Back to the 80ies – Darling Nikki von Vilhelm Parfumerie …

… ist der neueste Streich der Marke aus dem Big Apple. Die meisten von Euch werden sie vermutlich bereits kennen, wir haben schon etliche Düfte aus deren Kollektion hier rezensiert. Für diejenigen, für die Vilhelm Parfumerie noch neu ist, eine kurze Zusammenfassung – der Rest darf gerne überspringen und direkt zum Duft scrollen 🙂

Der kreative Kopf hinter Vilhelm Parfumerie – Jan Vilhelm Ahlgren

„Born in Sweden and now living in Paris, Jan Vilhelm Ahlgren is a polymath who leaves no stone unturned, from photo studios and perfume organ to leather goods workshops, in his pursuit of a certain idea of luxury. His style: impeccable. Tailored suits, a custom blend perfume – Vilhelm Parfumerie, of course. His lifestyle: simple pleasures and lavish times – always with friends, always with laughter. His home: Paris, Lake Como, the French Riviera but also wherever the wind takes him. Consider him a modern Mr. Gatsby, one for whom charm and playfulness are the keys to getting ahead in life. Everything is always done with elegance, gentleness, and heart.“

Ahlgren ist Sohn einer Amerikanerin und eines Schwedens, in Schweden geboren, dass er zugunsten eines Lebens oder vielmehr einer Karriere in der Modeindustrie in Paris verließ. Nach einigen Jahren des Nomadentums landete er schließlich in New York, um dort auf seine jetzige Ehefrau und Teilhaberin zu treffen, in die er sich genauso verliebte wie in die Stadt selbst, seine jetzige Wahlheimat. Während er dort zuerst Handtaschen entwarf, begegnete er dem talentierten Jérôme Epinette und ließ sich von der alten Praxis der Handschuhmacher inspirieren, die das Leder parfümierten – er beauftragte Jérôme mit einem ersten Duft. Nach dieser glücklichen ersten Zusammenarbeit hatte Ahlgren Blut geleckt oder besser – Parfum. Gefesselt von der Macht von Düften, Gefühle hervorzurufen, einzufangen und zu übermitteln, beschloss er, seine Liebe zum Design mit seiner neuen, flammenden Leidenschaft für Düfte zu verbinden und gründete die Vilhelm Parfumerie.

Namenspate für Ahlgrens Duftmarke war sein Großvater, dessen Namen Vilhelm Jan Ahlgren als zweiten Vornamen trägt. Sein Großvater war eine, wie Ahlgren schwärmt, elegante und charismatische Erscheinung. Er inspirierte Ahlgrens Begeisterung für klassische Ästhetik und den Glanz des frühen 20. Jahrhunderts. So finden sich bei Vilhelm Parfumerie inmitten deren moderner Ästhetik und Duftsprache immer auch Andeutungen, die in die Vergangenheit verweisen, ein Fingerzeig in Richtung Historie, Reminiszenzen persönlicher Natur.

„More than a perfume, Vilhelm Parfumerie is a library. If some scents are silences, these are tales. Within identical bottles, fragrances are so many narratives that call to all senses, housed in a hefty bottle of spun glass, dressed in a saffron yellow label that nods to a piece of Bakelite found in a Parisian flea market. Northern lights and Hollywood highlights. North and South. Freshly cut grass and caressing oud. Bracing freshness and burning summer warmth. Simple pleasures and lavish times. Each fragrance is the culmination of a broad, creative and collaborative process – a rare blend of vintage and new that sparks recognition but not familiarity. From its dynamic, innovative scents to the heritage design and timeless prints, Vilhelm Parfumerie is a nod to the past, expressed in our contemporary olfactory language and aesthetic.“

Mehr als „nur“ ein Parfum – Die Marke Vilhelm Parfumerie sieht sich als olfaktorische Bibliothek, wie sie es sich selbst bescheinigen. Duftende Erzählungen, die alle Sinne ansprechen, in einem Flakon, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausstrahlt in seiner Ästhetik, seinem Design.

Wie sieht es eigentlich mit Euch aus, mögt Ihr das Flakondesign? Ich selbst bin weniger der Sammler dekorativer Fläschen als vielmehr deren Inhalte, aber durchaus auch für nette Umverpackungen zu begeistern. Und yep, ich finde die Flakons von Vilhelm überaus gelungen – Ihr auch?

