Ab nach Italien – und zwar mit Profumi di Pantelleria …

… die seit einiger Zeit wieder bei uns im Shop verfügbar sind. Zwischendurch wurde es ruhig um die Italiener, die eigentlich schon sehr lange auf dem Markt sind – der erste Duft wurde 1998 lanciert. Für mich gehören Profumi di Pantelleria schon immer dazu – ich kenne die Marke, seitdem ich mich in der Nische tummle. Und eine meiner großen Duftlieben stammt aus ihrer Kollektion – Dammuso. Das letzte Mal hatte ich auf einer der italienischen Messen schon gemeckert und gejammert, dass eben dieser Duft nicht mehr im Repertoire vorhanden ist – er käme vielleicht, wahrscheinlich wieder, wurde mir gesagt. Ich hoffe, das war ein Versprechen … Dammuso gehört bis heute zu meinen Sommerlieblingen, ich vermisse ihn ganz schmerzlich.

Zurück aber zu Profumi di Pantelleria im Allgemeinen – deren Geschichte ist eigentlich schnell erzählt:

„The idea for a Pantelleria perfume came about on the night of 31 December 1997, when a group of faithful habitués of Pantelleria were looking for a way to pay tribute to this.

The discussion turned to how to encapsulate the island’s essence, so the it could be taken away on those obligatory absences, when bitter-sweet nostalgia induces the senses to remember the aromas of capers, zibibbo and krug, but above all the fragrances that pervade the cliffs, the paths and the surprising woods hidden away inside the craters.

That was born the idea took shape to create a Pantelleria perfume, composing its embryo by putting the island’s herbs, flowers and aromas together and entrusting the bouquet to a perfumer friend, who translated the ideas and sensations into a perfume.“

… so steht es auf der Webseite zu lesen. Einmal abgesehen von ein paar Holprigkeiten bezüglich der englischen Sprache, ist der Werdegang der Marke klar: Ein paar Freunde, allesamt Insulaner, wollten der Schönheit ihrer Heimat Tribut zollen und deren Geist olfaktorisch einfangen. Et voilà, Profumi di Pantelleria war geboren. Was die Parfumeure angeht, arbeitet man mit zwei Namen zusammen, die wir alle kennen – Maurizio Cerizza und Luca Gritti.

Bisher rezensiert wurden nur Dammuso und Maestrale, wobei die Rezensionen älteren Datums sind. Insofern werde ich Maestrale einfach nochmals testen, und zwar im Vergleich zu meinem früheren „Senf“.

Die Marke hat in der Zwischenzeit einen Relaunch erhalten, ein neues Packaging, Teile der Kollektion wurden umgestellt: An alten Klassiker sind nach wie vor der Signature gleichen Namens vertreten, darüber hinaus Aire, Jailia, Maestrale sowie Passum und Tanit, die allerdings neuer sind als die eben genannten (sie müssten von 2012 sein). Komplett neu sind Joyann und Günther. Neben Dammuso hat man wohl auch Nicà, Approdo und Corallo eingestellt.

Wir werden uns die komplette Kollektion diese Woche ansehen – und heute mit Profumo di Pantelleria, Passum und Joyann starten.

Bevor wir aber zu den Düften kommen, musste ich noch ein paar Details zu Pantelleria recherchieren – ich war selbst noch nie dort, so wird es einigen von Euch vermutlich auch gehen. Deshalb ein paar Eckdaten vorab, damit wir wissen, auf was wir uns einlassen, bevor wir die Insel olfaktorisch erkunden 😉

„Pantelleria…..nulla di piu‘ bello“ von MauroBrock via Wiki Commons; CC BY 2.0 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en
Picture by Luca Conti via Wiki Commons; CC BY 2.0 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en
„Pantelleria“ by Markos90 via Wiki Commons; CC BY 2.0 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en

