Majda Bekkali – Die Magie Andalusiens

Zwei neue Düfte aus dem Hause Majda Bekkali landeten unlängst auf meinem Schreibtisch: Ziryab und Mudéjar. Zwei Düfte, die wie bereits Tulaytulah, dem spanischen Süden gewidmet sind. Doch nicht das heutige Andalusien stand hierfür Pate, sondern al-Andalus, der vom Anfang des 8. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert von Muslimen beherrschte Teil der Iberischen Halbinsel. Doch dazu gleich mehr. Zuerst noch ein paar Worte zu Majda Bekkali: Nach zehnjähriger Schaffenszeit im Dienste bekannter Parfummarken erfüllte sich Bekkali 2009 ihren lang gehegten Traum und eröffnete ihr eigenes Label. Ihre Düfte nennt sie „olfaktorische Skulpturen“, denn nicht nur die Düfte selbst sind für sie Kunstwerke, sondern auch die Flakons, die von erlesenen Bildhauern modelliert und entworfen werden. In Zusammenarbeit mit namhaften Parfumeuren wie Bertrand Duchaufour, Delphine Thierry, Cécile Zarokian und Marina Jung-Allegretl kreierte Majda Bekkali Kunstwerke, die olfaktorisch, optisch und haptisch wahrgenommen werden können – olfaktorische Skulpturen eben. 🙂

Majda Bekkali – Ziryab & Mudéjar

Ziryab – Der Mann mit der Laute

Der vermutlich aus der Gegend des heutigen Iraks stammende Abu I-Hasan Ali Ibn Nafi, genannte Ziryab, wurde am Hofe von Córdoba als Allroundgenie gefeiert. Musikalisch zog er sein Publikum durch sein virtuoses Lautenspiel in seinen Bann, das ihm den Beinamen „Ziryab“, die Amsel, bescherte. Darüber hinaus war er in der Astronomie, Geographie, Meteorologie und Botanik bewandert und wurde so als Universalgelehrter bewundert und geachtet. So sehr, dass er auch die Mode, die Frisuren, den Lebensstil und die Küche des al-Andalus maßgeblich prägte.

So unterschied er als einer der ersten zwischen Sommer- und Winterzeit oder der Tageszeit angepasster Kleidung. Er erfand ein für damalige Zeit neuartiges Deodorant und setzte sich für Körperhygiene samt täglicher Bäder ein. Ihm wird außerdem nachgesagt, einen Vorgänger der Zahnpasta erfunden zu haben. Regelmäßiges Rasieren, Frisieren und Haarewaschen wurde dank Ziryab immer populärer. Kulinarisch erweiterte er den Speiseplan der al-Andalusier durch die Verwendung neuer Obst- und Gemüsesorten wie etwa grünem Spargel. Er führte das dreigängige Menü ein sowie die Benutzung von Tischdecken und Geschirr.

Musiker, Astronom, vergessenes Genie. Ein Meister der Eleganz und der Lebenskunst. Seine Musik ließ Córdoba erbeben. Die Harmonie seiner Noten erreichte die Gipfel der Perfektion. Sein Geheimnis? Eine fünfte Saite an seinem Instrument: seine Laute, die Oud.

Als Hommage an Ziryab wurde das Parfum in fünf Schritten komponiert, wie die Saiten seines Instruments. Die fünfte Saite ist gewagt, die Geste eine bilderstürmerischen Parfümeurs: Die Verbindung der Tulpe, jene wässrige, transparente, grüne Note mit dem Rest der Komposition, dem „Holz des Ouds“.

Für die Umsetzung von Ziryab wählte Majda Bekkali den spanischen Parfumeur Richard Ibanez, der aus den Duftnoten Tulpe, Adlerholz (Oud), Safran, Atlas-Zedernholz und Ambra die duftende Hommage an den fantastischen Lautenspieler kreierte.

