Out of the blue – Shay & Blue …

… sind soeben bei uns im Shop gelandet – den Kalauer konnte ich mir nicht verkneifen 😉 Wie Harmen schon neulich bemerkte – wir sind hoffnungslos „überfordert“ hier im Blog: Es ist momentan unmöglich, Schritt zu halten mit den Neuheiten, obgleich wir unser Bestes geben. Gestern erreichte mich ein Paket mit ungefähr vier, fünf Dutzend Pröbchen … da saß ich nun davor und habe einfach einmal beherzt hineingegriffen – Shay & Blue waren dabei und machen nun diese Woche das Rennen, denn ich bin neugierig: Die Marke ist für mich noch eine gänzlich unbekannte, ich bin gespannt, was mich, was uns erwartet!

Positiv fällt mir auf, dass wir es hier mit einer sehr angenehmen Preislage zu tun haben: 80 Euro (bzw. 120 Euro im Falle der Oud-Düfte) für 100ml – das ist ein Wort. Mir gefällt auch das Packaging auf den ersten Blick sehr – ich bin zwar kein Gold-Fan, die Kombination aus dezent-zurückhaltendem Gold mit Rauchglas in unterschiedlichen Farben wirkt stimmig und harmonisch, eine perfekte Balance aus edler Eleganz, einer Prise Blingbling und Minimalismus.

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Die Marke Shay & Blue kommt aus London, die Gründer sind Dom De Vetta und Julie Massé. De Vetta kann auf eine lange Karriere in der Beauty- und Parfumindustrie zurückschauen: Zwanzig Jahre tummelte er sich dort, war früher Senior Vice President bei Chanel sowie Global General Manager bei Jo Malone. Massé ist die „Nase“ hinter den Düften.

Dom De Vetta founded Shay & Blue Limited in London in 2012. He is a veteran of quality fragrance, and a seeker of the finest talent in perfumery. Dom has spent most of his twenty-year career in the world of perfume. He is a former Senior Vice President at Chanel, and was the Global General Manager of Jo Malone London.

Shay & Blue – die Maxime:

„We seek out the fine ingredients, the rare craftsmen and the precious skills of the perfume-making methods of old. So that we can say with confidence that a Shay & Blue fragrance is a truly fine fragrance.“

Und das Verständnis von Parfums:

„Fragrances that are confident and expressive. Inspired by the great classic perfumes of old. Reinvented to be current and contemporary. Richly decadent. Simply unique.“

Gegründet wurde die Marke 2012, die ersten Düfte sind von 2013 – mittlerweile umfasst die Linie vierzehn Düfte, die, wie man stolz verkündet, bereits einige Preise einheimsen konnten: Çafleurebon ist wohl ganz begeistert und wählte Oud Aliv 2013 und Salt Caramel 2014 zum besten Duft, Dom De Vetta im selben Jahr zum besten Creative Director. In der Glamour wurde die Blood Oranges-Kerze (zu der es einen korrespondierenden Duft gibt) 2014 zur „ultimativen“ Duftkerze ernannt.

Das Marketing ist natürlich super – die Fotos sind toll, die Marke hat einen eigenen Youtube-Channel, in dem man bereits einige Videos finden kann – siehe hier. Ein hübsche Video zu ihrer Boutique seht Ihr hier:

Warum gibt es eigentlich bei uns so wenige dermaßen hübsche Boutiquen, unabhängig davon, ob wir jetzt von Beautyartikeln oder Kleidung sprechen? Klar, die Flagshipstores der ganz Großen, aber ansonsten … sieht man sowas doch eher dann bei kleineren jungen Labels und Kreativlingen. In anderen Ländern begegnet einem so etwas viel häufiger – dabei lädt doch ein persönliches, individuelles Interieur zum Entdecken (und Einkaufen) ein.

