Rosa Centifolia von J.F. Schwarzlose – eine Blüte mit Historie

Montag und Dienstag habe ich Euch bereits mein Interview mit Lutz Herrmann von J.F. Schwarzlose präsentieren dürfen (nachzulesen hier und hier), heute nun also möchte ich Euch das erst vor Kurzem lancierte und bei Aus Liebe zum Duft eingetroffene Eau de Parfum Rosa Centifolia vorstellen, über das uns Lutz schon das ein oder andere erzählt hat.

J.F. Schwarzlose – Rosa Centifolia

Rosa Centifolia – das Original

Rosa Centifolia ist eine legendäre und international bekannte und beliebte Kreation der alten Berliner Marke J.F. Schwarzlose. Das Original stammt aus dem Jahre 1912. Wahnsinn, oder? Vor sage und schreibe 110 Jahren wurde Rosa Centifolia zum ersten Mal auf den Markt gebracht. Das Werbegesicht des Dufts war damals die Tänzerin und Schauspielerin Edmonde Guy, ein Stummfilmstar mit rabenschwarzem Haar und blutroten Lippen. Ich habe Euch Bilder der Anzeige und des Originalflakons unten eingefügt.

Der Erfolg war garantiert. Rosa Centifolia wurde zum Verkaufsschlager und geriet leider – wie das gesamte Dufthaus J.F. Schwarzlose nach dessen Schließung – in Vergessenheit. Bis Lutz Herrmann sich 2012 der Manufaktur annahm und die Düfte des Berliner Labels neu auflegte. Wie er uns im Interview verriet, war Rosa Centifolia ein Duft, für dessen Neulancierung die Parfümeurin Véronique Nyberg und er ganze zehn Jahre brauchten. So legendär war das Original und so groß die Herausforderung eine moderne Rosa Centifolia zu erschaffen.

Eine, die es mit der alten Originalversion aufnehmen kann und dennoch ins Hier und Jetzt passt. Nicht nur von der olfaktorischen Ausrichtung her, sondern auch in Bezug auf die rechtlichen Vorgaben. Denn wie Lutz uns verriet, dürfen natürlich viele der damals verwendeten Zutaten heute nicht mehr verwendet werden. Außerdem gab es – wie bei allen originalen Schwarzlose-Kreationen – keine Rezeptur des Parfums, weshalb sich Véronique Nyberg ganz auf ihre Nase und ihr Können verlassen musste, was ihr seit 2012 ja bereits mehrfach hervorragend gelungen ist.

Werbeanzeige von Rosa Centifolia mit Edmonde Guy, 1923
Werbeanzeige von Rosa Centifolia mit Edmonde Guy, 1923
© J.F.S. Parfums Berlin GmbH & Co.KG
J.F. Schwarzlose – Rosa Centifolia
Rosa Centifolia, ca. 1912 © J.F.S. Parfums Berlin GmbH & Co.KG

Im Hier und Jetzt angekommen: Rosa Centifolia

Der originale Duft war intensiv, üppig und außergewöhnlich. Die moderne Rosa Centifolia soll eben diese Eigenschaften aufgreifen, aber in zeitgenössischer Form wiedergeben. Damit nahm sich J.F. Schwarzlose nicht nur einem legendären Duft der Originalmanufaktur an, sondern widmete sich auch einer Blüte, die in der Parfümerie einen ganz besonders hohen Stellenwert hat. Auch in Zier- und Bauerngärten wird „die Hundertblättrige“ – so die deutsche Übersetzung des Beinamens Centifolia – hochgeschätzt. Ihre dicht gefüllte Blüte ist mit unzähligen einzelnen Blütenblättern bestückt und verströmt einen unnachahmlichen und lieblichen Rosenduft.

Die ikonische Rose Centifolia schlägt im Herzen einiger der prestigeträchtigsten Parfums der Welt. Ihre Blüten werden stets in der Frische des frühen Morgens geerntet, damit hunderte aromatische Moleküle zum außergewöhnlich reichen Geruchsprofil der Rosa Centifolia beitragen können. Als charakteristisch gelten elegante Pastellnuancen, denen unter anderem eine zitronige Facette und ein sehr leichter Pfeffereffekt Struktur und Volumen geben. In der zehnten Schwarzlose-Komposition entwickelt das Rosa-Centifolia-Absolue eine transparent-kühle Note mit erdig-sinnlicher Intensität, die alles andere als flüchtig ist.

J.F. Schwarzlose – Rosa Centifolia

Véronique Nyberg kombiniert in der modernen Version von Rosa Centifolia folgende Duftnoten miteinander: Petitgrain, Kardamom, Osmanthus, Provence-Rose, Geranium, Jasmin, Vetiver, Myrrhe und Sandelholz.

Die Rose von heute

Rosa Centifolia eröffnet mit kühlen, grünlich-zitrischen Noten, die frisch und würzig zugleich sind. Osmanthus bringt einen Hauch von samtig-floraler Pfirsichfruchtigkeit in die Kreation, doch alsbald taucht das Eau de Parfum in dunklere und rauchig-erdige Gefilde ein. Myrrhe und Vetiver umgarnen die Königin der Kreation, eine edle und gleichzeitig bezaubernde Rose, die dem Duft Leichtigkeit, Transparenz und eine gewisse Lieblichkeit verleiht.

Mal zitrisch angehaucht, mal honigsüß, mal betörend zeigt sich die Provence-Rose in Rosa Centifolia, die sich in Gesellschaft der eher düsteren Duftnotenbegleiter durchaus wohlzufühlen scheint. Jasmin sorgt im Hintergrund für eine zarte und florale Cremigkeit, die die Kühle der Komposition wunderbar abmildert. Erst im Ausklang zeigen sich etwas wärmere Aspekte, die sicherlich dem Sandelholz geschuldet sein dürften, das mit seiner gewohnten eleganten und samtig-holzigen Wärme für einen wunderbaren Duftausklang sorgt.

J.F. Schwarzlose – Rosa Centifolia

Rosa Centifolia von J.F. Schwarzlose gefällt mir hervorragend und das will etwas heißen, denn sonst bin ich der Königin der Blumen gegenüber oftmals eher skeptisch eingestellt. Doch das neue Eau de Parfum ist für mich ein wunderbares Beispiel dafür, wie man die Duftnote Rose auf faszinierende Art und Weise umsetzen kann. Rosa Centifolia wirkt tatsächlich kühl, mitunter fast metallisch-glänzend und besitzt dabei dennoch diese ganz besondere klassische und auch ein wenig nostalgische Aura, ohne auch nur ansatzweise verstaubt zu wirken. Nein, Rosa Centifolia ist modern, elegant, zeitlos und edel, ein Rosenduft, der unnachahmlich, unvergleichlich und einfach wunderschön ist. Mein Fazit: Absolut empfehlenswert und daher unbedingt auf die To-try-Liste setzen! 🙂

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

2 Kommentare

  1. Theresia
    2. Dezember 2022
    Antworten

    Super spannend dir Geschichte und Entstehung hinter dem Duft zu erfahren!

    • Stephanie Biró
      5. Dezember 2022
      Antworten

      Liebe Theresia,
      herzlichen Dank für Dein Feedback. Es freut mich sehr, dass Dir der Beitrag so gut gefällt! 🙂
      Einen schönen Abend Dir und liebe Grüße
      Julia

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