Matsu Kï von Masakï Matsushïma – Energie, die alles durchströmt

Vor ein paar Wochen ging es hier ja bereits um Früchte, die wie kaum eine andere für sommerliche, sonnige und erfrischende Düfte steht: die Zitrusfrüchte. Ob Orange, Mandarine oder Grapefruit, ob Yuzu, Bergamotte oder Bitterorange, ob Blüte, Blätter oder Frucht, Hesperiden sind aus der Welt der Parfümerie nicht wegzudenken. Sie sind vielfältig und bunt, oszillieren zwischen süßen, herben, säuerlichen, grünlichen, erfrischend-spritzigen, würzig-aromatischen und cremigen Noten und bereichern viele Kompositionen durch diesen außerordentlichen Facettenreichtum. Nachdem ich in den letzten Wochen bereits die Beiträge Histoire d’Orangers Extrême von L’Artisan Parfumeur – Ein Sommerduft voller Eleganz und Pomelo Assoluto von Gritti – Die Smaragd Collection bekommt Zuwachs hier veröffentlicht habe, widme ich mich heute einer weiteren Hesperidenkreation: Matsu Kï von Masakï Matsushïma.

Masakï Matsushïma – Matsu Kï

Matsu Collection – die stille Kraft der Kiefer

Die Matsu Collection von Masakï Matsushïma trägt den Namen der japanischen Kiefer. Matsu steht in der Kultur Japans für Langlebigkeit, innere Stärke und eine stille, würdevolle Präsenz. Als immergrüner Baum, der auch unter harschen Bedingungen überdauert, verkörpert die Kiefer Beständigkeit und Ruhe. Besonders die sogenannte Mädchen-Kiefer („Onna-matsu“) gilt mit ihrer geschwungenen, eleganten Form als Symbol für Sanftheit, Zurückhaltung und Ästhetik im Unvollkommenen. Sie wird in Gärten und Tempelanlagen eingesetzt, mithilfe der traditionellen Schnitttechnik „Niwaki“ gestalterisch geformt. Ihre fließende, asymmetrische Silhouette vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und Bewegung.

Das Symbol der Matsu Collection – die abstrahierte, fächerartige Form eines Baumes – greift diese Idee auf. Es erinnert an Kiefernwipfel, an Fächer, an stilisierte Natur. Eine Reduktion auf das Wesentliche, die sich auch in den Düften der Kollektion widerspiegelt. Matsu Sunshïne widmet sich der Sonne, dem Optimismus und der guten Laune; Matsu Sakura der „Anmut, Flüchtigkeit und exquisiten Schönheit“ der Kirschblüte.

Matsu Kï – das Unsichtbare, das alles verbindet

In Matsu Kï vereint sich Matsu, also die Kiefer, mit dem japanischen Konzept „Kï“. Es ist ein Begriff, der sich kaum in ein einzelnes Wort fassen lässt. Er beschreibt jene unsichtbare Lebenskraft, die allem innewohnt: der Energiefluss, der Körper, Geist und Umgebung miteinander verbindet. In der japanischen Vorstellung ist Kï nicht nur Bewegung oder Vitalität, sondern auch eine stille Präsenz, die Dinge stimmig, lebendig und bedeutungsvoll macht.

Masakï Matsushïma – Matsu Kï

Hinter Matsu Kï steht Leonardo Lucheze, ein Parfümeur, der durch feine Kompositionen überzeugt. Er versteht es, mit wenigen präzise gesetzten Noten eine Atmosphäre zu schaffen, die berührt und fasziniert. Der gebürtige Argentinier lebt und arbeitet heute in Europa. Von genau dieser kulturellen Mischung leben seine Werke: die emotionale Wärme seiner Herkunft verbindet er mit der konzeptionellen Präzision europäischer Parfumkunst. In der Zusammenarbeit mit Masakï Matsushïma kommt noch eine weitere Facette hinzu. Für Matsu Kï greift Lucheze gezielt japanische Einflüsse auf.

„Ich wollte einen Duft kreieren, der zwischen französischer Eleganz und japanischer Zartheit angesiedelt ist und in dem die zeitlose Orangenblüte mit Raffinesse und Genuss neu interpretiert wird. Um diese Orangenblüte zu veredeln, habe ich mich für Keraji-Mandarine – wegen ihrer natürlichen, süßen und spritzigen Seite – und einen Orangette-Akkord – wegen seiner köstlichen kandierten Facetten – entschieden. Daraus entstand ein Kontrast aus Lebendigkeit und Wärme, der eine subtile Balance zeigt: eine Verschmelzung von japanischer Reinheit und französischer Tiefe, was ein Verlangen erzeugt, das sowohl sanft als auch fesselnd ist.“ – Leonardo Lucheze

In Matsu Kï kombiniert Leonardo Lucheze die Duftnoten Mandarine, Bergamotte, Himbeere, Orange, Orangenblüte, Honig, Lavendel, Neroli, Rosa Pfeffer, Karamell, Ambra und Moschus.

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Erfrischend und spritzig ist Matsu Kï im Auftakt dank eines bunten Straußes an Zitrusfrüchten, die verschiedene Facetten in die Kreation bringen. Säuerlich, herb, vitalisierend und fruchtig, gleichzeitig von einer feinen, cremigen Pudrigkeit durchzogen, die der Komposition eine gewisse Bodenhaftung verleiht und verhindert, dass sich der bunte Korb an Hesperiden in flüchtiger Transparenz und Leichtigkeit verliert. Eine zarte Pfefferschärfe sorgt im Hintergrund für Spannung, während Lavendel und Neroli sanft grünlich-krautige und aromatische Nuancen in den Duft bringen. Im weiteren Verlauf zeigen sich die sanften, warmen Noten der Ambra, die sich mit kristallin-pudrigem Moschus verbinden und die Komposition allmählich ausklingen lassen

Die Farbe von Matsu Kï ist Programm. Fröhlich, optimistisch und sommerlich wirkt das Eau de Parfum von Masakï Matsushïma. Ein wunderbar zitrischer und sonniger Gute-Laune-Duft, der die Lebensgeister zu wecken scheint, unbeschwert und lebensfroh. Wer ein angenehmes und unkompliziertes Eau de Parfum mit einer mittleren Präsenz und einer guten Haltbarkeit für den Sommer sucht, sollte sich Matsu Kï auf jeden Fall auf die To-try-Liste setzen. In der wärmeren Jahreszeit zu jeder Gelegenheit ein herrlich spritziger Duftbegleiter, der augenblicklich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Hell, strahlend und modern.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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