Kalahari, Divin Part und Abysse von Noème Paris – Die Duftreise geht weiter

Noème Paris hat uns bereits gestern in ferne Länder entführt und begeistert (nachzulesen hier). Heute reisen wir mit Kalahari ins südliche Afrika, um uns anschließend mit Divin Part der Physik zu widmen, in all ihrer Pracht. Den heutigen Abschluss bildet eine Reise in die Tiefe mit Abysse. Mit Naïca und Atitlàn durften wir gestern nach Mittelamerika reisen, in die beeindruckende Kristallhöhle in der Nähe der Stadt Naica und zum Vulkan Atitlán, der an einem guatemaltekischen See in Gesellschaft zweier weiterer Vulkane die Landschaft prägt.

Kollektion von Noème Paris

Kalahari – Die afrikanische Wüste

Streng genommen haben wir es bei der Kalahari gar nicht mit einer Wüste zu tun. Der Begriff Dornstrauchsavanne trifft viel eher zu. Die Kalahari liegt grenzüberschreitend in Namibia, Botswana und Südafrika und besitzt mit dem Okavango-Delta und einigen Salzpfannen außerdem touristisch interessante Sehenswürdigkeiten. Die meisten Touristen sind jedoch auf Safari in der Kalahari unterwegs, doch auch Segelflieger oder Sterngucker können in der Savanne auf ihre Kosten kommen.

Die Wüste, Metapher der Einsamkeit, ist jedoch bevölkert. Bevölkert mit Geheimnissen, die ihr rätselhaftes Wesen ausmachen. Sie ist mehr als einfach nur die Weite, die das Auge wahrnimmt.

Noème Paris

Bis auf wenige kleinere Dörfer ist die Kalahari nahezu unbewohnt. Nur das indigene Volk der San lebt noch hier als Jäger und Sammler und nutzt die Ressourcen der Dornstrauchsavanne für ihr Überleben. Wie so viele indigene Völker, sind auch die San vom modernen Leben der industrialisierten Welt bedroht. Ihr Zahl ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Viele wurden zwangsweise umgesiedelt und verlieren tragischerweise mehr und mehr den Bezug zu ihrer Tradition und Kultur.

Noème Paris – Kalahari

Majda Bekkali, die Parfümeurin der Kreationen von Noème Paris, huldigt der Kalahari mit den Ingredienzien Bergamotte, Safran, Kardamom, Ambra, Labdanum (Zistrose), Zedernholz, Weihrauch, Kaschmirholz und Moschus.

Die Weite der Kalahari

Üppig strömt mir der scharfe und aromatisch-grüne Duft von Kardamom entgegen, der im Auftakt von Kalahari wunderschön in Szene gesetzt wird. Die dunklen und dezent ledrigen Gewürznoten des Safrans gesellen sich hinzu, ebenso wie trockene Hölzer, die der Kreation eine gewisse Bodenhaftung verleihen.

Ambra und Zistrose schenken dem Savannenduft einen Hauch von Wärme und eine zarte Süße, die allerdings eher im Hintergrund der Komposition wirken. Hier und da zieht ein dezent rauchiges Weihrauchwölkchen vorbei, während Moschus im weiteren Verlauf für pudrige und sandige Momente sorgt.

Noème Paris – Kalahari

Kalahari ist ein holziger und sanft-orientalischer Gewürzduft, der sehr transparent und leise wirkt. Ja, fast schon meditativ möchte ich sagen. Er strahlt außerordentliche Ruhe und Gelassenheit aus, die durchaus an einen Ort abseits jeglichen Alltagstrubels und Hektik denken lässt. Ich habe das imaginäre Bild der Kalahari vor Augen, mit ihrem staubtrockenen Sandboden, dem widerstandsfähigen Gehölz und den Gräsern und Sträuchern, die sie beheimatet. Ja, das passt schon, obgleich ich den Duft durchaus auch woanders verorten könnte, solange viel Natur und eine gewisse Exotik gegeben ist. Kardamomfreunde sollten die Kreation von Noème Paris auf jeden Fall testen, ebenso alle, die einen alltagstauglichen und nicht allzu präsenten orientalischen Gewürzduft suchen. 🙂

Divin Part – Die Göttlichkeit der Teilchen

Nach dem Kardamomduft Kalahari nur also eine weitere Ingredienz, die ich besonders liebe: Die Iris bekommt in Divin Part ihren großen Auftritt. Sicherlich eine Duftnote, mit der einige von Euch nichts anfangen können. Doch möchte ich auf mein zwiegespaltenes Verhältnis zur Tuberose hinweisen, die mich mittlerweile in vielen Kreationen zu begeistern weiß, auch wenn ich das vor ein paar Jahren niemals gedacht hätte. Die Iris riecht für viele einfach nur nach Puder und Lippenstift. Dabei riechen die beiden Kosmetikartikel vielmehr nach der Iris, sie wurden früher nämlich mit Iriswurzel angereichert. Der Duft von Noème Paris nimmt sich einem ganz besonderen und Kosmetik-fernen Thema an: dem Higgs-Boson, umgangssprachlich auch Gottesteilchen genannt. Ein Begriff, der in der Wissenschaft übrigens absolut verpönt ist.