Ein neuer Liebling … von mir, von uns? Vilhelm Parfumeries Darling Nikki

„The club code: Moscow in the Eighties. An anonymous door, a coded knock, a distant beat. A rush of scent – black pepper, saffron, leather and Sicilian tangerine – a smoky, spicy promise of what is still hidden that captures the effervescent thrill of secret parties, then and tomorrow.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Mandarine, Schwarze Johannisbeere, Schwarzer Pfeffer
Herznote: Karottensamen, Safran, Lotosblüte
Basisnote: Leder, Hölzer, Tonkabohne

Parfumeur: Jérôme Epinette

Epinette hat so gut wie alle Düfte von Vilhelm Parfumerie kreiert – und nicht nur die, wie eingefleischte Parfumistas sicherlich wissen dürften. Ein Großteil der (früheren) Byredo-Düfte geht auf sein Konto genauso wie Düfte für And Other Stories (eine Byredo-H&M-Kooperation) und auch für Zara, darüber hinaus etliche Kreationen für Atelier Cologne, Decennial, Jovoy, Laurent Mazzone, Les Sœurs de Noé, Olfactive Studio, Room 1015 und so weiter und so fort.

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Moskau bei Nacht …

Mit Darling Nikki entführen uns Epinette in die wilden Achtzigerjahre. Das hatten wir bereits dieser Tage, mag der eine oder die andere denken – ganz genau, und zwar mit einem Teil der Düfte aus meiner neuen derzeitigen Lieblingskollektion Les Bains Guerbois 1885, die ich vor Kurzem hier im Blog vorgestellt hatte. Allerdings weilen wir diesmal nicht in Paris, sondern in Moskau: ein Ort, der nur Eingeweihten bekannt ist genauso wie der Rhythmus des Klopfens, den man einzuhalten hat, wenn man Einlass begehrt. Von Ferne hört man bereits Musik – oder ahnt man sie nur, weil sie eigentlich noch unhörbar ist, aber ihr Herzschlag zu spüren, die Bässe? Darling Nikki ist eine Verheißung. Eine Ahnung, was uns an diesem Abend noch erwartet, denn die Nacht ist noch jung und die Parties, die klandestinen, doch immer die besten, genauso wie die verbotenen Früchte …

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Oooh, was für ein wollüstiges Duft-Lüftchen weht mir da entgegen von meinem Handgelenk?! Fruchtig-ledrig-pfeffrig tönt es, und zwar knackig satt. Mandarine, saftig und reif, von säuerlich-prickelnden schwarzen Johannisbeeren ausbalanciert. Unser Duo wird kontrastiert von deutlichen Noten (dezidiert schwarzen) Pfeffers, die Freunden dieses Gewürzes das Herz höher schlagen lassen werden. Denn, nebenbei bemerkt – es gibt zwar einige Pfefferdüfte, auch einige sehr gute, aber Massen existieren davon nicht in der Welt der Parfums. Safran drängelt sich nicht in den Vordergrund, sondern verhält sich überaus zivlisiert, seinen Charme subtil aus dem Hintergrund ausspielend: er untermalt und verstärkt die wohlige Wärme und Würzigkeit des Pfeffers und bereichert um weitere Facetten – holzige Trockenheit und, allen voran, Anklänge von Leder, ebenfalls ziemlich prägnant wahrnehmbar. Für mich ist es Glattleder, das allerdings dank der Pudrigkeit der Karottensamen weniger hart und „kerlig“ wirkt, als es das im Alleingang täte. Und unsere Tonkabohne in der Basis zeichnet weich, dem ganzen olfaktorischen Vergnügen noch ein Quentchen (mehr) pudrige Süße oder süße Pudrigkeit samt Würze stiftend.

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Weiblein, Männlein? Ich kann mich nicht entscheiden, will und muss aber auch nicht. Darling Nikki dürfte für jedes Geschlecht tragbar sein und annähernd anlass- als auch jahreszeitenunabhängig. Gleichwohl der Duft sicherlich im (Hoch)Sommer nicht die allererste Wahl ist, erst recht nicht bei Temperaturen jenseits der dreißig Grad.

Wer ihn mag? Liebhaber von beispielsweise Lorenzo Villoresis Piper Nigrum (wobei Nikki die jüngere, weniger traditionelle Verwandte ist), des Weiteren von diversen trendigen (Frucht-)Lederchen wie Tom Ford Tuscan Leather, Parfums de Marly Godolphin, BOIS 1920 Oro, Frapin Orchid Man und Konsorten. Wer Idoles Lubin schätzt, könnte auch nicht verkehrt sein, ferner Parfumistas, die sich eine kontemporäre Light-Variante von einigen opulenteren Frapins wünschen oder von einigen älteren Kreationen aus dem Hause Serge Lutens (hier denke ich an Chergui, eventuell auch an Fumerie Turque).

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Federn, korrekt – für mich fängt das Bild mit seiner Komposition, seiner „Dichte“, seiner Farbigkeit Darling Nikki perfekt ein

Ich mag Darling Nikki, was aber auch kein Wunder ist, schätze ich doch die Handschrift von Epinette im Allgemeinen sehr. Und Ihr? Welche Düfte habt ihr von ihm zu Hause stehen? Oder überhaupt Düfte der Marken, für die er einen Haupteil seiner Arbeit gemacht hat, von Byredo und/oder Vilhelm Parfumerie? Ich bin gespannt!

Einen schönen Tag Euch noch und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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