Close to Midnight, The Rose und I Belong to U von Musicology – All about Love

Close to Midnight, The Rose und I Belong to U bilden den Schlussakkord unserer Rezensionsreihe der Düfte aus dem Hause Musicology. Das Konzept ist das Gleiche wie in meinen letzten beiden Artikeln beschrieben (nachzulesen hier und hier): Alle drei Düfte drehen sich jeweils um ein Musikstück und vertonen dieses olfaktorisch. Da wir uns heute gleich drei Duftkompositionen genauer anschauen werden – inklusive deren Inspirationssquelle –, möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, sondern mich stattdessen direkt ins Duftverkostungsvergnügen stürzen. 🙂

Close to Midnight – Kurz vor Mitternacht

Die Inspirationsquelle für Close to Midnight ist nicht ganz eindeutig auszumachen, obwohl ich einen Favoriten habe. Auf Spotify konnte ich ein paar Songs gleichen Namens ausmachen. Einige waren groovig-chillige Loungesongs, die eine ruhige und meditative Stimmung erzeugen. Dann gibt es noch ein Bluesrockinstrumentalstück der Band Savoy Brown und schließlich – mein persönlicher Favorit – einen funky-souligen Song aus den 1980ern von der Combo Midnight Star.

Letzterer dreht sich um ein ganz klassisches Thema: die Liebe. Gut, tatsächlich geht es in dem Song in erster Linie um eine kurzfristig verlebte intime und schweißtreibende Zweisamkeit. Zwei nicht näher beschriebene Personen treffen sich und finden sich überaus attraktiv. Der Sänger überlegt, kurz vor Mitternacht den ersten „Move“ zu machen und auf die andere Person zuzugehen. Das Ziel ist klar: Man möchte die Nacht miteinander verbringen. Wir können erahnen, worauf das hinausläuft …

Im Pressetext ist von einem Duft für „Nachschwärmer“ die Rede, der eine „entzückende Verführungskraft“ besitzt. Oho! Bleibt noch die Frage, wie Nathalie Lorson diesen Duft der Verlockung olfaktorisch umsetzt. Ja, mit den Ingredienzien Jasmin, Kaffee, Tonkabohne, Labdanum (Zistrose), Ambra sowie Moschus ist durchaus die ein oder andere Zutat mit einer gehörigen Portion Sexappeal vorhanden. Es dürfte also heiß werden!

Musicology – Close to Midnight

Wie verführerisch ist Close to Midnight?

Warum wird eigentlich Kaffee nicht viel öfter in Düften verwendet? Das denke ich mir jedes Mal, wenn ich an einer Kreation mit der wachmachenden Zutat schnuppere. Denn eine richtig köstliche, schwarze Kaffeenote ist doch was Feines. In Close to Midnight bekommt der Aufguss der dunklen Bohne die cremigen, ja fast milchigen Nuancen des Jasmins zur Seite gestellt. Dadurch entsteht eine wunderbare Melange, die von deliziösen Röstaromen durchzogen ist, gleichzeitig aber auch eine sanfte florale Note besitzt.

Ich habe kürzlich einen Whisky-Kaffee einer kleinen Rösterei probiert, bei dem die grünen und rohen Kaffeebohnen vor dem Rösten in Whisky eingelegt werden. Durch das Rösten bleibt das besondere Aroma erhalten, der Alkohol verfliegt aber. Tatsächlich besitzt Close to Midnight auf dem Teststreifen ähnlich likörige Nuancen wie der besagte und besondere Whisky-Kaffee, während auf meiner Haut eher florale Noten zu erschnuppern sind.

Auch die Tonkabohne mit ihren so charakteristischen Gewürznoten lässt sich deutlich wahrnehmen. Die Duftkomposition besitzt eine unglaubliche Geschmeidigkeit, eine sanfte Wärme und erzeugt eine unglaublich vertraute und innige Atmosphäre. Mit zarten Ambranoten und einen fein-balsamischen Nuancen des Labdanums klingt Close to Midnght schließlich auf kuschelige und behagliche Art und Weise ganz allmählich aus.

Musicology – Close to Midnight

Close to Midnight ist nicht ganz der Verführer, den ich erwartet hätte. Es ist kein Gigolo mit Rose zwischen den Zähnen, kein Don Juan, kein Herzensbrecher deluxe. Dafür ist die Duftkomposition von Musicology ein Vertreter der trauten Behaglichkeit, der mich ein wenig an Lethe von Ulrich Lang erinnert (meine Rezension dazu findet Ihr hier). Ein intimer und vertrauter Duft, der der Zweisamkeit huldigt, aber eben auch der Liebe. Ein Eau de Parfum, das wie eine kuschelige Kaschmirdecke umhüllt, das wärmt und beruhigend wirkt. Einfach wunderschön!

