Dalí Haute Parfumerie – Dem Künstler Salvador Dalí …

… ist diese Kollektion gewidmet, wie unschwer zu erkennen – und da klingelt es gleich bei mir: Dalí-Düfte? Da war doch was … ich hatte selbst einmal einen, vor etlichen Jahren, es müssen knapp zwanzig sein … Ja, eine kurze Recherche zeigt: 1997 kam er heraus, der Sonnenkönig – Le Roi Soleil von Salvador Dalí. Der Flakon war gewöhnungsbedürftig, nicht wegen seiner Idee, seines Designs, sondern weil der Deckel aus Plastik war, was nicht sonderlich wertig war vom Eindruck her. Trotzdem habe ich den Sonnenkönig als gourmandigen Florientalen in Erinnerung, der gar nicht mal schlecht und vor allem auch relativ innovativ war. Aus der Linie gab es noch diverse andere Düfte, meine Google-Bemühungen trugen Früchte und haben mir verraten, dass auch die letzten Jahre noch einige Lancierungen erfolgten. Dalí Haute Parfumerie gehört wohl in den Markenkomplex, zielt aber auf ein anderes Publikum, was alleine schon an der Preisklasse zu erkennen ist: Die restlichen Düfte waren früher eher Drogerieware, unteres Preissegment, die kleine, aber feine Dalí Haute Parfumerie-Kollektion, die Ende letzten Jahres in unserem Shop gelandet ist, hat sich definitiv der Nische verschrieben.

Leider ist sie, wie viele andere Neulancierungen, in deren Quantität untergegangen bisher, was mich dieser Tage dazu veranlasst hat, mir die Düfte alle vorzuknüpfen. Ich bin gespannt, weil ich, wie oben schon erwähnt, einige der alten Düfte im Kopf habe, die für mich damals in der Drogerie eine Sonderstellung eingenommen haben: Zu besonders waren sie und auch zu gut gemacht, um kurz vor der Kasse in einer Schütte verramscht zu werden. Ich bin ziemlich neugierig, was es jetzt mit dem Duft-Haute Couture-Versuch auf sich hat. Darüber hinaus bin ich selbsttredend empfänglich für das Thema: Dalí gar nicht zu mögen, fällt schwer – die Bilder sind omnipräsent in der heutigen Kultur, seine Kunst ist quasi ein Immergeher, es gibt kaum jemand, der sie überhaupt nicht mag. Einzelne Teile seiner Werke in das Flakondesign einfließen zu lassen finde ich wunderbar – zumal die Flakons sehr sehr hochwertig wirken, optisch als auch haptisch. Und, obschon ich bei Düften eher auf die inneren Werte schielen, ich muss schon sagen, mir gefallen sie!

Carl Van Vechten [Public domain], via Wikimedia Commons
Beide Marken (beziehungsweise deren Lizenzen) gehören ein und demselben Mann, Jean-Pierre Grivoy, der auf der Esxence letztes Jahr ein interessantes Interview dazu gab:

Einen stimmungsvollen Werbeclip findet Ihr auch auf unserem Youtube-Channel (haben wir, falls Ihr ihn noch nicht gefunden habt ;)):

Solltet Ihr das Video nun angesehen haben, werdet Ihr den Parfumeur der Düfte bereits entdeckt haben – Alberto Morillas‘ Phiolen sind diese entstiegen. Mit Morillas, der bei Firmenich tätig ist, hat man sich selbstredend ein „Schwergewicht“ herausgesucht, einen Altmeister – er ist unter anderem verantwortlich für einen der ersten Düfte des Hauses, Salvador Dalí, darüber hinaus für etliche Düfte von Bulgari (unter anderem annähernd die komplette Omnia-Kollektion samt Flankern und Variationen), Cartiers Panthère de Cartier, Must de Cartier II sowie den wunderschönen Baiser du Dragon, Diverses für Custo Barcelona, Armani, Gucci, Miyake, Kenzo, Lancôme, Lanvin, Nina Ricci, Rochas, Versace und viele(s) mehr, die Liste ist fast unendlich weiterzuführen.

