MiN New York Scent Series Vol. 2 – die zweite Runde …

… erwartet uns heute – und wirkt fast wie ein olfaktorischer Streifzug durch die Stadt. Andererseits – Kunststück, man findet vermutlich fast keine inspirationstaugliche Quelle egal welcher Art, die es nicht irgendwo in New York gibt oder knapp drumherum. Zuallererst geht es mit MiN New York zum … Essen – Chef’s Table ist unser erster Duft:

„Evokes a garden fresh
table side medley with
fresh herbs & ambergris.

Bergamot, with fresh
sprigs of clary sage,
a dose of Turkish rose,
a splash of tomato essence
& grounded
with a fine musk.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Tomatenblätter, Bergamotte, Basilikum; Herznote: Rose, Iris, Muskatellersalbei; Basisnote: Tonkabohne, Ambra, Moschus.

Tomatenblätter, sehr fein – vielleicht erinnert Ihr Euch noch daran, dass Harmen mich mal den Paradeiserkaiser getauft hat aufgrund von meinem exorbitanten Konsum der roten Frucht jenes Nachtschattengewächses. Auf der Seite des Deutschlandfunks gibt es ein paar interessante Infos zur Kulturgeschichte der Tomate in einem aktuellen Artikel – lest bzw. hört hier. In jedem Fall kann ich meinerseits die Verzehrzahlen vehement zurückweisen, die den Durchschnittsdeutschen betreffen – 8kg frische Tomaten vertilgen wir im Schnitt, im Vergleich zu 32kg Naschwerk.  In Düften freut es mich immer, genauso wie in Raumdüften, wenn wenigstens dessen Blättchen Eingang finden. So auch hier. Und das funktioniert wie zu Erwarten war ziemlich gut, für die- oder denjenigen, der Zweifel hegte. Krautig, frisch und herb, bisweilen bitter, vollmundig allumfassend grün und aromatisch mit einem Hauch Gras ausgestattet präsentiert sich Chef’s Table, was ich sehr schätze. Es gibt wenige, wirklich knackig-krautige Kräuterdüfte. Aus dem Stand fällt mir nur ein Bruder im Geiste ein, der leider meines Wissens nach nicht mehr erhältlich ist – Odoris Gli Odori, der mutige Kräuterkracher.

Chef’s Table ist ein wenig ziviler, aber bei weitem nicht zahm. Ich möchte ihn gar nicht weiter auseinanderklamüsern, möchte mich gar nicht auf die Suche nach Anklängen von Blüten machen, denn ich mag ihn so, als Ganzes, seine aromatisch-grüne und krautige Strahlkraft. Ich empfinde ihn als absolut unisex, wobei er mancher Geschlechtsgenossin vermutlich zu herb und/oder bitter sein dürfte, was ihn einen Tick mehr gen maskulines Lager tendieren lässt.

Forever Now  entführt uns in eine Kirche, vermute ich – zumindest an einen wie auch immer gearteten heiligen Ort:

„Like the first whiff
of burning incense,
that moment when one
connects with their higher power.

Coriander, geranium &
aldehyde lift out from
a rising cloud of olibanum,
sandalwood, leather
& ciste absolute.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Koriander, Rosa Pfeffer; Herznote: Weihrauch, Geranium, Zedernholz; Basisnote: Labdanum (Zistrose), Sandelholz.

Ok, Forever Now ist ein Vollblutweihrauch. Wer keinen mag, muss hier gar nicht erst testen bzw. sollte einen Bogen machen, einen großen. Weihrauch, Weihrauch und nochmal Weihrauch. Zum Teil sakrale Mystik, zum Teil aber auch trockenes Räucherwerk. Oszillierend zwischen Kühle und Wärme. Holzig, bisweilen feucht, aber nie modrig, dafür majestätisch, ehrfurchtgebietend. Und ziemlich geradlinig. Feinsinnig, komplex, aber andererseits auch wieder minimalistisch-modern und reduziert. Wer Norma Kamalis legendären und leider vergriffenen Signature liebte, sollte hier unbedingt testen. Andere Weihrauchliebhaber natürlich auch 😉

Aus der Kirche geht es nahtlos über in den Tanztempel, und zwar mit Coda:

„A luminous aldehydic
opening contrasts a sensual
& smoldering heart.
Luscious plums,
flowers & woods meet
sumptuous leather & musk.

CODA leaves you satisfied with a sense of balance. Rock star chic.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Zypresse, Eukalyptus, Minze; Herznote: Zimt, Muskatnuss, Zedernholz; Basisnote: Ambra, Labdanum (Zistrose), Patchouli.

Exakt so wie oben abgebildet werden Text und Duftnoten von MiN angegeben – keine Seltenheit für mich, dass man dann bereits beim Lesen mit einem Fragezeichen über dem Kopf dank unterschiedlicher Angaben vor Augen dasitzt. Pflaume – ja oder nein? Leder? Rock Chic oder Rock Chick?

Unisex ist Coda, definitiv. Und ein Duftchamäleon, da er schillert und dabei täuscht: Frische, dynamischer Frische dank Eukalyptus und Minze wird eine seltsame Süße entgegengesetzt. Eine Süße, der eine gewisse Schärfe innewohnt, eine dumpf-würzige, hinter der man das tatkräftige Duo von Zimt und Muskat entdeckt. Für mich spielen an dieser Stelle ganz klar auch fruchtige Noten mit hinein, eine leichte Pflaumennote vermeine ich zu entdecken, die aber nicht über die Maßen präsent oder dominant ist. Leder kann ich auf meiner Haut leider nicht entdecken, dafür wird es im weiteren Verlauf wärmer, samtiger und auf eine interessante Weise „staubig“, wie sie gerne mal im Zusammenhang mit Harzsamtigkeit auftritt.

Coda ist besonders, aber dennoch durchaus gefällig. Ein moderner Duft für hippe Großstädter, der absolute Signature-Qualitäten vorzuweisen hat.

Kennt Ihr MiN schon? Und, Eure Meinung?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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