The Rose – florales Liebeslied

The Rose dürfte den gleichnamigen Song von Bette Midler als Inspirationsquelle haben, der auch von einigen anderen Interpreten geschmettert wurde. Ein romantischer und auch schnulziger Song, der sich um die Liebe dreht. Was mich auf den ersten Blick ein wenig stutzig macht, ist der Pressetext, der „eine anregende und unbekannte psychedelische Rose“ ankündigt, „die Ihnen Nervenkitzel schenkt“. Nun, das lese ich aus den Lyrics der Midlerschen Rose nicht heraus. Vielleicht befinde ich mich hier auf dem Holzweg? Habt Ihr eine Idee, um welchen Song namens The Rose sich der Duft drehen könnte, auf den eben jene Beschreibung zutrifft?

The Rose von Musicology vertont die olfaktorische Melodie mit den Ingredienzien Pfingstrose, Himbeere, Damaszener Rose, Veilchen, Vanille sowie Tulpe. Ich bin gespannt, welchen Nervenkitzel diese Duftnoten auf meiner Haut und dem Teststreifen hervorrufen.

Musicology – The Rose

Cosmic Petals of Love

Feine und transparent-florale Pfingstrose trifft im Auftakt von The Rose auf säuerliche Himbeerfruchtigkeit. In zartem Pink und durch üppige Rosennuancen betörend stößt die Damaszener Rose hinzu, die der Kreation Fülle und Intensität verleiht. Dennoch bleibt The Rose ein eher sanfter, ein leiserer Duft.

Die olfaktorische Ausrichtung ist namentlich perfekt getroffen. Die Rose ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Duftkomposition, wenn auch die Himbeere ihr hin und wieder die Stellung streitig machen möchte. Himbeere und Rose, die übrigens beide zur Familie der Rosengewächse gehören, passen in diesem Eau de Parfum zusammen wie Deckelchen und Topf. Wenn das nicht Schicksal ist …

Sie sind füreinander geschaffen, stärken und stützen sich gegenseitig und spielen gemeinsam eine wunderschöne fruchtig-florale Sinfonie. Die lieblichen Noten der Vanille untermalen das Duo im Ausklang und runden die Duftkomposition gekonnt und harmonisch ab.

Von Nervenkitzel kann in The Rose keine Rede sein. Auch die psychedelischen Nuancen vermisse ich. Die Duftkomposition von Musicology ist ein lebensfroher, beschwingter und gut gelaunter Fruity Floral, der mit pinker Rose und feinen Himbeernoten aufwartet. Modern, transparent und elegant ist The Rose ein Must-try für Fans dieser Beeren-Blüten-Kombi!

I Belong To U – Musicology

Eine kurze Recherche zu einem Songtitel namens I Belong to U bringt mich schnurstracks zu einem gleichnamigen und bekannten Duett von Anastacia und Eros Ramazotti aus dem Jahre 2005, das den melodischen italienischen Beinamen „Il Ritmo Della Passione“ trägt. Im Rhythmus der Leidenschaft. Ja, auch diese Inspirationsquelle dreht sich um die Liebe und alles, was dazugehört.

Parfümeurin war – wie immer in dieser Kolletion – Nathalie Lorson, die für I Belong to U die Ingredienzien Rosa Pfeffer, Ylang-Ylang, Tuberose, Gardenie, Patchouli sowie Perubalsam einsetzte. Laut Pressetext ist das Eau de Parfum eine „anziehende Kreation“ und „ein Hit für unterwegs“.

Musicology – I Belong to U

Sensual Rock Attitude

Die Liebesballade I Belong to U startet mit einer rauchigen und würzig-dunklen Pfefferschärfe, zu der sich alsbald die betörenden Nuancen von Gardenie und Ylang-Ylang gesellen. Die Tuberose streut eine Prise grünliche Blütenwucht hinzu, die der Kreation auf gewisse Art und Weise Frische einhaucht.

Es mag unglaublich klingen, aber doch ist es so. Die grünen Nuancen der Tuberose sorgen für Leichtigkeit, bewahren dabei aber den floral-üppigen Charakter der auch als Nachthyazinthe bezeichneten Blüte. Patchouli verleiht der Kreation im weiteren Verlauf dank holzig-erdiger Noten Tiefgang und Beständigkeit.

Nach und nach schleichen sich auch sanfte Ambranuancen mit ins Duftgeschehen, die I Belong to U allmählich Richtung Ausklang begleiten.

Musicology – I Belong to U

I Belong to U ist eine sanfte Tuberose-lastige Rockballade mit rauchig-holziger Untermalung, der die typische DNA der Musicology-Düfte oder vielleicht besser: der Duftkompositionen der Nathalie Lorson in sich trägt. Ein Eau de Parfum von mittlerer Intensität und Haltbarkeit, das nach einer gewissen Zeit recht hautnah bleibt und damit durchaus ein Duft für unterwegs, für Alltag und Büro sein könnte.

Ein krönender Abschluss der Kollektionsreihe aus dem Hause Musicology, das uns hoffentlich bald schon mit weiteren olfaktorischen Musikkreationen erfreuen wird. 🙂

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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