Alberto Morillas – Copyright by Alexandre Guirkinger (Fotograf) und Firmenich

Zu seinen Klassikern dürften neben den genannten Cartier-Düften gehören: Rochas‘ Byzance (mit Nicolas Mamounas) und Byzantine, Calvin Kleins CK One (zusammen mit Harry Fremont), Tommy Hilfigers Tommy sowie Pleasures (beide zusammen mit Annie Buzantian, siehe auch Puredistance)  und Intuition für Estée Lauder, Acqua di Giò für Armani, Pi für Givenchy, Lancômes Miracle, Thierry Muglers Cologne, Marc Jacobs Daisy, M7 für Yves Saint Laurent in Zusammenarbeit mit Jacques Cavallier-Belletrud, mit dem er auch Van Cleef & Arpels Murmure und Zanzibar for Men kreierte.

In beziehungsweise für die Nische war Morillas ebenfalls fleißig: Acqua di Parmas tolles Colonia Intensa wurde von ihm kreiert, darüber hinaus Grenadille D’Afrique und Palissandre D’Or für Aedes de Venustas, Oxymusc für A Lab on Fire sowie zwei Düfte für deren „Vorgänger“-Marke S-Perfumes, Amouages Opux VII, Aspreys Purple Water (wieder etwas gelernt – ein leider vergriffener Liebling von mir), einige Düfte für By Kilian, Eau d’Italies Acqua Decima und Au Lac, Ego Factos Jamais Le Dimanche, Le Labos Tubereuse 40 und Vanille 44 sowie einige der letzten Penhaligon’s-Schöpfungen gehen ebenfalls auf sein Konto. Und Mizensir hat er, soweit ich weiß, als Marke geschaffen – ich liebe deren Kerzen, kennt Ihr sie?

Genug Namedropping, ich denke, Ihr wisst, worauf ich hinaus möchte, obschon ich es immer wieder interessant finde, einmal zu recherchieren, welche Düfte ein Altmeister seines Faches uns im Laufe der Jahrzehnte beschert hat – auch ich lerne hier doch immer wieder noch dazu. Altmeister war aber das Stichwort – Morillas ist ein solcher, keine Frage. Ein paar Interviews finden sich natürlich auch zu einem solchen Parfumeur, siehe hier: Blick, Basenotes, International Business Times, ParfumPlus, The National.

Kommen wir zurück zu den Düften: Die Kollektion Dalí Haute Parfumerie ließ sich von der Dauerausstellung „Dalí-Jewels“ inspirieren, welcher die Fundació Gala-Salvador Dalí ein Museum neben dem Dalí Theatre-Museum in Figueres widmeten. Dort sind ein paar Dutzend Schmuckstücke ausgestellt, die Dalì während seiner Schaffenszeit kreierte und die allesamt seinen einzigartigen Stil ausdrücken.

Dalì hat im übrigen nicht nur Schmuck entworfen, sondern noch viel mehr: Für Elsa Schiaparelli designte er Stoffe, Hüte und Kleider, er hatte sogar eine Art Merchandise-Firma, die von Krawatten über Tapeten und Kalender diverse Lifestyle-Artikel und Accessoires vertrieb. Darüber hinaus bebilderte er nicht nur die Bibel, sondern auch Miltons Paradise Lost, Hemingways Alten Mann und das Meer, Dantes Göttliche Komödie und Carrolls Alice im Wunderland, um nur einige zu nennen, arbeitete mit Fotografen wie Man Ray und Brassaï zusammen und wirkte auch an Filmen mit, unter anderem bei Luis Buñuel und, aufpassen, Alfred Hitchcock. Dessen Spellbound (Ich kämpfe um Dich) war der erste Film, der sich mit der Freudschen Psychoanalyse auseinandersetzte und eine Traumszene beinhaltete, die von Dalì ausstaffiert wurde (und leider fast ganz dem Schnitt zum Opfer fiel). Hier könnt Ihr sie sehen:

… das war jetzt richtig viel Vorinformation, allerdings gab es auch wirklich einiges zu berichten. Bevor wir schlussendlich mit den Rezensionen beginnen, möchte ich noch anmerken, dass es für die Kollektion bei uns ein sehr hübsches Testset zu kaufen gibt, Discovery Coffret genannt. Es beinhaltet alle fünf Düfte in einem schönen Schuber, so kann man sich in Ruhe einen Überblick verschaffen und die einzelnen Schätze auch auf der eigenen Haut ausprobieren.