Schließ die Augen und reise zurück in der Zeit. In dieser unvorstellbaren Unermesslichkeit geschieht schließlich alles, was nicht unmöglich ist, und in einem unhörbaren Blitz war die Materie da.

Noème Paris
Noème Paris – Divin Part

Divin Part, der Duft eben jenes Higgs-Bosons, dessen Existenz 2012 im schweizerischen CERN nachgewiesen wurde und das Teilchenphysiker schon seit Jahrzehnten beschäftigt, besteht aus den Ingredienzien Ylang-Ylang, Iris und Weißer Moschus. Weitere Ausführungen meinerseits über das Higgs-Boson erspare ich Euch aufgrund mangelnder Physikkenntnisse. Wer sich für das Thema interessiert, hier versucht Harald Lesch Licht ins Dunkel zu bringen.

Der Ursprung der Materie

Den direkten Bezug zwischen dem Higgs-Boson und der Iris vermag ich nach wie vor nicht auszumachen. Aber ich bin ja schließlich auch nicht für die Teilchenphysik hier, sondern um einen Duft zu rezensieren. Und genau das möchte ich nun machen: Divin Part ist definitiv der Iris gewidmet, das wird vom ersten Aufsprühen an offenbar. Sanft, cremig und von den typischen Lippenstiftakzenten durchzogen zieht die Iris in der Kreation von Noème Paris olfaktorisch alle Register ihres Könnens.

Ein Tupfer Ylang-Ylang, aber wirklich nur ein Hauch, verleiht der Kreation eine betörende und süßliche Blütennote, die hier und da zwischen den cremigen Nuancen der in sich friedlich ruhenden und kontemplativen Iris aufblitzt. Der Moschus verleiht dem Duft nach und nach skinnige, ja fast schon cleane Momente, denen neben einer gehörigen Portion Behaglichkeit auch eine gewisse Wärme innewohnt.

Noème Paris – Divin Part

Divin Part ist ein wunderschöner und fast schon solifloral anmutender Irisduft, der mit einem Hauch von Ylang-Ylang geschmückt ist. Irisfans sollten sich diese Kreation von Noème Paris unbedingt auf ihre Must-try-, wenn nicht gar auf ihre Must-have-Liste setzen. Hautnah, rein und pudrig-cremig ist Divin Part ein absolut alltags- und bürotauglicher Duft für alle Liebhaber von Schwertlilie und transparent-dezenten Kompositionen.

Abysse – Die Tiefe des Abgrunds

Mit Abysse bringt uns Noème Paris zum Abschluss dieser Rezension in die Untiefen des Meeres. Spontan muss ich an einen Film gleichen Namens denken, der Ende der 1980er von James Cameron gedreht wurde und den Beinamen „Abgrund des Todes“ hatte. Doch schickt uns die Duftmarke Majda Bekkalis kein olfaktorisches Atom-U-Boot, sondern eine Kreation, die sich um die Einzigartigkeit der Unterwasserwelt dreht.

Abysse ist ein Tauchgang ins Unbekannte, die Rekapitulation einer Entdeckung. In seiner dunklen Unermesslichkeit wird das Licht geboren. Eine fast magische, leuchtende Meeresfauna.

Noème Paris
Noème Paris – Abysse

Die Duftnoten Davana, Muskatnuss, Iso E Super, Alpenveilchen, Weißdorn, Zedernholz, Moschus, Patchouli und Sandelholz sind die Zutaten von Bekkalis Tiefseeduft.

Im Rausch der Tiefe

Abysse zeigt sich von Beginn an als maritimer und würziger Duft mit deutlicher Algensalzigkeit. Iso E Super verleiht der Kreation Flügel, macht sie luftig und leicht. Muskatnuss schenkt dem Duft würzige Tiefe, die die aquatischen Nuancen des Alpenveilchens unterstreicht.

Grünliche und holzige Akzente offenbart das Eau de Parfum im weiteren Verlauf, die von einer zarten Seifigkeit untermalt werden. Im Ausklang wird Abysse von den samtigen Nuancen von Sandelholz erwärmt, das auf einer Basis aus Moschus und cremig-hellem Patchouli gebettet ist.

Noème Paris – Abysse

Abysse ist ein von salzigen Algen und einer intensiven Iso-E-Super-Leichtigkeit getragener Meeresduft, der mit einer eher leichten Präsenz aufwartet. Eine transparente und hautnahe Unisex-Kreation aus dem Hause Noème Paris, die sich in Büro und Alltag absolut wohlfühlt und – wie auch die anderen Düfte der Marke – eine unglaubliche Gelassenheit ausstrahlt. 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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