Wenden wir uns jetzt aber den Düften zu: Mich erinnert die Namensgebung, die sich auf einzelne Ingredienzen bezieht, an Jo Malone, keine Frage. Schauen wir mal, wie sich der Inhalt der hübschen Flakons verhält!

Von den vierzehn Düften aus dem Hause Shay & Blue haben wir für den Anfang zwölf im Sortiment. Das Haus teilt diese in bestimmte Richtungen ein – wir beginnen mit Spices:

„Spices bring a delicious drama and intensity to your fragrance.“

Dazu gehören Salt Caramel, Amber Oud Ahad und Suffolk Lavender – De Vetta zu dieser Kategorie:

Den Anfang macht Salt Caramel – nicht nur wegen seiner Lobpreisungen, den oben genannten, sondern auch aus einem ganz schlichten anderen Grund: Ich liebe salziges Karamell, vor allem in Form von (gutem) Eis.

salt_caramel_2„Salt Caramel is an award-winning rich, woody-vanilla fragrance. Inspired by English chocolatier to the Queen Charbonnel et Walker’s Sea Salt Caramel Truffles, this is an irresistible fragrance composed of waves of caramel and bourbon vanilla cut through with sea salt and sandalwood.“

You love it or you hate it – das ist wohl richtig, was Gourmand-Düfte angeht. Aber, De Vetta hat ganz recht, Salt Caramel ist ein erwachsener Vertreter seines Genres, ein „woody vanilla“-Duft, wie De Vetta attestiert.

Regelmäßige Leser wissen – Vanille und ich, das ist ein schwieriges Unterfangen, ich hatte darüber bereits berichtet und zitiere mich selbst:

„Kennt Ihr Impulse noch? Als ich 10, 12 Jahre alt war, hatte jedes, ungelogen: jedes Mädchen in meiner Klasse mindestens eines dieser „Parfumdeos“. Parfums zu tragen war in diesem Alter für die meisten (gezwungenermaßen) noch keine Option, aber das Deo durfte duften, gerne auch ein bisschen mehr … Mir hat das ein Vanilletrauma beschert: In meiner Klasse war ein Mädchen, das eine Vorliebe für Polyester- und Acryl-Pullover hatte. Dumm an dieser Sache war, dass sie mächtig transpirierte, was auch kein Impulse-Deo verhindern konnte. Die Mischung aus Schweiß und einer opulenten synthetischen Vanillenote dank „Vanilla Kisses“ hat mich nachhaltig geprägt – und mir jahrelang Vanille als prominente Ingredienz in Düften verleidet ????“

Mittlerweile gibt es einige Vanilledüfte, die ich sehr gerne mag – wenn ich recht überlege, sogar einige mehr: Ich liebe Mona di Orios erotischen Vanille und Goutals rauchigen Vanille Exquise, Eau d’Italies Morn to Dusk ist ebenfalls einer meiner Favoriten, diese zarte Schönheit. Der Gourmand-Kollektion von Chabaud kann ich einiges abgewinnen, Parfumerie Générales Felanilla ist ein Kracher, die Weihrauch-Vanille Eau Duelle von Diptyque ist ebenfalls eine tolle Option. El Born von Carner Barcelona, Guerlains Spiritueuse Vanille und La Vaniglia von Bois 1920 sollten unbedingt auch in meiner Liste vorkommen. Weitere Vanille-Lieblinge hat Evelyn einmal bei Beauty-Mekka gelistet – hier nachzulesen. Und natürlich Raghba von Lattafa, ein echtes Schnäppchen, das ich Euch mal in der Kategorie Feines für Kleines vorgestellt hatte.

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Salt Caramel ist ein perfekter Einstieg in die Kollektion von Shay & Blue und für mich ein echter Kaufkandidat! Das Foto ist –  irreführend, so empfinde ich es. Es bildet zwar das Karamell perfekt ab, suggeriert aber aufgrund der Farbgebung und dem Übermaß an Karamell einen pappsüßen, tendentiell rot-orange-leuchtenden und eventuell orientalischen Duft – all das ist Salt Caramel nicht, Gott sei Dank!