Pantelleria hat 83km², etwas mehr als 7.600 Einwohner und eine eigene Webseite. Die Vulkaninsel befindet sich mittig zwischen Sizilien und Tunesien, die Phönizier nannten sie Hiranin, die Punier Cossyra. Pantelleria stammt aus dem Arabischen und heißt „Tochter der Wind“ – solche wehen nämlich immer auf und über Pantelleria, sowohl der kühlere Mistral aus dem Nordwesten als auch der heiße Scirocco aus dem Süden. Das Klima ist subtropisch, heiße trockene Sommer und verhalten kühle Winter – das wirkt selbstredend rück auf die Vegetation: Baumheide und Steineichen in den höheren Lagen, Pinienwälder, Ginster und einige nur in der Region vertretene Pflanzen wie spezielle Strandfliedersorten finden sich hier genauso wie wilder Thymian und Rosmarin, Zistrose (daraus wird Labdanum gewonnen) und vieles mehr. Und Weinbau wird auf Pantelleria schon seit langen Zeiten betrieben, vermutlich schon seit den Phöniziern, ergo seit circa 2000 Jahren. … hilft schon mal weiter, oder nicht? 😉

Am Anfang war … der Signature – Profumo di Pantelleria

„Das erste Parfum des Labels Profumi di Pantelleri“ atmet den Zauber der süditalienischen Insel Pantelleria: ihre exotischen Düfte und geheimnisvollen Aromen, ihre orientalische Sinnlichkeit und weltgewandte Frische. Ein lebendiger Sommerduft voller Leidenschaft und Leichtigkeit, der Männer und Frauen gleichermaßen begeistert.

Sizilianische Zitronen und Bitterorangen, rote Mandarinen und kalabrische Bergamotte sorgen für einen prickelnd-frischen Auftakt. Würzige Noten von Nelken, Rosmarin und Kümmel zelebrieren das mediterrane Lebensgefühl, blumig untermalt von Gardenien und französischem Lavendel. Ein Hauch von Patschuli und Eichenmoos rundet die klassische Komposition stilvoll ab.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Orange, Mandarine, Galbanum; Herznote: Lavendel, Gardenie, Nelke, Kumin, Rosmarin; Basisnote: Eichenmoos, Patschuli.

Profumo di Pantelleria ist dem Charakter nach ein klassisches Cologne, und zwar eines, das sich mitnichten vor seinen Mitstreitern wie beispielsweise den Klassikern von Acqua di Parma verstecken muss: Hesperiden satt in der Kopfnote, authentisch zitrisch-prickelnd und herb-säuerlich saftig, von minzig-grünem Galbanum umrankt. Lavendel krautet würzig mit hinein, von Rosmarin tatkräftig unterstützt, der mitunter sehr deutlich zu entdecken ist auf meiner Haut. Gelb-grün strahlt mir Profumi di Pantelleria entgegen, dynamisch und erfrischend, selbstredend mediterran anmutend, wie auch anders … und macht Lust auf – genau, Urlaub. Eichenmoos und Patschuli in der Basis unterstreichen die Herbheit, verleihen dem Duft Tiefe und Körper.

Das ist nichts Neues, aber Profumo di Pantelleria ist ja auch kein Neuling. Und außerdem kommt das klassische Cologne nie aus der Mode – mindestens ein solches „braucht“ man im Duftsortiment für den Sommer. Aber, Parfumistas jeglichen Geschlechts werden es wissen – Colognes sind eigentlich Immergeher, sie können problemlos ganzjährig getragen werden, sind nie fehl am Platz, wobei sie ihre Strahlkraft am besten bei wärmeren Temperaturen entfalten. Und – sie können geteilt werden, will sagen: Männlein, Weiblein, wer auch immer am Duft vorbeigeht, es kann ihn wirklich jeder tragen, Colognes sind alters- und geschlechtslos, so auch Profumo di Pantelleria.

Wer also auf der Suche nach einem klassischen, exzellent gemachten Cologne ist – Profumo di Pantelleria ist eine sehr gute Wahl.

Passum

„In diesem berauschenden Parfum konzentriert sich die jahrtausendealte Tradition des berühmten „Passito di Pantelleria“, den die alten Römer „Passum“ nannten. Dem kräftigen Likörwein aus sonnen- und luftgetrockneten Trauben sagt man heilende Kräfte nach. Bis heute ist er ein Symbol für höchsten Genuss.

