Ambre Sauvage von Goutal und dear empathy von equality.fragrances

Im Weihnachtsendspurt – ist es morgen wirklich schon so weit? – möchte ich Euch heute noch zwei Duftkompositionen vorstellen, von denen ich denke, dass sie ganz wunderbar in diese winterliche Jahreszeit passen könnten, nämlich Ambre Sauvage Absolu von Goutal und dear empathy von equality.fragrances.

Goutal – Ambre Sauvage
Ambre Sauvage Absolu von Facebook

Ambre Sauvage Absolu – Goutal

Dem ein oder anderen mag der Name des Dufts bekannt vorkommen. Tatsächlich ist Ambre Sauvage Absolu eine Neuauflage einer nahezu gleichnamigen Kreation aus dem Jahre 2015, die damals in der Kollektion Les Absolus d’Annick Goutal lanciert wurde. Der neu formulierte Ambre Sauvage Absolu ist nicht nur eine Hommage an die Kunst der Parfümerie, an die Rohstoffe im Besonderen, sondern feiert irgendwie auch das 40-jährige Firmenjubiläum des Dufthauses, das Anfang der 1980er von Annick Goutal gegründet und nach deren Tod im Jahre 1999 von ihrer Tochter Camille weitergeführt wurde.

Jeder Amber birgt ein Geheimnis. Eine dem Parfümeur heilige Komposition, Amber ist keine Zutat, die geerntet wird, sondern ein Material, das in unserer Vorstellung Gestalt annimmt.

Goutal
Goutal – Ambre Sauvage
Ambre Sauvage Absolu von Facebook

Ambre Sauvage Absolu ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen Camille Goutal und Isabelle Doyen, der Hausparfümeurin der Pariser Marke. Die Ingredienzien sind in etwa gleich geblieben wie im Vorgängerduft gleichen Namens: Rosa Pfeffer, Lavendel, Iris, Vanille, Hölzer, Styraxharz und Patchouli machen den Duft zu der „wilden Ambra“, die der Titel verspricht.

Ein Gefühl von Geborgenheit

Trocken und mit einer dezenten Wildledernote zeigt sich Ambre Sauvage Absolu zumindest im Auftakt als eher sanfter Geselle, der mich leise schnurrend wie ein Schmusetiger umgarnt und umschmeichelt. Was für eine schöne Lederiris, die sich hier cremig und fast schon butterweich der Komposition hingibt, untermalt von köstlicher Vanille, die überraschend unsüß wirkt. Eine schöne Überraschung, wie ich finde, denn eine zu große Lieblichkeit könnte Ambre Sauvage Absolu ins zu Opulente, zu Üppige kippen lassen.

Nein, die Duftkomposition von Goutal ist wunderbar ausgeglichen, fein ausbalanciert und harmonisch. Hölzer bringen zusätzliche trockene und helle Akzente mit ins Spiel, unterstreichen die beigefarbene Färbung der Kreation. Ich würde Ambre Sauvage Absolu tatsächlich eher in einem milden Beigeton farblich umsetzen, denn in dem üppigen Gold, das Goutal für die Pressefotos wählte. Styraxharz und Patchouli sorgen im weiteren Verlauf für ein etwas dunklere und harzig-erdige Nuancen, die die Würzigkeit des das balsamisch-warmen Ambraleders von Ambre Sauvage Absolu hervorhebt.

Goutal – Ambre Sauvage

Ambre Sauvage Absolu ist wie geschaffen für die aktuelle Jahreszeit. Ein Duft, der wärmt, der umhüllt und tröstlich wirkt, der sinnlich und betörend anmutet. Perfekt für den großen Auftritt am Abend oder auch den gemütlichen Kuschelnachmittag auf dem Sofa vor dem Kamin. Mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand die Schneeflocken vor dem Fenster vom Himmel tänzeln sehen und sich ganz der wohligen Behaglichkeit und Wärme des Moments hingebend. Für Freunde üppiger würzig-harziger und holziger Düfte mit köstlicher ambrierter Wildedernote ist Ambre Sauvage Absolu von Goutal wie geschaffen.

