Julia und Hortensia von Pompeii – Luftiges Duftvergnügen

Zugegebenermaßen hat einer der heutigen Düfte allein vom Namen her einen besonders großen Stein bei mir im Brett: Julia ist das erste Eau de Parfum, das ich mir heute für Euch genauer ansehen werde. Die zweite Kreation ist Hortensia, trägt also auch einen Frauennamen. Was erwarte ich von den beiden Düften? Florale Kompositionen könnten es sein. Lieblich, eventuell ein wenig pudrig oder gourmandig. Bisher habe ich an beiden noch nicht geschnuppert, daher bin ich aktuell noch genauso schlau wie diejenigen von Euch, die die Kollektion der Marke Pompeii erst kennenlernen müssen.

Pompeii – Julia

Die zwei Eaux de Parfum Valeria und Menandro habe ich Euch in meinem Beitrag Pompeii – Am Fuße des Vesuv bereits präsentiert, die sich um eine römische Frau von zweifelhaftem Ruf und ein ganz besonderes archäologisches Highlight in der untergegangenen Metropole nahe Neapel drehen.

Julia – Die Glückliche

In Pompeji gehörte eines der größten Anwesen einer Frau namens Julia Felix. Nur einen Steinwurf vom Amphitheater entfernt, ist das etwas unter 6000 qm große Areal mit seinen zahlreichen Gebäuden, Räumlichkeiten und Gartenanlagen an Herrschaftlichkeit und Luxus kaum zu überbieten. Nur 17 Jahre vor dem katastrophalen Untergang Pompejis hatte ein Erdbeben – wohl ein Vorbote des vernichtenden Schicksals der Stadt – große Schäden an vielen Häusern hinterlassen, weshalb eine Vielzahl von Villen und Anwesen wohlhabender Pompejianer zum Zeitpunkt der Eruptionen noch renoviert wurden. Die Hausherren lebten währenddessen in anderen Regionen und Städten und fielen somit nicht dem Vulkanausbruch zum Opfer.

So war es auch bei Julia Felix. Ihr Haus wurde im Jahr der Katastrophe immer noch renoviert. Allem Anschein nach vermietete sie Wohneinheiten und Geschäfte innerhalb ihres riesigen Besitzes. Die mit prächtigen Wandgemälden geschmückten Räume, die Gartenanlagen in den Innenhöfen und die ausgeklügelte Architektur mit Säulenhallen, mehreren Badeanlagen privater und öffentlicher Natur lassen erahnen, dass Julia Felix eine angesehene und überaus erfolgreiche Geschäftsfrau und Unternehmerin war. Der Duft Julia vereint die Ingredienzien Bergamotte, Kumin, Muskatnuss, Pfeffer, Zedernholz, Rose, Vetiver, Holz und Moschus.

Pompeii – Julia

Luftig, trocken und eher herb startet Julia in den Duftverlauf. Eine subtile Pfefferschärfe trifft auf würzig-holzige Nuancen, akzentuiert von spritzig-frischer Bergamotte, die die Leichtigkeit der Kreation unterstreicht. Hatte ich von Beginn an einen üppigen Rosenduft erwartet, vielleicht auch wegen des offiziellen Pressematerials, so zeigt sich Julia viel mehr als luzide, würzig-holzige Komposition, in der die Rose eine eher untermalende Funktion hat. Pudrig-erdige Nuancen gesellen sich im Ausklang hinzu, die ich Vetiver und Moschus zuschreibe.

Sehr hell, lichtdurchflutet und transparent ist diese Julia aus dem Hause Pompeii. Es ist kein kraftvoller und durchdringender Duft, auch wenn man dies bei der Inspirationsquelle der erfolgreichen und sicherlich durchsetzungsstarken Julia Felix annehmen könnte. Die olfaktorische Julia ist eher leise, zart, dezent herb und trotz der Luftigkeit der Kreation beständig. Ein sanftes und subtiles Eau de Parfum, das allen gefallen dürfte, die gerne leichte, ruhige Kompositionen ohne Süße bevorzugen. Ein Immergeher, der zu jeder Jahreszeit und Gelegenheit passend ist.

Hortensia – Die Selbstbewusste

Der Duft Hortensia ist – soweit ich es überblicken kann – keiner wirklichen Person gewidmet, sondern „steht für die emanzipierte Person, die den Mut hat, ihre Rechte auch gegenüber den Mächtigen durchzusetzen.“ Zwar findet man einen Redner namens Hortensius, der auch eine Villa Hortensia besaß. Dieser war im antiken Rom ungemein bekannt, starb aber weit über hundert Jahre vor dem Untergang Pompejis und hatte auch keinen wirklichen Bezug zur Stadt. Die besagte Villa stand in einem etwa 50 km entfernten Ort namens Baiae, der vom Ausbruch des Vesuvs nicht betroffen war. Er hatte eine Tochter, die Hortensia hieß, die ebenfalls Rednerin war – die einzige ihres Geschlechts, die in der römischen Antike öffentliche Reden abhielt.

Eventuell hat der Duft Hortensia eine Verbindung zu den o. g. Personen, vielleicht ist aber auch nur der Name identisch. Was ich sicher weiß, sind, welche Duftnoten das Eau de Parfum enthält, nämlich Wacholderbeeren, Grapefruit, Schwarze Johannisbeeren, Gewürznelke, Leder, schwarzer Pfeffer, Veilchen, Zedernholz, Himbeere, Moschus und Vetiver.

Pompeii – Hortensia

Fruchtig und spritzig ist der Auftakt von Hortensia aus dem Hause Pompeii, in welchem ich die herben Noten der Grapefruit ebenso wahrnehme wie die dunklen Beerennuancen der Schwarzen Johannisbeere. Auch diese Komposition offenbart eine deutliche Trockenheit, die ich dem Pfeffer und den Wacholderbeeren zuschreiben würde. Das Veilchen sorgt für zarte Puderakzente, in die sich nach und nach auf leisen Sohlen das Leder schleicht, hell, aber ohne Wildledernuancen. Clean und zart wird es im Ausklang dank Zedernholz, Moschus und Vetiver, die allesamt auf luzide und pudrige Noten setzen, mal holzig, mal sanft erdig. Die Himbeere verleiht der Kreation säuerlich-fruchtige Facetten.

Hortensia ist fruchtiger und lieblicher als Julia, dafür weniger herb, weniger würzig. Und doch haben die beiden auch einige Gemeinsamkeiten. Ihnen wohnt eine sehr helle, trockene Note inne, die mitunter fast knarzig erscheint und mich – in Kombination mit den Holznuancen – teilweise an Treibholz erinnert. Ich denke, dass der Pfeffer hier eine Rolle spielt. Beide sind transparent, luftig und wirken mitunter schwer greifbar, sind alltags- und bürotauglich und Unisex. Auch Hortensia eignet sich perfekt für alle, die es bei Düften lieber dezenter und lässiger mögen.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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