Das Bouquet öffnet sich mit dem mystischen Aroma von Weihrauch und Myrrhe, untermalt von männlichen Moschusnoten. Der Blütenduft der Florentiner Schwertlilie (Iris) webt darüber sein blumiges Œuvre, das die floralen Essenzen der Mittelmeerinsel festhält. Ambra und Vanillebeeren runden das intensive Aroma geschmackvoll ab.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Myrrhe; Herznote: Iris; Basisnote: Moschus, Ambra, Vanille, Beeren.

Passum ist eine Hommage an den gleichnamigen süßen Wein, der in der römischen Antike von circa 100 bis 400 nach Christus hergestellt wurde. Dieser galt als Heil- und selbstverständlich auch als Genußmittel, seine Tradition lebt im heutigen Dessertwein fort. Pantelleria hat, wie oben kurz angeschnitten, eine uralte Tradition als Weinanbauregion. Seit 1971 haben die Weine der Insel eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung (DOC), überwiegend werden Weißweine und Frizzante, vor allem aber eben auch Süß- und Dessertweine gekeltert. Passito di Pantelleria und Moscato di Pantelleria waren früher die einzigen Weine, die unter das strenge DOC-Zertifikat fielen, heute gibt es ein paar mehr, die aber, mit Ausnahme des Frizzante, der einen kleinen Anteil anderer (sizilianischer!) Trauben besitzen darf, alle aus der Zibbibo genannten Weißweinrebe Muscat d’Alexandrie gekeltert werden. Im übrigen machen die sizilianischen Nachbarn selbstredend auch einen Dessertwein, dessen Namen man ziemlich gut kennt – den Marsala.

Ich gebe zu, eigentlich dachte ich, dass Dessertweine nicht mein Ding sind – sind sie doch, manche zumindest. Und wenn man Maß hält damit, es ist ja ein Nachtisch oder eine Süßigkeit zwischendurch, damit betrinken sollte man sich nicht. Vermutlich würde einem ohnehin vorher schlecht werden, alleine von der Süße. Aber das müssen wir nicht weiter diskutieren, meine Vorstellung von Passum war also folgende: Ein vollmundiges, süßes Früchtchen, eventuell eine Mischung aus einem Gourmandduft und einem fruchtigen Parfum. Oder eben gleich ein moderner Orientale mit Gourmandanklängen, der in die Richtung von den üblichen Verdächtigen weist, von Ginestets Düften oder denjenigen von Frapin, deren opulenten, sich im übrigen auch an Wein orientierenden Klassikern.

Holzweg. Vielleicht habt Ihr es Euch schon gedacht, wenn ich so aushole … Passum ist anders, ganz anders, absolut nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wir haben es hier mit einer Iris zu tun, einer pudrigen, samtigen, warmen und würzigen Vertreterin ihrer Zunft. Ich fühle mich an eine Iris erinnert, und zwar eine von Laura Tonatto, die ich vor langen Jahren einmal hatte … muss mal recherchieren, wie der Duft überhaupt hieß. Samtig, pudrig und warm ist sie vor allen Dingen, diese Iris, und erinnert mich darüber hinaus noch an einen weiteren Duft, der mir partout nicht einfallen möchte … die Wärme der Myrrhe wiederum weckt Erinnerungen an Goutals Myrrhe Ardente, sie wärmt und würzt ordentlich mit, ohne jedoch die Iris von ihrem Thron zu stoßen, die sich im späteren Verlauf in zarten Weihrauchnebel gehüllt zeigt. Dieses Spiel zwischen vanillecremiger Pudrigkeit, pudriger Vanillecreme und sachtem Harznebel gefällt mir recht gut – weiblich und sinnlich, aber niemals zuviel, niemals zu süß. Dennoch – für ein Etikett „unisex“ reicht es nicht, Passum ist definitiv ein Weiblein.

Irisfans da draußen, habt Ihr Passum „auf dem Schirm“? Schon getestet?

Morgen geht es weiter mit Profumi di Pantelleria – bis dahin alles Liebe und einen schönen Tag Euch

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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