dear empathy – equality.fragrances

Unser zweiter Kandidat am heutigen Tage heißt dear empathy und stammt von einem jungen und ambitionierten Label namens equality.fragrances, dessen Gründer Lukas Görlitz ich im Frühjahr dieses Jahres hier für das Duft-Tagebuch interviewen durfte (nachzulesen hier). Die Marke hat sich Großes vorgenommen und engagiert sich aktiv gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern, modernem Sklavenhandel, Gewalt und Armut. Jeder verkaufte Flakon tut etwas Gutes, denn 10 % des Gewinns spendet equality.fragrances an eine international tätige und anerkannte NGO, die sich für die Ärmsten der Armen, die Misshandelten und die Unterdrückten einsetzt – meistens Kinder.

Ein Thema, das mich damals bei unserem Interview schon nachdenklich und betroffen machte – gerade auch als Mutter zweier kleiner Jungs … Auch den ersten Duft der Marke habe ich im letzten März rezensiert (nachzulesen hier), einen wunderschönen Sandelholzduft, der den schlichten und markanten Namen equality. trägt.

equality.fragrances – dear empathy

Gespannt bin ich auf die zweite Kreation der Marke, die sich der Empathie widmet. dear empathy ist eine Rückbesinnung auf unser Mitgefühl, auf unser innerstes Selbst, in dem eben jene Empathie durch widrige äußere Einflüsse oftmals verloren oder zumindest begraben zu sein scheint.

equality.fragrances möchte uns helfen, eben jenes Einfühlungsvermögen, die unserem menschlichen Miteinander so guttun würde, in uns wiederzuentdecken und zu erwecken. Für uns, für unsere Mitmenschen, für ein friedliches und harmonisches Beisammensein.

Während der Parfümeur beim ersten Duft noch im Geheimen blieb, ist der kreative Kopf, die Nase des zweiten Eau de Parfum bekannt: Alexandre Illan. Er kreierte dear empathy aus den Ingredienzien Geranium, Kamille, Lavendel, Gras, Elemiharz, Bulgarische Rose, Osmanthus, Amyris, Atlas-Zedernholz, Sandelholz und Labdanum (Zistrose).

equality.fragrances – dear empathy

dear empathy personifiziert eine uns angeborene, gar grundlegende Fähigkeit des Fühlens, welche uns, in einer Welt aus Ungewissheit, Schnelllebigkeit, digitaler Allmacht und Ungerechtigkeit, verloren gegangen zu sein scheint.

equality.fragrances

Für Frieden und Freude

Harzig und krautig eröffnet dear empathy mit den Noten von Elemiharz und Lavendel, untermalt von der florale-minzigen Kühle des Geraniums. Kamille bringt eine würzige Süße mit in den Duft, zu der sich alsbald die lieblichen Nuancen saftiger und reifer Pfirsiche gesellen. Der Osmanthus übernimmt mit seinen fruchtigen Weißblühernoten das Duftruder, nach wie vor unterlegt von einer dezenten Melange aus Elemiharz, Lavendel und Geranium.

Langsam schieben sich die Hölzer ins Duftgeschehen. Die pfirsichhafte Blütensüße des Osmanthus weicht ein wenig zögerlich zur Seite. Doch schließlich dürfen auch Amyris und Sandelholz auf die Duftbühne und erwärmen dear empathy nach und nach mit ihren balsamisch-holzigen und lieblichen Nuancen, die so voller Wärme, voller Behaglichkeit und Wohlfühlstimmung sind.

equality.fragrances – dear empathy

dear empathy von equality.fragrances ist ein würdiger Nachfolger des ersten Dufts equality. Doch nicht nur das, es ist selbstverständlich auch eine eigenständige Kreation, die zeigt, wie und in welche Richtung sich die Marke olfaktorisch weiterentwickelt. Dies gefällt mir ausgesprochen gut. dear empathy ist ein kräftiger und kraftvoller Duft, der ein Statement setzt, der eine lange Haltbarkeit aufweist und voller Wärme, Zuversicht und Optimismus ist. Wunderschön! 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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