Arnaud Poulain von Les Eaux Primordiales im Interview

Les Eaux Primordiales ist eine Marke, die schon seit einigen Jahren regelmäßig im Duft-Tagebuch zu Gast (nachzulesen hier) und auch die bislang noch nicht rezensierte Kreation Vanille Supermassive werde ich Euch in Kürze hier vorstellen. Doch zunächst darf ich Euch das Interview präsentieren, welches ich mit dem Markengründer Arnaud Poulain führen durfte, der uns spannende Fakten über sich selbst, sein Dufthaus, die Kollektionen und Kompositionen verrät.

Herzlich willkommen im Duft-Tagebuch: Arnaud Poulain! 😊

Arnaud Poulain, Gründer von Les Eaux Primordiales
Arnaud Poulain, Gründer von Les Eaux Primordiales

Lieber Arnaud, Du bist nicht in der Welt der Parfümerie aufgewachsen. Kannst Du uns ein wenig über Dich und Deinen Werdegang berichten?

Ich wurde in Arras in Nordfrankreich geboren und wuchs auf dem Lande in einer Familie von Handwerkern auf. Mein Vater war Metallurg und meine Großeltern waren Landwirte. Sie vermittelten mir die Werte von harter Arbeit und handwerklichem Können. Als Heranwachsender führte mich meine Leidenschaft für die Wissenschaften zu einem Maschinenbaustudium. Im Jahre 2007 entdeckte ich die Welt der Parfums – es war Liebe auf den ersten Blick. Daraufhin begann ich eine Ausbildung, die es mir ermöglichte, die Grundlagen der Parfümerie zu erlernen. Während meiner ersten Riechkurse entdeckte ich meine ausgeprägte olfaktorische Sensibilität.

Wann hast Du gemerkt, dass Du eine besondere Verbindung zu Düften hast?

Mein erster Kontakt mit Parfum war – wie bereits erwähnt – 2007, als ich in der Produktion einer bekannten Eismarke gearbeitet habe. Als ich dem Fabrikleiter von meinen Ambitionen erzählte, stellte er mich seinem Sohn vor, den er genauso ehrgeizig und zielstrebig fand wie mich, und der in die Welt der Parfums gewechselt hatte. Diese Begegnung war entscheidend! Er führte mich in eine ganze Welt ein, die ich noch nie gesehen hatte. Ich war sofort begeistert von diesem faszinierenden Universum und wollte schnell mehr entdecken. Ich habe auch viel aus Jean-Claude Ellenas Buch Le parfum gelernt.

Wie kam es dazu, dass Du Deine eigene Duftmarke Les Eaux Primordiales gegründet hast?

Les Eaux Primordiales ist eine sehr authentische und autobiografische Marke, die viel über meine Geschichte verrät. Nachdem ich mehrere Jahre für Nischenparfümmarken gearbeitet hatte, war es wurde mir klar, dass es der richtige Zeitpunkt war, meine eigene Marke zu kreieren.

Le Domaine Primordial
Le Domaine Primordial

Kannst Du uns ein wenig über Le Domaine Primordial erzählen?

Le Domaine Primordial ist ein magischer und geschichtsträchtiger Ort! Es beherbergt ein Schloss, das 1850 der Société des Mines de Charbon, also der Kohlebergbaugesellschaft, gehörte. Heute ist es der Sitz von Les Eaux Primordiales, unserer Parfumfabrik, inmitten eines bewaldeten Parks, der von riesigen Hortensien umgeben ist. Das gesamte Team freut sich, in dieser bezaubernden Umgebung zu arbeiten. Derzeit laufen die Arbeiten, um Fachleute – Geschäftspartner, Journalisten, Verkaufsteams – und Besucher zu empfangen und ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.

Was macht die Marke Les Eaux Primordiales und ihre Düfte in Deinen Augen einzigartig?

Les Eaux Primordiales zeichnet sich durch eine persönliche und einzigartige Interpretation von Rohstoffen und einer fantasievollen Vision von Blumen aus. Es geht darum, wie ich mir den Duft einer Blume vorstelle. Die Düfte sind hochkonzentriert und darüber hinaus haben wir spezifische Mazerationsprozesse in kontrollierter Atmosphäre durchgeführt, die ihre Langlebigkeit gewährleisten.

Die Düfte von Les Eaux Primordiales entwickelst Du zusammen mit der bekannten Parfümeurin Amélie Bourgeois. Wie habt Ihr Euch gefunden und was macht Eure Zusammenarbeit so besonders?

Wir lernten uns kennen, als ich Student an der SIADEP in Lens war. Amélie gab Abendkurse und war überzeugt, dass ich Potenzial hatte. Sie beschloss, mich während meiner Ausbildung zu betreuen. Heute ist unsere Zusammenarbeit wie die eines Designers mit einem Architekten. Ich bringe die künstlerische Vision mit und erkläre sie Amélie, damit sie das Fundament legen kann. Es ist eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe.

Les Eaux Primordiales – Vanille Supermassive

Les Eaux Primordiales hat verschiedene Linien – Superclassique, Supercritique, Superfluide und Supermassive. Kannst Du uns ein wenig über all diese Linien erzählen?

