Itabaïa No.29 und Morning in Tipasa No.7.2 von Pierre Guillaume – Sonne satt

Itabaïa No.29 und Morning in Tipasa No.7.2 von Pierre Guillaume werden uns heute hoffentlich ein wenig Sommer- und Urlaubsstimmung versetzen. Das ist dringend nötig – bei mir jedenfalls. Der Blick aus meinem Fenster hier in meinem Büro versetzt mich nicht gerade in Verzückung. Es regnet, ist grau, trüb und kalt. Das geht mir auch schon viel zu lange so, daher klingt ein Ausflug in sommerliche Gefilde für mich überaus reizvoll. Also packt die Badehose ein und kommt mit mir nach Brasilien und Algerien ins olfaktorische Paradies von Pierre Guillaume.

Pierre Guillaume – Itabaïa No.29
Itabaïa No.29 von Pierre Guillaume

Ich habe Euch – für alle, die in Schmökerlaune sind und/oder neu hier im Duft-Tagebuch – alle Blog-Beiträge zu der französischen Marke rund um den attraktiven Gründer und Namensgeber verlinkt: hier gelangt Ihr zu den Düften von Pierre Guillaume bzw. Parfumerie Générale, wie das Dufthaus bis vor ein paar Jahren noch hieß.

Itabaïa No.29 – Heiße Hesperiden

Inspirationsquelle für Itabaïa No.29 – unsere erste Kreation am heutigen Tage – ist der Kampftanz Capoeira, den heutzutage die meisten mit Brasilien in Verbindung bringen. Tatsächlich stammt er jedoch aus Afrika oder besser: der Vorläufer des Capoeiras stammt von dort – der NiGólo oder auf Deutsch „Zebratanz“ –, der vor etwa dreihundert Jahren mit den afrikanischen Sklaven nach Brasilien kam. Die heute unter dem Namen Capoeira bekannte Kampfkunst, war für die Sklaven eine Möglichkeit, ihr traditionelles und kulturelle Erbe in gewisser Weise am Leben zu erhalten. Aus verschiedenen Regionen Afrikas stammend, konnten viele Sklaven nicht verbal miteinander kommunizieren, weil sie unterschiedliche Sprachen sprachen. Der gemeinsame Kampftanz einte sie und lebt bis heute weiter.

Inspiriert von der Kraft und Energie des Capoeira, der afrobrasilianischen Kunst, die Tanz und Kampf kombiniert. Am brasilianischen Strand von Itacaré führen die tanzenden Krieger ein akrobatisches und solares Ballett im Rhythmus von Berimbas und mitreißenden Melodien auf und verblüffen mit Kraft, Anmut und Präzision.

Pierre Guillaume – Itabaïa No.29
Itabaïa No.29 von Pierre Guillaume

Für Itabaïa No.29 wählte Pierre Guillaume Duftnoten, die Sommer, Sonne und Tropenstrand versprechen und wie Musik in meinen Ohren klingen: Zitrische Noten, Ananas, Passionsfrucht (Maracuja), Florale Noten, Hibiskus, Vanille und Cannabis sind die Ingredienzien des Eau de Parfum, das uns nach Brasilien entführt.

Tanz mit mir den Capoeira

Mit erfrischend-herber Hesperidenspritzigkeit startet die Itabaïa No.29 von Pierre Guillaume in den Duftverlauf, alsbald begleitet von grünlich-krautigem Cannabis, das sich aus den Tiefen der Basis nach oben schiebt. Wo sind die Früchtchen, auf die ich mich so gefreut habe? Eine dezente Säure nehme ich im Hintergrund wahr, die mich an roten Hibiskustee erinnert.

Jenen, der aus den getrockneten Blüten aufgegossen wird und ganz ohne Fruchtzugabe auskommt. Trotz seiner Hesperidenfülle macht die Komposition auf mich einen durchaus präsenten und haltbaren Eindruck. Kein Raumfüller selbstredend, aber nun auch kein Hauch von Nichts. Nach und nach erschnuppere ich eine feine und subtil süßliche Ananasfruchtigkeit, die das zitrisch-krautige Ensemble umspielt.

Pierre Guillaume – Itabaïa No.29

Itabaïa No.29 von Pierre Guillaume ist eine herbe und recht trocken anmutende Zitrusfrucht-Cannabis-Kombination, die auf mich sehr kühl, sehr luftig und holzig wirkt. Keine Sommer-Sonne-Tropen-Stimmung, dafür aber ein durchaus stimmiger und in meinen Augen recht maskulin angehauchter Hesperidenduft mit Ananasuntermalung, der in der wärmeren Jahreszeit ein guter und unkomplizierter Begleiter für Alltag und Büro sein dürfte.

Morning in Tipasa No.7.2

Auf ans Mittelmeer nach Algerien mit Morning in Tipasa No. 7.2. Der Küstenort Tipasa war ursprünglich eine phönizische Siedlung, die später von den Römern zum Militärstützpunkt umfunktioniert wurde. Aus römischer Zeit stammen allerlei archäologische Stätten und Ruinen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus setzte der algerischen Stadt mit seinem Essay „Hochzeit in Tipasa“ ein Denkmal.

Inspiriert von „Hochzeit in Tipasa“ (1938) von Albert Camus: Der Autor schildert den Sommer in Tipasa mit seinen römischen Ruinen und dem Meer, er preist die Natur und die Schönheit der Körper unter der Sonne.

Pierre Guillaume – Morning in Tipasa No.7.2

Zitronengras, Pfefferminze, Kiefer, Bergamotte und Honig sind die Duftnoten der Kreation, die so viele Inspirationsquellen zu haben scheint: das Buch Camus’, die römischen Ruinen, die Eindrücke Pierre Guillaumes, all dies findet sich dem Eau de Parfum wieder.

Olfaktorisches Sightseeing

Morning in Tipasa No.7.2 offenbart gleich von Beginn an eine spritzig-herbe Zitrusnote, die alsbald von frischer und grüner Pfefferminze akzentuiert wird. Die beiden erzeugen eine bezaubernde Kühle, die überaus sommerlich anmutet. Trocken, luzide und von einer hellen, pinienartigen Holzigkeit durchzogen, die eben jene zitrischen Anklänge unterstreicht.

Nektarsüßer Honig verleiht der Komposition liebliche Akzente, die allerdings nur subtil wahrzunehmen sind. Dem Duft wohnt eine gewisse Meeresstimmung inne, die mir überaus gut gefällt und die aus der stimmigen Mischung aus Hesperiden, Pfefferminze und Kiefer zu entstehen scheint.

Pierre Guillaume – Morning in Tipasa No.7.2

Morning in Tipasa No.7.2 von Pierre Guillaume ist ein wunderschöner, leichter und transparenter Mix aus zitrischen, grünlich-kühlen und holzigen Noten, der mit einer feinen und sehr harmonischen Honignuancen abgerundet wird. Eher hautnah und von leichter Präsenz ist das Eau de Parfum ein optimaler Kandidat für die warme Jahreszeit, der sich in Alltag wie im Büro hervorragend macht. Ein moderner, mediterran angehauchter Duft, der elegant, entspannt und absolut zeitlos ist.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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