Eau de Yuzu von Nicolaï und Amber Gaze von Maison Sybarite – Verführerische Sommerfrische

Mit Eau de Yuzu von Patricia de Nicolaï und Amber Gaze von Maison Sybarite stehen heute zwei Düfte auf dem Programm, die konträrer nicht sein könnten. Doch liegt nicht genau darin die Spannung im Leben? Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Beide Dufthäuser waren in den letzten Monaten bereits hier im Duft-Tagebuch zu Besuch. Nicolaïs Angelys Pear im letzten September (nachzulesen hier), während ich das Label Maison Sybarite mitsamt seinen alkoholfreien Duftkompositionen Anfang dieses Jahres vorgestellt haben (die gesammelten Werke findet Ihr hier).

Maison Sybarite – Amber Gaze

Eau de Yuzu dreht sich um die gleichnamige Zitrusfrucht Yuzu, die in Asien so beliebt ist und auch hierzulande in Düften und Kosmetik immer mehr zum Tragen kommt. Amber Gaze klingt nach einem Florientalen, in dem sich Veilchen, Tuberose und Jasmin die Hand reichen.

Eau de Yuzu – Erfrischung pur

In Asien und insbesondere in Japan findet die Yuzu rege Verwendung. Kulinarisch überzeugt die Zitrusfrucht durch ihr außergewöhnlich feines und süß-säuerliches Aroma. Köche verwenden zumeist die Schale der Hesperide, entweder in Form von Abrieb oder Zesten. Besonders im Winter ist die Frucht – in Hälften geschnitten – als Badezusatz beliebt, um Erkältungskrankheiten vorzubeugen.

Patricia de Nicolaï kombinierte die asiatische Yuzu mit Petitgrain, Grapefruit, Gras, Wacholderbeeren, Schwarzer Pfeffer, Guajakholz, Patchouli, Vetiver und Weißer Moschus. Sie assoziierte die Kreation mit der Ruhe eines asiatischen Parks, den man gemütlich durchschlendern kann.

Nicolaï – Eau de Yuzu
Eau de Yuzu via Facebook

Sommerfrische in Zitrusform: Eau de Yuzu

Herb und zitrisch eröffnet Eau de Yuzu den Duftverlauf und beweist trotz aller Hesperidenleichtigkeit eine überraschende Intensität. Grapefruit und Yuzu befeuern ein fruchtig-frisches Zitrusfeuerwerk, das von grün-grasigen Noten untermalt wird. Von den Blüten erschnuppere ich noch nichts, dafür evozieren die Wacholderbeeren akute Gin-Tonic-Gelüste. Ein Drink wie Eau de Yuzu wäre bei mir jederzeit willkommen.

Trockene Holznoten gesellen sich zu den Hesperiden und geben ihnen Volumen und Bodenhaftung. Nach wie vor sind die hellen und strahlend gelben Nuancen der Yuzu vorherrschend, gefolgt von dezent-herber Grapefruit. Dadurch ist Eau de Yuzu unglaublich lebensfroh, sonnig und sommerlich. Immer noch ist die Präsenz der Duftkomposition außerordentlich für einen Zitrusfruchtduft.

Die Kreation von Nicolaï zeigt sich nicht nur intensiv, sondern auch unglaublich langlebig. Obwohl wir es hier mit einem Eau Fraîche zu tun haben, überzeugt der Duft durch eine hervorragende Haltbarkeit. Er nach einer langen, langen Zeit betritt Eau de Yuzu die Duftbasis und klingt anschließend ganz langsam aus.

Nicolaï – Eau de Yuzu

Zitrusfrüchte und Sommersonne. Eau de Yuzu ist nicht nur asiatisch entspannt, sondern auch ein hervorragender Duft für die kommende warme Jahreszeit, die hoffentlich auch hier bald und zuverlässig anbricht. Yuzufreunden sei die Kreation sowieso empfohlen, aber auch allen anderen, die noch auf der Suche nach einem erfrischenden und lebensfrohen Duftbegleiter für heiße Sommertage sind.

Amber Gaze – Alles auf Ambra?

Amber Gaze entführt uns nun also in Richtung Orient. Es dürfte warm, gewürzig und intensiv floral werden, wenn man den Duftnoten Glauben schenken mag. Und warum sollten wir das nicht tun? Jasmin, Tuberose und Veilchen treffen auf Kardamom, Rosa Pfeffer, Zimt, Muskatnuss, Labdanum (Zistrose), Sandelholz, Vanille, Patchouli und Tolubalsam.

Einige von Euch werden sich vielleicht noch erinnern, dass die Besonderheit von Maison Sybarite die Verwendung einer Wasser-Pflanzen-Emulsion anstelle des sonst üblichen Alkohols ist. Dadurch sieht das Eau de Parfum nicht nur optisch anders aus als sonstige Duftwasser. Es besitzt auch eine andere Haptik, die an eine Lotion erinnert, und auch der Duft selbst war bei den bisher getesteten Kreationen sehr cremig, fast schon milchig.

Maison Sybarite – Amber Gaze

Auch wenn Ambra namentlich in der Kreation nicht verwendet wird, bin ich mir fast schon sicher, dass Amber Gaze eine mehr oder weniger ambrierte Duftausrichtung hat. Ich tippe auf warm, schwül, orientalisch, voller gewürziger Tiefe und floraler Verführung.

Der Duft des Orients

Mit den ganz eigenen und Maison-Sybarite-typischen Nuancen beginnt der Duftauftakt von Amber Gaze. Intensive Gewürznoten von Kardamom, Pfeffer und Zimt duften mir entgegen. Untermalt von der durch die Wasser-Pflanzen-Emulsion hervorgerufenen Milchnote, die die bisherigen Kreationen des jungen Duftlabels so besonders machte. Der Auftakt erinnert mich an einen kühlen Gewürztee auf Milchbasis wie etwa ein Chai. Doch die Süße des hierzulande zumeist in Pulverform zum Anrühren erhältlichen Chais fehlt Amber Gaze gänzlich.

Auch die Blüten vermisse ich noch. Doch nach und nach wird die Duftkomposition floraler. Ganz langsam entwickelt sich das Eau de Parfum und offenbart warme Blütennoten, die die nach wie vor intensiven Gewürze untermalen. Tatsächlich besitzt Amber Gaze eine eher dunkle Färbung und eine leisen und ruhigen Charakter. Mit holzig-würzigen Noten bildet die Basis eine schöne Abrundung dieses besonderen Dufts.

Maison Sybarite – Amber Gaze

Wer – wie auch ich – bei Orientale zuallererst an üppige und sinnliche Duftkompositionen mit ordentlich Wumms denkt und diese auch liebt, dem könnte die Kreation von Maison Sybarite eventuell zu sanft und zaghaft sein. Doch überzeugt Amber Gaze durch außergewöhnliche Gewürznoten und eine wunderschöne Milchbasis, die dem Duft einen faszinierenden Chai-Charakter verleihen. Die Herkunft des Eau de Parfums ist unverkennbar. So deutlich ist die Duft-DNA von Maison Sybarite auch in dieser Komposition ausgeprägt. Auch wenn mein Tipp eines sinnlich-üppigen Florientalen falsch war, mein Fazit ist dennoch: Einfach nur toll! 🙂

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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