Des Safrans schwarze Seele und Montales blinder Passagier

Statussymbol Safran: Der Göttervater Zeus soll auf einem Bett aus Safran genächtigt haben und übergeschnapptes Verhalten wurde im Mittelalter auf seine berauschende Wirkung zurückgeführt. Dann drehe ich jetzt auch mal durch, nur für Euch.
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Vor einigen Wochen habe ich hier meine Safransucht eingestanden und mich danach gewundert, warum ich mir nicht schon längst einige Safrandüfte angeschaut habe, die wir in unserem Sortiment haben. So wurde ganz schnell eine kleine Probenbestellung auf den Weg gebracht und schon berichte ich über meine Nasenabenteuer … Heute werde mir also ein paar köstliche Vertreter dieser Gattung näher ansehen. Heute: „Black Saffron“ von Byredo und „Aoud Safran“ von Montale, beide nicht mehr ganz neu, aber im Duft-Tagebuch bislang noch unbesprochen.

Safran wird aus den Stempelfäden des Krokus gewonnen und hauptsächlich im Iran angebaut. Safran schmeckt ganz hervorragend und wird in Gebäck, wie etwa den schwedischen Lussekatter, aber auch in Paella und Bouillabaisse verwendet; im Iran wird Safran dem Reis hinzugegeben. Auch zum Färben wird Safran schon mindestens seit der Antike verwendet.

Des Safrans schwarze Seele

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Ben Gorham, Gründer von Byredo, hat eine indische Mutter und einen kanadischen Vater. Als er die Heimatstadt der Mutter bereiste, wurde sein Interesse an Düften durch die vielfältigen Gewürze und Gerüche erst geweckt. Safran hebt er hierbei ganz besonders hervor:

„Safran war immer schon ein Teil meiner indischen Erziehung, sei es wegen seines Geruches, als auch wegen des Geschmackes und des Farbtons. Er ist für alle Hindus heilig, er gibt den buddhistischen Kleidern seine Farbe und ist zu einem Symbol Indiens geworden. Der ‚Schwarze Safran‘ von Byredo ist ein Duft, der durch diese Idee der erhabenen Einheit inspiriert wird. Während ich aufwuchs, habe ich mehr über mein Erbe erfahren, und dieser Duft hat sehr viel zu diesem Prozess beigetragen.”

Ich muss ehrlich sagen, es haut mich ja selten um, aber „Black Saffron“ ist einer der besten Düfte, die ich seit Langem unter der Nase hatte. Ein ganz breites Spektrum tut sich auf. Eine zarte Pampelmusennote leuchtet auf, natürlich ist Safran von Beginn an allgegenwärtig und krautig-frische Wacholderbeeren verbreiten ihren eigentümlichen Reiz. Diese leiten perfekt über zu den grünen Noten eines schwarzen Veilchens, nur aus diesem Grund nennt sich dieser Safran schwarz. Durch Leder und Rose erhält das Herz einen feinen und auch eleganten Hauch. Vor allem auf dem Teststreifen erscheint der Duft noch ein ganzes Stückchen grüner und die Rose deutlicher als auf meiner Haut. Eine leicht fruchtige Note kommt durch Himbeere hinzu. Hölzer und Vetiver bilden eine leicht seifige, aber klare Grundlage. Natürlich steht „Black Saffron“ in direkter Nachbarschaft zu Parfum de MarlysGodolphin“ oder Montales „Aoud Leather“ wirkt meines Erachtens aber leichtfüßiger, feiner ausbalanciert und facettenreicher, ohne dass das eine besser als das andere sein muss. Ich sage es nur selten, aber aus dem Stand springt „Black Saffron“ in die Liga der Kaufkandidaten.

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© KX Studio Walking Monks (CC BY 2.0)

Duftkomposition
Kopfnote: Pampelmuse, Safran, Wacholderbeeren
Herznote: Veilchen, Leder, Rose
Basisnote: Hölzer, Himbeere, Vetiver

Montales blinder Passagier

Oud-Düfte sind bei Montale Legion. Erstaunlich, in wie vielen Facetten das begehrte Harz erstrahlen kann. Bei dem bereits oft erwähnten „Aoud Leather“ von Montale hatten wir eigentlich schon eine ledrige Safran-Oud-Kombination, deswegen bin ich gespannt, wie sich die Komposition schlägt, die diese Verbindung sogar im Namen trägt.
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Der erste Eindruck: Hier kommt der Safran weitaus deutlicher zum Tragen. Es werden außerdem weitere Facetten gezeigt, denn der Safran besitzt neben seinem ledrig-cremigen-aromatischen Duft vor allem auf der Geschmacksseite durchaus scharfe und bittere Züge, die hier nun riechbar werden. Natürlich ist nicht klar zu trennen, was dabei von Safran, was von Oud kommt, gerade diese medizinischen Facetten mögen wohl vom teuersten aller Harze herrühren. Noch bin ich nur beim Teststreifen. Es gesellt sich außerdem eine floral-honigartige Note hinzu, die – man erfährt es sogleich aus den Duftnoten – von der prominent ins Herz gesetzten Rose stammen muss. Hier liegt für den Safransuchenden nun auch der Hund begraben. Im Grunde haben wir es hier nämlich viel mehr mit einer der legendären Oud-Rosen von Montale zu tun als mit einem reinen Safran-Oud-Duft. Die von den Krokusstempelfäden erfüllten Kopfnoten besitzen nämlich keine allzu große Durchsetzungskraft, sodass die dominantere Rose hier ins Lenkrad greift und die neue Richtung bestimmt. Der Safran verschwindet zwar nicht ganz, wird aber zum Statisten deklassiert. Lässt man das Ganze allerdings ein wenig länger auf der Haut wirken, zeigt sich dann doch auch die Kraft des Safrans, sodass man ganz diplomatisch von einer gewürzigen, safranbestäubten Oudrose sprechen kann. Und wie gewohnt intensiv und lang anhaltend, wie man es von Montale-Düften kennt.

Duftkomposition
Kopfnote: Safran
Herznote: Rose
Basisnote: Adlerholz (Oud), Hölzer

„Aoud Leather“ ist meines Erachtens der bessere Safran, obwohl dieser natürlich sehr ledrig ausfällt. Aus dem Rennen zwischen Byredo und Montale geht für meinen persönlichen Geschmack ganz klar „Black Saffron“ als Sieger hervor und nicht nur das: Der schwarze Safran könnte es tatsächlich meine bescheidene kleine Sammlung schaffen, so gut gefällt er mir.

Kennt Ihr einen der beiden?

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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