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Salt Caramel erinnert mich an England, und zwar an die Seebäder, vielleicht Brighton, wo ja auch eine Art Rummel, stationärer, am Strand ist. Irgendwo in der Nähe des Meeres am Pier stehen, eine leichte Brise in der Nase, die maritim-salzige Noten herüberweht, und Karamell lutschend, eingehüllt in dicken Kaschmirstrick. Der Duft ist nicht sonderlich komplex, aber facettierter, als man vielleicht erwarten mag: Frisch auf der Haut steigt mir Wind in die Nase, jene Seeluft, die auch irgendwie ozonig erscheint, sowie eine herrlich nussig-kokelig-rauchige Note, die alsbald das Karamell hervorscheinen lässt. Dieses süßt und strahlt auf eine überaus angenehme und deliziöse Art und Weise, und zwar „trocken“, das heißt nicht als Pudding oder Sirup, den man bei Starbucks in seine Straciatella-Latte-Macchiatto mit Apfel-Knusperstreuseln bekommt, sondern … die schönen, festen Bonbons oder auch Stücke, die, mit Speichel benetzt, so wunderbar an den Zähnen kleben. Irgendwie duftet es auch so, als käme der soeben in Karamell verwandelte Zucker frisch erkaltet aus der Pfanne, die über der Ahnung eines Holzfeuers erhitzt wurde. Das ist heimelig, kuschelig und auf eine durchaus verlockende Art sinnlich.

Salt Caramel könnte insofern für mich ein neuer Winterbegleiter werden – auch wenn er aufgrund seiner „Zurückhaltung“ für einen Gourmand durchaus auch zu anderen Jahreszeiten zu tragen ist.

Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht – Ihr auch?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike, heute einmal wieder zum Süßmaul bekehrt.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Avatar photo
    10. November 2016
    Antworten

    Gefällt mir sehr gut. Als hätte man einen der Milch-Düfte von Chabaud etwas herber ausfallen lassen. Nicht zu süß! 🙂

  2. Barbara V.
    9. Januar 2017
    Antworten

    Liebe Uli
    Salt Caramel… Ein Tropfen auf meinem Handgelenk und schon war ich auf dem Weg ins Badezimmer, um den Duft sofort wegzuschrubben. Diesen Duft überlasse ich dir sehr, sehr gerne ;o) Ich liebe Karamell, aber diese Mischung war gar nichts für mein Näschen. Was aber gar nicht schlimm ist, wenn nicht jede Probe zum Kaufkandidaten wird :o)
    Liebe Grüsse,
    Barbara

  3. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    20. Januar 2017
    Antworten

    Huhuu liebe Barbara,

    Abschrubber, wirklich? Kann ich mir nur sehr schwer vorstellen – was genau hat Dir denn so missfallen? Das rauchige Element?
    Ansonsten – vollkommen richtig, wenn jede Probe zum Kauf werden würden, könnte ich mein Gehalt auch gleich in Naturalien auszahlen lassen 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli

  4. Barbara
    25. Januar 2017
    Antworten

    Liebe Uli
    Doch, doch, Abschrubber! Mich überrollte eine Woge von Popcornduft kombiniert mit einer Süsse, die so gar nicht mein Geschmack war. Danach war ich schon auf dem Weg ins Bad :o)
    Liebe Grüsse, Barbara

  5. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    26. Januar 2017
    Antworten

    Puuuh, Popcornsüße? Das hört sich gruselig an, wäre auch nicht meins – hat er aber auf meiner Haut so gar nicht gezeigt, auch Harmens Häutchen hat sich da anders verhalten. Mal wieder ein Fall von Hautchemie – es zeigt sich mal wieder, wie wichtig es sein kann, Düfte vorher zu testen, bevor man mit einem Blindkauf auf die Nase fällt, im wahrsten Sinne des Wortes 😉

    Viele liebe Grüße!

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