Sweet Leaf von Room 1015 und Christopher Street von 19-69 – Im Geiste der Sixties

Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich die Kollektion von Room 1015 hier im Duft-Tagebuch vorgestellt (nachzulesen hier). Einen Duft bin ich Euch schuldig geblieben, nämlich Sweet Leaf. Da man auf einem Bein in der Regel schlecht steht, kommt heute auch noch Christopher Street von 19-69 an die Reihe. Doch zuerst möchten wir uns an dem farbenfrohen Bild zum Duft von Room 1015 ergötzen, das schon einmal hervorragend auf das heutige Thema einstimmt.

Room 1015 – Sweet Leaf

Der Monk in mir freut sich ja immer, wenn er irgendwo Gemeinsamkeiten erkennt. Die Duftlabels Room 1015 und 19-69 haben schon einmal rein namentlich deutliche numerische Berührungspunkte. Auch besitzen beide einen Bezug zu Schweden: 19-69 stammt von dem Schweden Johan Bergelin, seines Zeichens Kunstschaffender und Produktentwickler, während Room 1015 vom rockmusizierenden Apotheker Dr. Mike aus Frankreich ins Leben gerufen wurde. Allerdings wurde das Logo vom einem nicht näher genannten Schweden designt. Auch die Düfte besitzen einen gemeinsamen Nenner: die Sixties. Doch dazu im Folgenden mehr.

Sweet Leaf – der süße Duft von Cannabis

Sweet Leaf ist eine Ode an das Cannabis, ein duftgewordener Joint und olfaktorisches Rauschmittel. Laut Pressetext, soll uns die Duftkreation fliegen lassen. Unser duftender Höhenflug wurde von dem Parfümeur Serge de Oliveira entwickelt. Die Kreation beinhaltet die Ingredienzien Grapefruit, Eukalyptus, Cannabis, Angelika (Engelwurz), Jasmin, Kaschmirholz und Patchouli.

„Buy the ticket, take the ride. Zu seltsam, um zu leben, zu außergewöhnlich, um zu sterben … In der Geschichte wurde Cannabis verwendet, um spirituelle Erfahrungen und innere Reisen anzustoßen. Es war ein Teil der Bewegung der 1960er Jahre, die ihre eigene Sprache, Kunst, Literatur und Musik entwickelte. Schon der Akt, einen Joint zu rauchen, hatte eine tiefe Symbolik. Um es auf den Punkt zu bringen, der Duft Sweet Leaf lässt dich schweben.“ Dr. Mike – Gründer

Wie viel Cannabis steckt in Sweet Leaf?

Die fruchtig-herbe Frische einer pinkfarbenen und reifen Grapefruit eröffnet Sweet Leaf. Dicht gefolgt von der minzig-kampferartigen Kühle des Eukalyptus. Die beiden passen richtig gut zueinander. Die Grapefruit übernimmt die leitende Funktion, während dem Lieblingsblatt der Koalas eher die Nebenrolle zukommt.

Doch bald schon bekommt es Unterstützung von Cannabis, dessen authentische Noten sich sehr harmonisch in das Duftgefüge aus Grapefruit und Eukalyptus einfügen. Angelika streut eine Prise würziges Grün in den Duftverlauf, wodurch die Nuancen des Cannabis nochmals unterstrichen werden.

Eine florale Süße breitet sich nach und nach in Sweet Leaf aus, bevor die Kreation von Room 1015 schließlich mit feinen Holznoten und einem grün-würzigen Finish ganz allmählich ausklingt.

Room 1015 – Sweet Leaf

Sweet Leaf von Room 1015 ist eine fruchtige und grün-würzige Melange, die mir wirklich gut gefällt. Reife und spritzige Grapefruit trifft auf feine Cannabisnoten, die zwar deutlich wahrnehmbar sind, aber nie aufdringlich oder irgendwie unangenehm wirken. Wer nach dem Auftragen dieser Duftkreation in eine Polizeikontrolle kommen sollte, sollte m. E. keine Probleme bekommen – natürlich immer vorausgesetzt, dass die Duftkomposition das einzige Rauschmittel ist, das in dem Moment im Spiel ist. 😉

Christopher Street – 19-69

Die Inspiration für Christopher Street ist die gleichnamige Straße in New York, die auch dem Christopher Street Day ihren Namen gab. Im New Yorker Szeneviertel Greenwich Village gelegen, war die Christopher Street in den 1960ern und 1970ern Jahren der Treffpunkt von Schwulen und Transsexuellen. Hier liegt auch heute noch das Stonewall Inn, in dem 1969 die legendären Unruhen stattfanden, die einen Meilenstein in der Geschichte der Schwulenbewegung darstellen. Die Duftkomposition von 19-69 vereint die Ingredienzien Safran, Schwarzer Pfeffer, Patschuli, Kumin, Myrrhe, Castoreum, Papyrus und Wacholder.

Das Parfüm Christopher Street von 19-69 zelebriert den Ort, wo der Stolz begann. Schlüsselwörter, die den Duft beschrieben, sind „rätselhaft“, „heißes Leder“ und „Gourmet“.

19-69 – Christopher Street

Heiße Nächte in Lack und Leder?

Dunkel, rauchig und mit tiefschwarzen Noten eröffnet Christopher Street. Safran und Schwarzer Pfeffer treffen auf erdig-holzigen Patchouli. Das Trio kleckert nicht, es klotzt olfaktorisch. Christopher Street ist ein Statement vom ersten Sprühen an.

Nach und nach wird die anfangs eher trockene und kühle Melange wärmer und würziger. Myrrhe sorgt zusätzlich für eine subtile Süße, die sich an die animalisch-ledrigen Noten des Bibergeils schmiegt. Sanft pudrige Moschusakzente wohnen dem Castoreum außerdem inne.

Allmählich dämmert es in der Christopher Street. Die dunkelste Nacht scheint zu Ende zu sein. Wie ein umschmeichelnder Schal umhüllt die Kreation von 19-69 mit nach wie vor würzig-ledrigen Noten, die in der Basis aber samtig, fein und – nach dem gewaltigen Auftakt – erstaunlich friedvoll erscheinen.

19-69 – Christopher Street

Christopher Street ist insbesondere im Auftakt und Herzen ein Krachmacher, ein lauter Duft, der nach Aufmerksamkeit schreit. Freunden von gewürzig-animalischen Lederdüften mit Aussagekraft könnte die Kreation von 19-69 richtig gut gefallen. In der Basis durchaus auch in Büro und Alltag tragbar, macht Christopher Street einen faszinierenden Duftverlauf durch. Die lauten und krawalligen Nuancen der Kopfnote werden nach und nach leise und ruhig. Dennoch bleibt die Duftkomposition durchgängig besonders und zeugt durch Ecken und Kanten von großem Charakter.

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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