Last Minute Change of Heart und Someone else’s Flowers von Freddie Albrighton

Wie bereits im Interview vom vergangenen Montag angekündigt (nachzulesen hier), folgt heute die Rezension von Last Minute Change of Heart und Someone else’s Flowers von Freddie Albrighton. Der junge Brite, seines Zeichens Tattoo-Künstler und Parfümeur, lancierte in den letzten Jahren insgesamt sechs Düfte, von denen ich Euch vier bereits vorgestellt habe, nämlich Bernadette Margaret Evelyn Theresa, BOYS, Mabel’s Tooth und 11 Candles In Antwerpen. Alle Beiträge zu Freddie und seinen Kreationen habe ich Euch im Folgenden nochmal aufgeführt.

Freddie Albrighton – Last Minute Change of Heart

Die Eaux de Parfum von Freddie Albrighton tragen nicht nur ausgefallene und extravagante Namen, auch das Bildmaterial und die Komposition der Düfte kann durchaus als eigenwillig, nonkonform und außergewöhnlich bezeichnet werden. Wie er uns im Interview beschrieben hat, hat Freddie Albrighton richtig Spaß daran, kreativ zu sein, originelle Kreationen und Namen zu erschaffen, die für ihn nicht massentauglich sein müssen. Er möchte authentisch sein und hat kein Problem damit, mit seinen Düften auch mal anzuecken. Mehr Nische geht eigentlich nicht, oder?

Last Minute Change of Heart – Freddie Albrighton

Auch wenn man im Deutschen bei Last Minute Change of Heart zunächst an Liebesdinge denkt – zumindest ging es mir so wegen des Herzens und da die englische Redewendung nicht Teil meines Aktivwortschatzes ist –, würde man den Namen im Deutschen so übersetzen: Sinneswandel in letzter Sekunde. Dieser Sinneswandel kann natürlich einen Liebesbezug haben, doch ist dies kein Muss. Ob das Eau de Parfum dennoch so romantisch ist, wie ich es mir vorgestellt habe, erfahren wir gleich. Die Duftnoten Weiße Blüten, Kaschmirholz, Zedernholz, Gourmand-Noten, Sandelholz und Moschus klingen jedenfalls schon mal durchaus verlockend.

Freddie Albrighton – Last Minute Change of Heart

Eine vollmundige, kaugummiartige Blase, die in einen Hautduft aus Kaschmir, gewürzter Zeder, keksartigem Sandelholz und Moschus übergeht. Ein trockener, holziger, süßer Alltagsduft. Süchtig machend.

Last Minute Change of Heart – superduper pink

Süßer Bubblegum in Quietschrosa erfüllt den Duft vom ersten Schnuppern an. Nehme ich da eine leichte Erdbeersüße wahr? Oder Himbeere? Irgendetwas Beeriges in Rot, Rosa, Pink, Magenta schillert mir entgegen auf derart betörende und berauschend Art und Weise, dass ich unweigerlich schmunzeln muss. Last Minute Change of Heart merkt man richtig an, mit wie viel Freude und Experimentierlust Freddie Albrighton bei der Arbeit ist. Herrlich!

Langsam werden die Bubblegum-Weißblüher zahmer, eine sanfte und gourmandige Wärme durchzieht das Eau de Parfum, sehr weich, samtig und zuckersüß. Mit pudrigen und holzigen Noten klingt der Duft schließlich ganz allmählich aus, während die beerigen Kaugumminuancen noch dezent nachhallen.

Freddie Albrighton – Last Minute Change of Heart

Last Minute Change of Heart ist in meinen Augen wunderbar gelungen. Schrill, bunt, extravagant, laut und leise zugleich. Ein Duft, der nicht jedem gefallen und gleichzeitig viele Freunde finden wird, weil er einfach einzigartig ist. Quietischiger Beerenbubblegum trifft auf warme, kuschelige und sanfte Noten. Eine Kreation, der mich an die Girlies der 1990er erinnert, die heute gestandene Frauen sind, aber im Herzen immer noch das damalige Lebensgefühl in sich tragen. Tell me what I want, what I really, really want … Last Minute Change of Heart gehört definitiv dazu. 💕

Someone else’s Flowers – Blumengrüße der anderen Art

Ein ganz anders geartetes Kaliber dürfte Someone else’s Flowers sein. Dies kann ich schon so prophezeien, weil ich vor ein paar Tagen bereits einen kleinen Vortest auf einem Papierstreifen mit beiden Kreationen gemacht habe. Da war der Unterschied zwischen Last Minute Change of Heart und Someone else’s Flowers markant, ich würde fast schon sagen eklatant. 😉

Der Eindruck: Belebendes, bitteres Grün, frisch gepflückte Blätter und geknickte Stängel, pfeffrige, gewürzte Blumen, blumige Ladenluft. Eine Mischung aus moderner Parfümerie und klassischer Struktur.

Freddie Albrighton – Someone else’s Flowers

Mit den Ingredienzien Grüne Noten, Blattgrün, Chrysantheme, Hyazinthe, Moos, Patchouli und Leder hat Freddie Albrighton sicherlich ein weiteres unkonventionelles Duftkunstwerk erschaffen.

Nicht meine Blumen, nicht Deine, sondern die von jemand anderem

Trockenes und zugleich knarziges Grün duftet mir nach dem Aufsprühen von Someone else’s Flowers entgegen, das tatsächlich etwas Metallisches in sich trägt – wir erinnern uns, dass Freddie im Interview von einer Metallvase sprach. Aber auch etwas subtil Modriges, Abgestandenes. Das klingt auf den ersten Blick zugegebenermaßen etwas ungewöhnlich.

Jedoch bildet das Eau de Parfum die herben, etwas bitteren und dunkelgrünen Akzente von angeschnittenen Blattstängeln hervorragend ab. Die Hyazinthe verleiht dem Duft eine sanfte und pudrige Blütensüße, für die das Frühlingsgewächs bekannt ist. Die metallischen und subtil modrigen Nuancen verschwinden langsam, geben den Weg frei für zart ledrige Untertöne. Natürlich in schattigem Grün gehalten.

Freddie Albrighton – Someone else’s Flowers

Freunde von grünen, düsteren und eher herben Düften, die außergewöhnlich und ausgefallen sind, sollten sich Someone else’s Flowers auf jeden Fall auf ihre To-try-Liste setzen. Schattiges Grün, ein bisschen Wald, ein bisschen Patchoulimoder und Hyazinthenbetörung, das Eau de Parfum ist auf jeden Fall unkonventionell und originell, besitzt Ecken und Kanten. Ein Nischenduft durch und durch von einem überaus sympathischen jungen Briten, der mit seinen leidenschaftlichen, ästhetischen und extravaganten Kreationen die Duftwelt bereichert und von dem ich mir noch viele weitere tolle Kompositionen wünsche! ☺️

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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