Das Nuvolari-Denkmal von Rubini, der Extrait de Course

Erstmals begegnete ich dem Haus Rubini 2015, als der Duft Fundamental erschien. Natürlich blieben mir über die Jahre nicht alle rezensierten Parfums in Erinnerung. Fundamental aber schon. Ausgefallenes Design, eine außergewöhnliche Verpackung und ein exzellenter von Weißwein inspirierter Duft. Hier könnt Ihr noch einmal alles über Fundamental nachlesen. Als Nächstes veröffentlichte Rubini Tambour Sacré, hier von Uli besprochen, und nun haben wir den dritten im Bunde mit Nuvolari.

Wie die beiden Vorgänger wurde auch dieser von Cristiano Canali komponiert und ist dem legendären Rennfahrer Tazio Nuvolari (1892–1953) gewidmet. Nuvolari war auch als „Mantovano volante“ oder „Fliegender Mantuaner“ bekannt und das nicht ohne Grund. Er war einer der erfolgreichsten Rennfahrer aller Zeiten.

„Niemand sonst konnte eine so hohe Sensibilität für das Auto mit einem fast unmenschlichen Mut verbinden.“

Enzo Ferrari
Tazio Nuvolari
Autor unbekannt Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Szenerie von Nuvolari

Deutschland, die legendäre Rennstrecke vom Nürburgring, 28. Juli 1935. 22 Kilometer Rennstrecke unter einem bleiernen Himmel, Wind und Regen bedrohen die Strecke. Ein ohrenbetäubendes Geräusch durchbricht die Stille, ein rot lackierter Rennwagen saust vor uns durch die oktanhaltige Luft. Es ist Nuvolari, der vorbeifährt.

Man spürt die Spannung geradezu, der Geruch von Treibstoff und Abgasen liegt in der Luft, genauso wie von verbranntem Gummi und heißem Asphalt. Der VII. Große Preis von Deutschland, am 28. Juli 1935 auf der Nordschleife des Nürburgrings. Es siegt unerwartet Nuvolari auf seinem Alfa Romeo Tipo B und schreibt mit diesem Rennen Motorsportgeschichte.

Wenn der Duft auch nach der Persönlichkeit des Rennfahrers kreiert wurde, welchen Charaktereigenschaften dürfen wir dann erwarten? Bekannt ist, dass Nuvolari abseits der Rennstrecke sehr sympathisch und beliebt war, auf der Strecke aber keine Gefangenen machte. Wie viel Wahnsinn, Todessehnsucht und Waghalsigkeit steckt also auch in Rubinis Schöpfung?

Tazio Nuvolari
© Rubini

Nuvolari – die Nase fährt mit

Spannend wird es nun, wie Canali dieses Bild umgesetzt hat. Aus der Synthetic-Serie von Comme des Garçons gab es bereits mal einen automobilen Duft namens Garage (Bericht hier), der allerdings nicht mehr verfügbar ist und meiner Erinnerung nach doch weniger tragbar war. Bei Rubini erwarte ich auch keine Tauchgänge ins Ölfass.

Erst gebe ich Nuvolari ganz klassisch auf den Teststreifen und bin überrascht und sofort angetan, was mir hier entgegenkommt. Der Beginn ist frisch und würzig, mit italienischer Zitrone, schwarzem Pfeffer und einem deutlichen Hauch Grüner Minze. In den Duftnoten ist im Kopf noch von einem Benzinakkord die Rede. Ich würde ihn als rauchig und tabakartig beschreiben. Vielleicht habt Ihr auch schon einmal die Nase in eine Zigarettenschachtel gesteckt. Wie der süßliche, honigartige und würzige Duft von Tabak, rauchig, aber nicht verbrannt.

Auf der Haut wiederholt sich dieser Eindruck, aber schärfer und würziger. Metallisches Neroli und Bulgarische Rose sind in den Herznoten noch angegeben, diese gehen aber in der kühlen Würze des Beginns auf. All dies zusammen gibt die Fantasienote „Motor Racing Accord“. In der Basis finden sich rauchiges Vetiver und ein feiner und schön austarierter Oud-Akkord, der tatsächlich an Asphalt erinnert.

Unter dem Asphalt liegt …

Unter dem Pflaster liegt der Strand, unter dem Asphalt der wunderbar ledrig-rauchig-würzige Duft Nuvolari. Wie bei Fundamental wurden die Schalen aus Glebanite gefertigt, welches wiederum aus wiederverwerteten Glasfasern von Gebäuden oder Segelbooten besteht. Hier erhält es durch die schwarze Farbe und raue Struktur eine deutliche Asphalt-Anmutung.

© Von Rubinis Facebookseite, Detailaufnahme der Hülle

Der Renner Nuvolari

In Nuvolari vereinen sich vieles, was man mit dem Rennsport assoziiert. Metallische Noten lassen an die Karossen denken, Benzin, Gummi und Asphalt werden durch würzige und rauchige Noten repräsentiert. Die Hülle rundet schließlich das Gesamtkunstwerk ab. So ungewöhnlich die Inspiration sein mag, durch Noten, die vielleicht nicht alle besonders wohlriechend sind, so wunderbar ist der Duft geworden. Eine abgestimmte Komposition, absolut tragbar und ein echtes Highlight für alle, die rauchig-ledrige Düfte so lieben wie ich.

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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