Inspiriert von den ikonischen Düften der französischen Parfümerie des 20. Jahrhunderts ist die Kollektion Superclassique die erste Kollektion, an der ich gearbeitet habe. Sie repräsentiert eine besondere Perspektive auf Parfum, die moderne und zeitlose Elemente miteinander verbindet.
Ich wollte auch eine Kollektion rund um die ikonischen Blumen der Haute Parfumerie haben. Die Supercritique-Kollektion verwendet ein einzigartiges Extraktionsverfahren mit CO₂, das es ermöglicht, dass das ätherische Öl einer Blume gesammelt werden kann, wobei jedes Molekül des Duftes erhalten bleibt.
Die Superfluide-Kollektion hebt wunderschöne Materialien wie Gewürze, Harze und
Edelhölzer aus der ganzen Welt. Jedes Element sublimiert diese Düfte und
bietet Kompositionen mit einer starken Anziehungskraft.
Und schließlich verkörpert unsere neueste Kollektion Supermassive, die von Kosmologie und Ozeanografie inspiriert, die Magie und Anziehungskraft von Düften auf der Haut. Diese Kollektion ist den Parfumextrakten gewidmet und soll bald erweitert werden.

Welche Kriterien hast Du bei der Auswahl der Düfte für die verschiedenen Linien angewandt?

Jede Linie bringt unterschiedliche Noten mit sich. Das Ziel ist es, eine breite olfaktorische Palette mit frischen, würzigen, moschusartigen und blumigen Kreationen anzubieten. Die Struktur der Kollektion soll den Kunden dabei helfen, den idealen Signature-Duft leichter zu finden.

Les Eaux Primordiales – Ambre Superfluide

Was sind in Deinen Augen die Hauptmerkmale der verschiedenen Kollektionen?

Superclassique ist eine autobiografische Kollektion, die ich mit dem Duft
Iris Palladium – ein neues Eau de Parfum mit einer leichten Ausstrahlung und einem durchsetzungsfähigen Charakter, das im März 2024 auf den Markt kommt – wieder ins Rampenlicht rücken wollte.
Supercritique ist vielleicht die femininste Kollektion von Les Eaux Primordiales und Superfluide ist intensiver, mit wärmeren, orientalischeren Noten, für all diejenigen, die eine unverwechselbare Duftsignatur suchen.
Die Kollektion Supermassive, die in diesem Jahr erweitert werden soll, richtet sich an Parfumliebhaber, die das Konzept der Kollektion mögen. Mit einer hohen Konzentration von 30 % sind diese Düfte weniger konventionell und bieten ein einzigartiges und unverwechselbares Erlebnis.

Wenn Du neue Düfte kreierst, hast Du dann schon eine bestimmte Duftnote bzw. ein Thema im Kopf, das im Mittelpunkt stehen soll?

Ja, meistens habe ich bereits einen bestimmten Duft und eine bestimmte Richtung im Kopf. Dann arbeiten Amélie und ich gemeinsam an verschiedenen Ideen und Ansätzen und experimentieren. Der kreative Prozess ist oft sehr langwierig, denn wir arbeiten etwa 24 Monate lang an diesen Formeln, um das perfekte Gleichgewicht zu finden.

Hast Du einen Duft in Deiner Kollektion, der besonders herausfordernd in der Entwicklung war?

Ich würde sagen, Couleur Primaire aus der Kollektion Superclassique. Dieser Duft besitzt eine trügerische Einfachheit. Er ist frisch und doch langanhaltend, mit der komplexesten Formel.

Les Eaux Primordiales –  Couleur Primaire

Welches Rohmaterial oder welche Duftrichtung inspiriert Dich aktuell am meisten?

Ich bin sehr daran interessiert, eine neue Komposition zu schaffen, die ein „Eau Primordiale“ sein soll. Ich habe Colognes schon immer geliebt und ich möchte einen zeitlosen Duft kreieren, der universell ist. Etwas, das von einer Vielzahl von Menschen getragen werden kann.

Wenn Du an Deine Kindheit denkst, gibt es da einen bestimmten Duft, der Dir einfällt?

Mimosa Supercritique hat einen ganz besonderen Platz in meinen Erinnerungen. Es ist ein Duft, der meiner Mutter gewidmet ist, die verstorben ist, als ich noch ein Kind war. In Gesprächen mit Mitgliedern ihrer Familie erfuhr ich, dass Mimosen ihre Lieblingsblumen waren und dass sie zu ihrer Hochzeit einen Strauß trug, der ausschließlich aus Mimosen bestand. Der Duft erinnert mich außerdem an die Ferien in meiner Kindheit, als ich am Ende des Winters an die Estérel-Küste fuhr, mit den letzten Schneeresten im Hintergrund und dem Duft der Mimosen in den Tälern.

Was können wir in der Zukunft von Les Eaux Primordiales erwarten?

Unser Ziel ist es, eine große Gruppe zu werden, die sich dem Luxushandwerk Made in France widmet, und zwar mit der Schaffung von zwei neuen Marken: Perroy, die im April dieses Jahres auf den Markt kommen soll, und House of Serenity, unsere Marke für kunsthandwerklich hergestellte Duftkerzen.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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