Le Galions gezähmter „Vetyver“ und die Schwestern „Sortilège“

Vetiverdüfte kennen nur eine Sprache: Vollgas! Natürlich nicht und hier kommt ein überzeugendes Gegenbeispiel von Le Galion. Welchen Mehrwert bietet außerdem die Extrait-Variante von „Sortilège“?

Schon vor einigen Wochen gab es Neuigkeiten von Le Galion, Uli hat Euch von diesen bereits vor Kurzem „Aesthete“ vorgestellt. Bei Lederdüften werde ich immer ganz hellhörig und ich schließe mich ihrem positiven Urteil überaus gerne an. Ein ganz hervorragender Lederduft mit holzigen Tönen und einem schönen Hauch Safran – ganz nach meinem Geschmack – ausgezeichnet!

Unter den Neulingen befindet sich außerdem „Vetyver“ und „Sortilège Elixir“, den ich mit dem bereits bekannten „Sortilège“ vergleichen werde.

Vetyver – Die gezähmte Bestie

Im Pressematerial habe ich zwei Bilder zur Usrprungsversion des Dufts „Eau de Vetyver“ von 1968 gefunden, ganz im Stil der Zeit:

Le Galion_Eau de Vetyver 2 1969

Le Galion_Eau de Vetyver 1 1971

Le-Galion_vetyver_detourWilde Zeiten waren es damals, als Paul Vacher den Duft kreierte. Im Produkttext heißt es: „Laut der damaligen Werbekampagne zum Launch des Dufts, reiste das Parfumhaus den ganzen weiten Weg bis nach Indien, um Vetiver für die Parfumherstellung zu bekommen. Der Duft roch maskulin, muskulös und nach Moschus. Frisch, herb und sportlich. Ein wahrhaft männlicher Duft.“

Leider habe ich das Original nicht zur Hand, wer es kennt möge doch bitte in den Kommentaren davon berichten. Von Thomas Fontaine wurde der Duft im letzten Jahr schließlich überarbeitet und neu herausgebracht. Jedenfalls kommt mir nach dem Aufsprühen kein Hippieduft entgegen, soviel ist sicher. Herbe Zitrusfrüchte und feine grüne, fast pflanzensaftartige Noten regen den Appetit an.  Die wilde Bestie Vetiver kommt durchaus gezähmt und elegant daher, er kann ja schließlich richtig heftige Seiten besitzen, von Krautigkeit, Erdigkeit bis hin zu verkokelter Rauchigkeit. Dieser Geselle hier fügt sich jedoch harmonisch in die grüne Zitrusriege ein, das Ganze besitzt ohnehin ein sommerlich-leichtes Cologne-Gepräge. Der geschmeidige Nachhall wurde mit glattpolierten Hölzern, etwas Tonka und Moschus gestaltet. „Vetyver“ ist sehr viel mehr Sommer als Winter und ein bisschen mehr Mann als Frau, aber trotzdem unisex. Freunde knackiger Vetiverdüfte sollten sich nach Vetiver-Alternativen umsehen, wer es aber allgemeinverträglich bis bürotauglich braucht, ist hier absolut an der richtigen Adresse.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Muskatnuss, Koriander
Herznote: Muskatellersalbei, Lavendel, Petitgrain, Estragon, Verbena
Basisnote: Vetiver, Sandelholz, Tonkabohne, Moschus

Sortilège und ihre intensive Schwester

Le-Galion_Sortilege_1

Ulrike hat ja schon längst über Sortilège berichtet, siehe hier, so darf ich sie gerade einmal zitieren:

le galion_sortilege elixir-smallDass Sortilège über viele Jahre hinweg ein Bestseller gewesen ist, wundert mich überhaupt nicht: Ein typischer Franzose, der mir sofort die grazile Eleganz in Erinnerung ruft, die man französischen Frauen so oft zuschreibt. Im Auftakt zeigt sich mir alsbald das frische, säubernde Maiglöckchen, das der Komposition auch eine gewisse Wässrigkeit, Taubenetztheit spendet, die wiederum von Narzisse aufgegriffen wird, dezent metallisch. Fruchtige Rose und Weißblüher nehme ich wahr, ein dicht gewebter Duftteppich, ein Blumenmeer, das köstlich eingerahmt wird von Nektaranleihen. Im weiteren Verlauf sorgt die Iris samt ihrem Gefolge, der Basis, für noch mehr Weiblichkeit: Pudrigkeit und Hautnähe, kostbare Samtigkeit und geheimnisvoll-marzipanig anmutende Süße machen den weiteren Charakter des Duftes aus, der meine Nase verzaubert. Und sicherlich nicht nur meine! Sortilège ist definitiv ein Vintageduft, meiner Meinung nach aber durchaus zeitgemäß und gleichermaßen klassisch als auch glamourös. Ein femininer Franzose, dessen Herz dem Puder gehört sowie den Blüten.

Die Duftkomposition, angegeben in beiden Varianten
Kopfnote: Maiglöckchen, Flieder, Ylang-Ylang, Aldehyde
Herznote: Jasmin, Mimose, Narzisse, Türkische Rose, Iris
Basisnote: Sandelholz, Vetiver, Labdanum (Zistrose), Moschus, Ambra

In den angegebenen Duftnoten unterscheiden sich beide schon einmal nicht, ebenfalls werden beide als Eau de Parfum angeboten, wobei in der Elixir-Variante zumindest im Produkttext das Wort „Extrakt“ fällt. Preislich unterscheiden sich die beiden allerdings deutlich (140 €/250 € à 100 ml). Intensiver soll das „Elixir“ sein: „Für den Extrakt des Dufts wurden die floralen Zitrusnoten, die bei Sortilège so präsent sind, verbessert und mit konzentrierten Zitrusaromen, Rosen und Jasmin-Absolue verfeinert. Das Ergebnis ist eine verstärkte Version der wunderbar blumigen Komponenten. Intensiver, konzentrierter – ein Elixier!“

Mal sehen, ob ich dies herausschnuppern kann. „Sortilège“ wurde von Uli hinlänglich beschrieben, auch ich sehe hier ein ganzes Blütenmeer, aus dem ich vor allem Rose und weiße Blüten herauszuriechen vermag. Die leuchtende, hyperreale Fruchtigkeit wird man wohl den Aldehyden anhängen können. Zu Beginn war für mich kein Unterschied zwischen beiden Versionen feststellbar. Meines Erachtens wurde die Komposition an sich nur geringfügig verändert. Elixir erscheint aber dann doch auch wegen der höheren Intensität voluminöser, tiefgründiger und präsenter auszufallen. Gerade in der Langzeitwirkung zeigen sich die Vorzüge des Elixiers, es besitzt eine deutlich längere Haltbarkeit, ich würde sagen, so deutlich, dass allein deswegen schon der Aufpreis absolut gerechtfertigt ist. „Sortilège“-Fans sind hier in der glücklichen Lage, eine noch intensivere Variante ihres Lieblings zu erhalten. Greift zu! 🙂

Es war mir einmal wieder eine Freude, diese Kreationen zu testen.

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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