auf eben jener Île Saint-Honorat, den dieser in seinem Tagebuch festgehalten haben soll. Der Duft selbst trägt die Ingredienzien Gourmand-Noten, Fruchtige Noten, Safran, Zimt, Kardamom, Rose, Iris, Zedernholz, Sandelholz, Vanille, Moschus und Tonkabohne in sich.

Jean Poivre – The Mysterious Garden

Nach einer langen Wanderung verbrachte ich den Nachmittag mit dem Mönch Immanuel im Garten des imposanten Klosters auf der Île Saint-Honorat. Er ist ein Suchender – wie ich. Das Wissen, das er auf seinen vielen Reisen angesammelt hat, ist eine Inspiration für mich.

Im geheimnisvollen Garten

Eine Mischung aus nicht näher definierbaren Früchten, einer gourmandigen Cremigkeit und ledrig-dunklem Safran eröffnet The Mysterious Garden. Intensiv und üppig zeigt sich der Auftakt, überraschend außerdem, denn wenn Ihr mich gefragt hättet, hätte ich auf eine deutlich hellere und fruchtig-florale Komposition getippt. Doch das Eau de Parfum entführt uns nicht in einen Nasch- oder Ziergarten, sondern eher in einen geheimnisvollen – ja, der Name lässt es erahnen, ich weiß – einen tiefgründigen, urwaldigen und naturbelassenen.

Der Safran ist sehr dominant in dieser Kreation, trägt Adlerholz-artige Züge in sich, die im weiteren Verlauf von sanften Rosennoten nuanciert werden. Im Ausklang wird The Mysterious Garden wärmer, holziger und gewinnt pudrig-liebliche Aspekte, bleibt aber insgesamt eher dunkel und würzig.

Jean Poivre - The Mysterious Garden

The Mysterious Garden ist ein wahrlich geheimnisvoller Duft, den uns Jean Poivre hier präsentiert. Dunkel und würzig dank üppigem Safran, im Herzen von dezenten Blüten untermalt und in der Basis schließlich warm und holzig werdend, ist das Eau de Parfum kein sonnig-fröhlicher Gartentraum, sondern eher ein ruhiger, kontemplativer und vielleicht auch ein wenig melancholischer Duft, der an kühleren Tagen besonders gut tragbar ist. Ich empfinde die Kreation als recht präsent, weshalb ich ihn für Büro und Alltag eher weniger passend finde. Eher ein Duft für den großen Auftritt am Abend oder zum Ausgehen. Ein Testtipp für Safranfreunde und alle, die es werden möchten.

Volata – Acca Kappa

Volata bedeutet „Flug“ und was das genau mit dem Giro d’Italia zu tun haben soll, erschließt sich mir auf den ersten Blick nicht. Denn eben jener Radtour durch Italien ist das Eau de Parfum gewidmet, eine sportliche Kreation also, wie ich annehme. Der diesjährige Giro fand im Mai 2022 statt und wurde von dem Australier Jai Hindley vom Team Bora-Hansgrohe gewonnen.

Ich gebe zu, Radsport ist keinesfalls ein Faible von mir. Zuletzt habe ich in den 1990ern die Tour de France angeguckt. Die diversen Dopingskandale haben mir die Sportart aber gänzlich vergällt. Ich vermute aber, dass der Name Volata auf die Sprints bei Radrennen abzielt, denn dort fliegen die Fahrer ja förmlich über den Asphalt und an den Zuschauern vorbei.

Acca Kappa – Volata
Volata von Facebook

Luca Maffei entwarf dieses Eau de Parfum für die italienische Nischenduftmarke Acca Kappa und setzte dabei die Ingredienzien Bergamotte, Rosa Pfeffer, Ingwer, Kardamom, Iris, Tonkabohne, Lavendel, Labdanum (Zistrose), Angelika (Engelwurz), Patchouli, Vetiver, Zypresse, Vanille und Moschus ein.

Auf dem Rad durch Italien

Frisch und dynamisch startet Volata in den Duftverlauf dank prickelnder Bergamotte, die von Beginn an von den Lippenstift-Nuancen der Iris begleitet wird. Rosa Pfeffer setzt trocken-scharfe Akzente, die von der zitrischem Ingwer unterstrichen werden. Lavendel und Engelwurz bringen herbe und dezent krautige Noten mit hinzu, die den Duft intensiver und tiefgründiger werden lassen.

Die Iris wird im weiteren Verlauf cremiger, pudriger und offenbart sanft erdige Facetten, die nach und nach von einer holzigen Wärme und sanft-würzigen Moschusnoten untermalt werden, mit denen die Kreation schließlich ganz gemütlich ausrollt.

Acca Kappa – Volata

Nach einem durchaus energiegeladenen, da Hesperiden-lastigen Sprintstart wird Volata schließlich zu einem gemütlich vor sich hin radelnden Irisduft, umjubelt von würzig-krautigen Untertönen. Wunderschön komponiert von Luca Maffei, der in dieser Kreation italienische Eleganz modern und überaus zeitlos umsetzt. Ein Freund von Iris und all ihren Facetten – von pudrig, cremig über lippenstiftig bis hin zu erdig – sollte man schon sein, doch sofern das gegeben ist, steht dem Beginn einer großen Liebe nichts im Wege. Ein absolut alltags- und bürotauglicher Duft, den ich in jeder Jahreszeit und zu jeder Gelegenheit auftragen würde. Ein Allrounder durch und durch! 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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