Frische Limonade und Bostoner Frühlingsgrüße – Lubins neues Duo …

ist vor nicht allzu langer Zeit im Shop gelandet und „muss“ natürlich rezensiert werden, keine Frage: Vorhang auf also für Jardin Rouge und Mandarino!

Für diejenigen, denen die Marke noch kein Begriff ist, gibt es vorab noch ein paar Zeilen zu dem altehrwürdigen Haus mit der besonderen Geschichte.

Lubin – ein Stück französische Duft- und Kulturgeschichte

Als eines der ältesten Parfumhäuser Frankreichs besteht Lubin bereits seit 1798 und produzierte fleißig bis ins 20. Jahrhundert hinein Düfte, bis das Haus eine Flaute erlebt und 1984 an Mülhens, ein ebenfalls altes Traditionsunternehmen verkauft wird. Mülhens wiederum geht bald in die Wella-Gruppe ein, ein riesiges Firmenkonglomerat und wie es so ist – dieses entschließt sich 1999 dazu, kein Geld mehr in das vor sich hin existierende (oder besser: vegetierende) Haus zu investieren, was dem Todesstoß für Lubin gleichgekommen wäre.

Damit hat man wenig Geist für Geschichte sowie Sinn und Wertschätzung für Kulturgut bewiesen – die hatte allerdings ein anderer: Gilles Thévenin, ehemaliger Guerlain-Manager und damaliger Rochas-Marketingleiter (Rochas gehört zu Wella). Thévenin kann Lubin nicht sterben lassen und kauft kurzerhand das Haus Lubin aus der Wella-Gruppe heraus auf – mittels seines Privatvermögens und einen ehrgeizigen Plan verfolgend: Dem altehrwürdigen geschichtsträchtigen Unternehmen wieder neuen Lebensatem einzuhauchen und an die glanzvollen ruhmreichen Zeiten von damals anzuknüpfen, in denen Lubin einer der leuchtendsten Sterne am Parfumhimmel Frankreichs war.

Thévenin hatte Glück: Das ebenfalls althergebrachte Haus Mülhens hatte einen Sinn für Geschichte und man hatte das gesamte Archiv Lubins dort eingelagert, das somit von Thévenin unangetastet mit übernommen werden konnte und es ihm ermöglichte, etliche der alten Klassiker neu aufzulegen.

Diverse Düfte, die Thévenin bis jetzt lancierte, haben wir schon rezensiert – Ihr findet sie in unserem Duftverzeichnis. Jardin Rouge und Mandarino gehören zu der Collektion EVOCATIONS.

BOSTONIAN SPRINGTIME – Jardin Rouge

Boston liegt im Osten Amerikas – um meine Kenntnisse bezüglich der Großstadt aufzufrischen, habe ich Wiki konsultiert und dort findet sich einmal wieder kurz und knackig alles Wichtige:

„Boston [ˈbɔstən] ist die größte Stadt in Neuengland und Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Die Metropole ist eine der ältesten, wohlhabendsten und kulturell reichsten Städte der USA. Sie beheimatet in ihrem Großraum sowohl die weltberühmte Harvard University als auch das ähnlich bedeutende MIT, beide in Cambridge gelegen. Im kulturellen Bereich sind die Symphony Hall und das in ihr residierende Boston Symphony Orchestra weltbekannt. Die Wirtschaftskraft der Region wird hauptsächlich durch Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen, Finanzwirtschaft und Technologie bestimmt. Boston ist Sitz eines katholischen Erzbischofs (Erzbistum Boston).“

Boston hat Stand 2010 617.594 Einwohner, die Metropolregion sogar 4.552.402. Wenn Lubin nun von Bostoner Gärten erzählt, denkt man natürlich auch an die Campusgärten, die weitläufigen – und ich bin dann gleich gedanklich bei einem meiner Lieblingsromane, bei Donna Tartts Die geheime Geschichte, in dessen Mittelpunkt ein geheimnisvolles Studentengrüppchen steht. Viel mehr mag ich dazu nicht sagen, viel mehr solltet Ihr dazu nicht wissen, aber lesen solltet Ihr den Roman. Genauso wie das restliche, sehr schmale Werk von Donna Tartt, die innerhalb von mehreren Jahrzehnten nur drei Bücher geschrieben hat, drei Bücher, die es in sich haben und sicherlich zu dem Besten an amerikanischer Gegenwartsliteratur zählen. Bekannt ist selbstverständlich aber der Boston Public Garden, die größte Gartenanlage der Stadt, dazu kommen etliche andere schöne öffentliche, zum Teil auch private Gärten – die Liebe zur Gartengestaltung haben die Neuengländer mit den „Altengländern“ gemein. Wer stöbern mag – seht hier über die Gärten von Boston und hier über die Gärten Neuenglands.

