Ein minziger Aperitif von Atkinsons und Nasomatto Nudiflorum

Einen frohen 1. Mai! Kennt Ihr mich überhaupt noch? 🙂 Heute habe ich mich einmal wieder zu den Tasten durchgedrängelt. Steffi liegt in der Hängematte, nein im Wochenbett und versorgt unseren Zweiten in der Thronfolge mit „Getränken“. Zeit für mich also, anzustoßen und meine Nase auszustrecken. Erst einmal ein Cocktail, um mich willig und gefügig zu machen und dann wird es nackig. Das geht ja wieder gut los.

Als Aperitif: Atkinsons’ Mint Tonic

Atkinsons Mint Tonic Mint & Tonic – da denke ich gleich an einen erfrischenden Mojito oder einen Gin Tonic, dabei gibt es die Kombination aus Minze und Tonic als (alkoholfreien) Cocktail, wie mich einschlägige Kochseiten belehren. Der Duft aus der Contemporary Collection stellt die Minze ins Rampenlicht. Die von den Römern mitgebrachte Minze ist etwas überaus Britisches, wie ich finde. Ganz gleich ob als Minzsauce zu einem Stück Fleisch oder als „Minzplätzchen“, das nach acht genossen wird. Haben Atkinsons also ätherisches Minzöl abgefüllt und fertig ist die Laube? Nein, natürlich nicht.

Die Minze ist sofort präsent. Zitrische Noten verstärken ihre Frische. Namentlich werden hier Mandarine und Limette genannt, aber auch der Ingwer stößt in diese Richtung. Als Gegengewicht zu so viel grüner Frische und Spritzigkeit wurde eine Basis aus Moschus und Zedernholz gesetzt. Diese sorgt für Weichheit und eine gewisse Cremigkeit. Wie ich es auch bei anderen Minz- und manchen Hesperidendüften beobachtet habe, lässt die Haltbarkeit der genannten Noten zu wünschen übrig. Zwar verbleibt auf der Haut die feine Basis, die Frische und Minzigkeit jedoch verfliegt. Jedenfalls auf meiner Haut. Wie ist es bei Euch? Fazit: Ein bisschen zu leicht, mehr britische Schrulligkeit hätte ihm gutgetan

Die Duftkomposition

Kopfnote: Minze, Krautige Noten, Zitrische Noten
Herznote: Mandarine, Limette, Ingwer
Basisnote: Moschus, Zedernholz

Nasomatto Nudiflorum

Nach diesem Duftaperitif widme ich mich nun dem neuesten Werk von Alessandro Gualtieri, der „verrückten Nase“, wie er sich mit Nasomatto selbst nennt. Zwei Düfte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Nasomatto Nudiflorum. Nackerte Blüte? Wohl eher Jasminum nudiflorum, der Winter-Jasmin. Aber wie gewöhnlich sind keine Duftnoten angegeben.

Nasomatto Nudiflorum

Was verrät uns Alessandro?

Achtung, jetzt wird es ein bisschen schwurbelig. Irgendwas ist da „lost in translation“?

Dieser Parfumflakon ist Teil des Projektes Nasomatto. Er ist das Ergebnis einer Suche nach einem Fluchtpunkt in der Natur, ein nacktes Verlangen in der Durchsichtigkeit unserer Sinne.

Ein Duft, der dazu einlädt, die unerwartete Ruhe zu erleben, wenn man sich selbst aufgibt, ohne sich um Grenzen zu sorgen, um die trübe Intuition einer Tiefe zu fühlen, die die Distanz auflöst. Nudiflorum ist duftende Intimität.

Die Interpretation des Gefühls, berührt zu werden. Eine leichte Berührung auf nackter Haut, die die Oberfläche durchdringt und Teil deiner selbst wird. Natürlich, urtümlich und sinnlich – diese Kreuzung aus nackten Pelzblüten erschafft das Gefühl eines zarten Zusammentreffens von Haut auf Haut. Nudiflorum ist ein Ritual der Enthüllung.

Nasomatto Nudiflorum

Der aufmerksame Betrachter entdeckt in der Zeichnung ein paar Ingredienzen. Mein erster Gedanke: Oud. Aber auch blumig. Weißblüher, ach ja, Nudiflorum, Jasmin! Und genau das sind auch die Grundzüge des Dufts. Rauchig-harziges Oud – oder ist das nur eine geschickte Kombination anderer Noten? – und kräftiger narkotischer Jasmin. Verraucht, verrucht, lüstern. Dass hier eine gehörige Spannung zwischen diesen Aspekten liegt, ist vermutlich klar. Oud ist ja für sich schon facettenreich genug, andere würden sagen: anstrengend. Nicht für mich! Ich bekomme aus dem Oud seine ganzen herrlichen rauchigen, ledrigen, harzigen, animalischen, torfigen Nuancen heraus. Und dann kommt der cremig-süße, blumige, erotische Jasmin. Nasomatto Nudiflorum ist ein echter Kracher, für Femme fatales, für den großen Auftritt und den großen Knall. Das wird nicht jedem gefallen. Soll es auch nicht. Deswegen ist das auch ein waschechter Nischenduft. Was meint Ihr? Habt Ihr ihn schon getestet?

Hat mir wieder Spaß gemacht, vielleicht bin ich jetzt wieder öfter hier vertreten.

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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