Das Dufthaus Isabey ist vermutlich allen ein Name, die sich bereits mit der Geschichte der Haute Parfumerie auseinandergesetzt haben und sich im Nischenduftsegment nicht nur auf die neu aus dem Boden schießenden und durchaus bemerkenswerten Marken fokussieren, sondern auch einen Blick zurück in die Historie der großen Duftklassiker und Dufthäuser wagen. Isabey kann man ohne Weiteres in einem Atemzug mit Houbigant, Jovoy, Lubin und Cherigan nennen, alte, klassische französische Marken, die uns mit Duftkompositionen voller Eleganz und Raffinesse verzaubern.
Kurz und knapp: Isabey
Das Paris der 1920er war faszinierend, wild und ausgelassen. Es war nicht nur das Zeitalter der hemmungslosen Partys, des Charleston und der Feierwütigen, es war auch eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Frauen befreiten sich von den engen und strengen Normen des 19. Jahrhunderts, trugen Hosen und Kurzhaarschnitte, rauchten und tranken. Kunst und Kultur erblühten. Das Leben erschien – nach den dunklen Schatten des Ersten Weltkriegs – so frei, so ungezwungen und so leicht.
In dieser Epoche entstanden auch einige berühmte Dufthäuser wie Jovoy, Cherigan und eben auch Isabey. Mit ihren üppigen, eleganten und dekadenten Kreationen trafen sie den Puls der Zeit. Ein Spross der berühmten Rothschild-Familie gründete die Marke Anfang der 1920er Jahre und benannte sie nach dem bekannten Miniaturmaler Jean-Baptiste Isabey, der im 19. Jahrhundert lebte. Mit fünf luxuriösen Düften in außergewöhnlichen Flakons und Umverpackungen und einem bekannten Namen präsentierte sich Isabey auf der Pariser Kunstausstellung im Jahre 1925. Mit vollem Erfolg.
Doch Isabey ereilte ein ähnliches Schicksal wie viele andere alte Dufthäuser: nach einer Hochphase in den 1920er Jahren sorgte der Zweite Weltkrieg für ein allzu frühes Ende der Marke, die anschließend für etwa sechzig Jahre mehr oder weniger in Vergessenheit geriet. Um die Jahrtausendwende erweckte das Parfumunternehmen Panouge die Marke Isabey aus ihrem Dornröschenschlaf, revitalisierte und reformulierte peu à peu die alten Parfumrezepturen und erschuf so einzigartige Düfte mit einem klassischen Herzen und modernen Twist.
Avant et Après – Vorher und nachher
Das Eau de Parfum Avant et Après basiert auf einem Duft aus den 1930er Jahren. Im Pressetext wird Marie Schnirer als Parfümeurin genannt. Ich bin mir nun nicht sicher, inwiefern der Duft dem Original aus den Dreißigern entspricht. Also ob es eine an den Originalduft angelehnte Neuentwicklung ist oder ob die Originalrezeptur überarbeitet und modernisiert wurde. Ich bringe das aber für Euch gerne noch in Erfahrung, da es mich selbst interessiert.
Inmitten von Romantik und Sinnlichkeit zeigt dieser neue Duft das Verschmelzen zweier verliebter Herzen. Wer waren sie vorher? Und was werden sie danach sein? Wie sie sich lieben, zeigt sich in den süßen und salzigen Noten von Avant et Après.
Der Name Avant et Après (vorher und nachher) erinnert an die Emotionen, die Verwandlung, die durch eine einzigartige Begegnung entsteht. Die strahlend weiße Farbe des Flakons steht für die Reinheit des Augenblicks, die leuchtende Goldfarbe des Etiketts und des Bandes symbolisieren eine leuchtende Zukunft.
Die Duftnoten klingen unglaublich verlockend und spiegeln die weiße Farbe des Flakons auf wunderschöne Art und Weise wider: Freesie, Frangipani, maritime Noten, Jasmin, Ylang-Ylang, Orangenblüte, Tiaré, Vanille, Moschus, Benzoeharz und Ambroxan sind die Zutaten dieses vermutlich floral und hell ausfallenden Eau de Parfum von Isabey.
Blüten, so weit das Auge reicht
Sanfte und wunderbar cremige Blütennoten bestimmen Avant et Après vom ersten Schnuppern an. Freesie, Jasmin und Orangenblüte bilden ein bezauberndes florales Bouquet, das dank Frangipani, Ylang-Ylang und Tiaré exotisch angehauchte Blütenbegleitung bekommt. Weich, zart und kuschelig wirkt der Duft aus dem Hause Isabey, bei dem die verschiedenen floralen Noten so fein aufeinander abgestimmt sind, dass sie nahtlos zusammenzugehören scheinen. Sie ergeben einen strahlend hellen, fast weißen Blütenduft, der – trotz aller Üppigkeit der beteiligten Komponenten – fast schon transparent und leicht erscheint.
Eher sommerlich als frühlingshaft würde ich die Komposition sehen, wobei hier die Übergänge natürlich fließend sind. Die maritimen Noten nehme ich weniger als aquatische Nuancen wahr, sondern vielmehr als eine dezente Salzigkeit, die den Blüten einen Hauch von Frische und Spannung verleiht und die sonnige Stimmung der Kreation unterstreicht. Vanille und Moschus runden die pudrig-cremige Komposition wunderschön ab, untermalt von milchig anmutendem Benzoeharz und watteweichem Ambroxan.
Avant et Après von Isabey ist eine helle, strahlende Blütenkomposition, der nach Sommer und Sonne duftet. Ausgeprägt cremig und zugleich fein-pudrig ist das Eau de Parfum eine lichtdurchflutete, florale Kreation, die luftig, leicht, mitunter fast ätherisch wirkt, abgerundet von kristalliner Salzigkeit, zarter Vanillewürze und weißem Moschuspuder. Ein komplexer, femininer Blütenduft, der modern, elegant und gleichzeitig klassisch wirkt. Ein Hauch von Nostalgie schwingt in der Kreation sicherlich mit, jedoch absolut zeitgenössisch interpretiert. Einfach herrlich! Ich würde Avant et Après durchaus als alltags- und bürotaugliches Eau de Parfum einstufen, das sich in der wärmeren Jahreszeit pudelwohl fühlt.
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