Die George Washington-Statue im Boston Public Garden

Kommen wir zurück zu Jardin Rouge, der uns in den Bostoner Frühling entführt:

„Scarlet oaks, American holly and raspberry canes have all earned this secret red-hued Boston garden its nickname: le Jardin Rouge. But in springtime, its magnolias explode with their huge white blossoms, providing the backdrop to a whirlwind of floral, fruity, fresh and musky notes.“

Rot ist die Farbe, die hier dominiert, das verrät uns schon der Name – Jardin Rouge, der rote Garten. Scarlet oak, die Scharlach-Eiche (Quercus coccinea, deren Laub sich im übrigen erst im Herbst leuchtend rot färbt), American holly, die Stechpalme (Ilex opaca) und Raspberry, die Himbeere – das liest sich vielversprechend, dazu Magnolien … die kompletten Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Rose, Goldlack, Magnolie, Himbeere; Basisnote: Weißer Moschus, Sandelholz, Eichenmoos.

Hach jee, Jardin Rouge ist toll. Vielleicht ist es mir gerade mitunter ein bisschen zu heiß für den Duft, allerdings ist er ein Immergeher, eigentlich – bei über 30 Grad gibt es sicherlich passendere Düfte, ansonsten ist er aber immer tragbar. Ich sehe in vor allem im Frühling und an zarten Sommertagen, sprich – warmen, nicht bollenheißen 😉

Jardin Rouge ist – ein Damenduft. Aber keine Femme Fatale, überhaupt nicht. Er ist ein sanfter Vertreter seiner Gattung, der allerdings auch herbe Akzente besitzt – etwas, was mir wahnsinnig gut gefällt. Der Auftakt ist frisch und luftig, subtil zitrisch und sacht fruchtig. Herb-fruchtig-säuerlich, um genau zu sein – Bergamotte und Noten von Cassis, sachte Himbeeranklänge und wässrige Magnolien, eingerahmt von dunkelgrünem Blattwerk und Gräsern. Hier möchte man sich niederlassen in diesem Garten, irgendwo im Schatten auf einer Bank aus Holz, unter der dichtes Moos wächst …

Understatement ist hier Programm, Jardin Rouge ist kein lauter Vertreter seiner Gattung, dafür aber ein überaus schöner. Wer beispielsweise die Handschrift von Lyn Harris mag oder Patricia de Nicolaï sowie einige leichtere Düfte von Goutal wird nicht umhin kommen, Jardin Rouge zu testen 😉

COOL ORANGE LEMONADE – Mandarino

Wer wünscht es sich nicht im Sommer – eine erfrischende Limonade, ob nun eine „echte“ oder einen Duft, der genauso erfrischend wirkt? Ich hoffe ja sehr, dass Mandarino in eine solche Richtung tendiert – die Beschreibung zumindest lässt hoffen:

„Alongside a field of jasmine, some children have set up a stall selling lemonade. Their “Mandarino” is made from the juice of a handful of slightly bitter kumquats, and a few sweet mandarins, mixed with some cool orangeade. Their laughter is carried on a fresh and carefree summer breeze.“

Kumquat? Liest sich spannend, erst recht, wenn noch ein paar Mandarinen im Spiel sind – diese sind in Düften sehr viel seltener als man denkt und von vielen Duftliebhabern sehr gesucht. Neben Jasmin, dem genannten, sind noch ein paar mehr Zutaten im Flakon gelandet: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Orange; Herznote: Jasmin, Kumquat, Freesie;  Basisnote: Sandelholz, Muskatnuss, Weißer Moschus.

Mandarino hält sein Versprechen – er erfrischt, und zwar ordentlich, und das auf herrlich zitrusfruchtige Art! Die Farbe passt perfekt – er ist Orange, strahlend Orange in allen Facetten. Saftig und fruchtsüß auf eine überaus natürliche Art und Weise. Keine quietschigen Bonbonfrüchte, sondern Mandarine, Orangen und wirklich – Kumquats. Ein floraler Hauch weht mir hin und wieder um die Nase, darüber hinaus zaubern Sandelholz und Moschus Weichheit und Anklänge von Sonnenwärme. Einfach und genial. Ein idealer Sommerbegleiter, der allerdings meines Erachtens nach weniger für die ganz heißen Tage geeignet ist – da passen meiner Meinung nach aber ohnehin nur zitrisch-herbe Düfte oder Maritimes, dazu aber dieser Tage irgendwann einmal noch mehr … Für Freunde der Zitrusfrüchte-Kreationen von Atelier Cologne (vor allem Pomélo Paradis und Clémentine California) sowie L’Artisan Parfumeurs mittlerweile eingestelltem Mandarine Tout Simplement heißt es in jedem Fall testen!

Ich bin sehr angetan von dem Duo – sie gehen bei mir gleich in den Langzeittest. Ich befürchte, einer oder gar beide könnten sich demnächst noch in meinen Duftschrank verirren …

Neugierig geworden, meine Lieben?

Einen schönen Tag wünsche Euch

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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