Frisch aufgesprüht erschnuppere ich sofort grüne, leicht knarzige Tulpennoten, nicht floral, sondern eher von der Blattsaftfraktion. Diese werden nach und nach transparenter. Adlerholz und Safran gesellen sich zu dem grünen Liliengewächs und schenken ihm eine balsamische-süße Ledernote mit dezent medizinischen Anklängen. Helles Zedernholz und pudrig-weiches Ambra runden die Komposition harmonisch ab. Die Kombination von Tulpe und Adlerholz ist in der Tat gewagt. Auf meiner Haut empfinde ich Ziryab zu Beginn als fast schon schneidend grün. Der Teststreifen zeigt sich da im Auftakt verträglicher. Doch im weiteren Verlauf beruhigt sich der Duft auch auf meiner Haut und die Kombination aus transparentem Grün mit Adlerholz, Safran, Zedernholz und Ambra gefällt mir richtig gut. 🙂

Majda Bekkali – Mudéjar

Der Mudéjar-Stil ist ohne Frage eines der Dinge, die jeder Andalusienurlauber mit großem Staunen bewundert. Die maurische Architektur- und Dekorationskunst mit ihren farbenfrohen und ornamentalen Elementen ist eines der Highlights vieler andalusischer Städte, aber auch im übrigen Spanien finden sich allerlei Bauwerke im Mudéjar-Stil. Mit Verzückung erinnere ich mich an die wunderschöne Alhambra mit ihren prächtigen Bauten und den liebevoll angelegten Gartenanlagen. Wer noch nicht dort war, dem sei ein Besuch der Stadtburg über Granada auf jeden Fall empfohlen. 🙂

Die Flakons der Andalus-Kollektion ziert übrigens eine stilisierte Rosette im Mudéjar-Stil, die laut Majda Bekkali von der Ornamentik der Alhambra inspiriert wurde.

Ziselierter Stein, eine offene Festung – von Jahrhunderten des Lichts umspielt. Eifersüchtig auf den Schatten, den sie schützt, nur wagemutigen Strahlen erlaubt sie einzudringen. Ein überraschendes Parfum, das mit warmen und kalten Effekten spielt und Kraft mit Zartheit verbindet.

Dieses Parfum ist ein Spaziergang. Zuerst nimmt es uns mit in einen Blumengarten, die Frische der Zitrusfrüchte lässt die Hitze durch Gewürze und Hölzer sanfter erscheinen. Wir bleiben einen Augenblick vor diesem eindrucksvollen Steingebäude stehen. Wir suchen nach dem Schutz seiner Mauern und übertreten seine Schwelle. Die Dunkelheit heißt uns willkommen; ein Lichtstrahl erhellt die Mitte. Der Geruch von Feuchtigkeit vermischt sich mit den wohligen Düften des Holzgebälks und des Rauchs.

Auch Mudéjar stammt aus der Duftfeder von Richard Ibanez, der hierfür die Duftnoten Grapefruit, Schwarzer Pfeffer, Schwarze Johannisbeere, Atlas-Zedernholz, Moos, Sandelholz und Weihrauch auswählte.

Zitrisch-herb startet Mudéjar mit pinkfarbener Grapefruit, die von der dezenten Schärfe von schwarzem Pfeffer untermalt wird. Subtil-fruchtige Noten gesellen sich dazu, doch insgesamt bestimmen Mudéjar helle und transparente Holznoten, denen eine unglaubliche Frische und Leichtigkeit innewohnt. Weihrauch lässt sich auch erschnuppern. Er fügt sich ganz wunderbar ins holzig-zitrisch-fruchtige Duftgemenge, zeigt sich transparent und dezent-rauchig. Mit ihm erdet sich Mudéjar, wird solider und greifbarer. Eine leichte Erdigkeit nehme ich  im Hintergrund wahr, die ich dem Moos zuordne. Die Oberhand behalten dennoch die Hölzer, gepaart mit frisch-herben Hesperidennoten, die Mudéjar zu einem Sommerduft machen. Wunderschön und erfrischend, ohne aufdringlich zu sein. Daumen hoch! 🙂

Kennt Ihr die Andalus-Kollektion von Majda Bekkali bereits? Wie gefallen Euch die Düfte und welcher ist Euer Favorit?

Ich träume jetzt noch ein bisschen von Andalusien und wünsche Euch eine schöne Woche!

Liebe Grüße
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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