Der erste Duft, dem wir uns aus der Kollektion widmen werden, ist Melodie du Cygne de la Main:

„Alberto Morillas war von der Eleganz des Schmuckstücks „Leaf veined Hand“ berührt – erdacht von Salvador Dalí – in Gelbgold, Smaragd und Rubin und entschied sich, diese Duftemotion in einen ruhigen und einhüllenden Duft einfließen zu lassen, der die Metamorphose einer Person bei einer Liebkosung darstellt.

In dieser Hand-Schwan-Kreation leuchtet kostbare Iris aus Florenz und verschmilzt im Herzen mit einem gourmandigen und samtigen Akkord – wie Zeus, der sich in Gestalt eines Schwans mit Leda, Königin von Sparta, vereinigt. Die aus Mazedonien stammende Iris ist eine wundervolle Ingredienz und eine uralte Parfumkostbarkeit, die Kompositionen eine subtile pudrige Note verleiht. In diesem Duft verlängert sie die Noten frischer Veilchenblätter und köstlicher sonnengereifter Früchte. Der samtige, pudrige Rosenakkord hüllt sich daraufhin in eine unwiderstehliche und originelle Pralinennote, welche zwischen der Süße von Milch und der Opulenz von Vanille pendelt. Eine unvergessliche holzige Spur führt uns in einen Fantasiewald aus Zedern und Sandelholz, unter einem Schleier von kraftvollem indonesischem Patschuli, in dem Sie sich selbst für ein paar Stunden oder Ihr ganzes Leben lang verlieren werden.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Rote Früchte, Veilchenblätter; Herznote: Iris, Heliotrop, Orangenblüte, Rose; Basisnote: Vanille, Gourmand-Noten, Zedernholz, Sandelholz.

Leaf Veined Hand © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2014.

Leaf Veined Hand heißt das Schmuckstück, das 1949 von Dalì geschaffen wurde aus 18karätigem Gold, mit einem Smaragd und Rubinen verziert. In der Beschreibung ist von einer Liebkosung die Rede, einer Melodie und von Leda und dem Schwan (hinter dem sich Zeus verbirgt, klar).

Morillas zeigt mit Melodie du Cygne de la Main einmal mehr, dass er wunderschöne Damendüfte machen kann: Nichts madamiges hat der Duft an sich, dafür ist er „einfach nur“ ein wunderschöner Duft für Frauen, wobei das „einfach nur“ ein Euphemismus ist. Einen klassischen, aber dennoch kontemporären Damenduft zu machen, ist gar nicht so einfach. Und wenn er dann auch noch sinnlich sein soll, erotisch, ohne vordergründig sexy zu sein, billig und/oder oberflächlich, wird es wirklich zur Herausforderung, die Morillas, Ihr werdet es bereits erahnen, spielend bewältigt.

Igor Gorshkov (https://www.flickr.com/photos/134661509@N08/) via Flickr – CC BY 2.0

Wir haben es hier mit einer äußerst luxuriös anmutenden Iris zu tun, die pudrig und cremig zugleich sich zeigt, darüber hinaus Gourmandanklänge offenbart. Ich muss an dieser Stelle an Guerlains exklusive Kollektionen denken, allen voran an die L’Art et la Matière, in die Melodie du Cygne de la Main sehr gut passen würde – ein Kompliment, wer sie kennt. Morillas Iris schillert in den schönsten Tönen und Farben, für mich ein zartes Rosé in Kombination mit einem dramatischen dunklen Blutrot sowie einem samtigen Beige-Braun. Karamellisierte Anklänge kitzeln meine Nase, bisweilen zuckrig-kristallin wirkend, dann wieder milchig, der pudrigen Iris huldigend. Anklänge von honighafter Nektarsüße kokettieren mit roten, tiefroten, vielleicht auch verbotenen Früchten? In jedem Fall sind es Beeren, eventuell auch Anklänge von Kirschen, die sich da auf einem überaus opulenten Vanillebett tummeln, das würzig-warm und leise klitzekleine orientalische Facetten schafft.

Igor Gorshkov (https://www.flickr.com/photos/134661509@N08/) via Flickr – CC BY 2.0

Ich finde Melodie du Cygne de la Main als Einstieg in die Kollektion ganz wunderbar, allerdings … ist er mir ganz persönlich zu feminin-gourmandig, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass er viele Liebhaberinnen finden wird. Und bin neugierig, ob bei den anderen vier Düften etwas für mich dabei ist – wir werden es alle erfahren die nächsten Tage 😉

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike

 

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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