Die Collection Orient oder: Äußerst erbauliche Neuigkeiten von Atelier Cologne …

acstore… sind dieser Tage endlich im Shop gelandet! Ich hatte bereits in der Vergangenheit von den neuen Schätzchen gelesen und bin sehr sehr neugierig, was uns Atelier Cologne hier beschert – zumal wir es mit einer doppelten Neuheit zu tun haben. Atelier Cologne ist ja bereits für seine sehr hohen Duftkonzentrationen bekannt, die eine herrliche Sillage verschaffen – beispielsweise auch bei den Zitrusfrüchtchen, was ich letzten Sommer bei meinem damaligen Liebling und Neukauf Pomélo Paradis genießen durfte. Die Collection Orient verfügt nun über eine Konzentration von 20% – das entspricht derjenigen eines Parfums. Lasst Euch also nicht irreführen durch den Namen, die Düfte sind angelehnt an Colognes, haben aber wesentlich mehr olfaktorisches Rückgrat!

Harmen hat uns die Beschreibung der Firma zu ihrer brandneuen Kollektion für den Shop folgendermaßen übersetzt:

„Der Begriff „Orient“ stammt vom lateinischen Wort „oriens“ ab, das „Osten“, aber auch „aufsteigend“, „sich erhebend“ bedeutet. Letztere Bedeutung bezieht sich auf den Osten als Ort, wo die Sonne aufsteigt, was sich auch in vielen anderen Sprachen wiederfindet.

Auch bei vielen antiken Tempeln, einschließlich heidnischer Tempel sowie dem jüdischen Tempel in Jerusalem, wurde der Haupteingang nach Osten ausgerichtet. Diese Tradition wurde in christlichen Kirchen fortgesetzt. Um sie so zu platzieren, musste man sie in die richtige Richtung „orientieren“. Wenn etwas der richtigen Richtung zugewandt war, sagte man, dass es die richtige „Orientierung“ hatte.

Atelier Cologne hat Ingredienzien aus dem Nahen und Fernen Osten ausgewählt, um die Orient Collection zu erschaffen, mit einem komplett neuen Design und Stil, in der sich die Reinheit von Weiß (Tradition) perfekt mit Gold (Moderne) und Leder (Luxus & Handwerkskunst) vermischt.“

ateliercologneduoInspirationsquelle waren, Ihr vermutet es sicherlich bereits, die Reisen von Sylvie Ganter und Christophe Cervasel, dem Duo hinter Atelier Cologne: Begeistert von der Kultur, vielmehr: den ganz unterschiedlichen Kulturen, ihren Bräuchen und Menschen ist sie entstanden, die Collection Orient, die mit fünf Düften auf den Markt gekommen ist: Encens Jinhae, Philtre Ceylan, Poivre Electrique, Mimosa Indigo und Tobacco Nuit.

Diese Woche stelle ich sie Euch vor – und nehme dabei gleich einen weiteren Atelier Cologne-Duft mit an Bord – Bergamote Soleil, ebenfalls ein Neuzugang, allerdings kein Mitglied der Collection Orient. Das alles liest sich ausgesprochen gut, zumindest für meinen Geschmack: Nicht die typischen Orient-Ingredienzen (Ambra, Oud, blabla …), sondern selten(er)e Stöffchen und zudem noch welche, die mir persönlich in der Regel ziemlich gut gefallen. Insofern freue ich mich und stürze mich gleich ins duftende Vergnügen …

… und zwar mit Encens Jinhae:

acencensjinhaeflakon„Der Wind wehte und ließ die anmutigen Blätter der Kirschblüten wie Schneeflocken tanzen. Plötzlich kam sie in seine Nähe und tauchte in seine tiefschwarzen Augen ein. Er überlegte, ob sich sein Charme durchsetzen würde. Ihre Schönheit war einzigartig. Er fühlte sich schuldig, als er sie küsste.“

… ich wollte es vorhin nicht schreiben, aber: Weihrauch gehört auch immer wieder zu den am häufigsten zitierten Orient-Ingredienzen. Und auch, wenn er meiner Meinung nach sehr viele Facetten aufweist und es wirklich ein sehr breites Spektrum an zum Teil komplett unterschiedlichen Weihrauchdüften gibt inklusive wunderschöner Exemplare – eine 0815-Weihrauch-Variante, eine weitere, braucht man nicht unbedingt, finde ich …

Davon kann im Falle von Encens Jinhae überhaupt nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil – und ratzfatz … ich bin verliebt! Gott ist dieser Weihrauch schön, was für ein herrlicher Duft! Rosa Pfeffer, ganz klar, in der Kopfnote, der einen herrlichen Kontrast ergibt zu opulent blühenden, frisch-fruchtigen Rosen, eine gewisse Feuchtigkeit aufweisend, vielleicht eher Rosenwasser? Ja. Und – Kirschblüten. Kirschblüten, von kühlem Weihrauch getragen. Rosa schimmernd und grau irisierend, auf einer leisen Basis aus sanfter Sandelwürze sowie grünen und erdigen Noten ruhend. Toll, einfach nur toll!

Die Noten: Kopfnote: Zitrone, Rosa Pfeffer, Muskatnuss; Herznote: Kirschblüte, Türkische Rose, Weihrauch; Basisnote: Patchouli, Elemiharz, Sandelholz.

… und dazu kommt dann noch – Encens Jinhae erinnert mich wirklich an Japan. Obgleich ich noch nie dort war, leider, ist mir irgendwann einmal aufgefallen, dass ich vieles liebe, was von dort stammt: Sämtliche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts – allen voran Dazai Osamu, Akutagawa Ry?nosuke, Mishima Yukio und Yasushi Inoue (sowie auch Everbodys Darling Murakami) -, japanischen Film, älter als auch zeitgenössisch, die Entwürfe von Rei Kawakubo (Comme des Garçons), Yohji Yamamoto und Issey Miyake, den Architekten Tadao Ando, die japanische Ästhetik, philosophisch betrachtet, und so weiter und so fort … Insofern trifft bei mir Encens Jinhae mit seinen zarten, aber dennoch strahlenden Farben, seiner Wehmut voll ins Schwarze.

acencensjinhae

Philtre Ceylan ist unser zweiter Kandidat:

acphiltreceylonflakon„Tag für Tag arbeitete er daran seinen Liebestrank zu vollenden, um diese unantastbare Frau zu verführen. Er bat um ein Treffen im Park, am frühen Morgen, dort, wo die Kirschen in voller Blüte stehen. Der perfekte Moment, um sie zu küssen, würde offensichtlich sein. Später verstand er, dass sie den Trank, den er vorbereitet hatte, nie zu sich nahm. Es war das Schicksal, das sie zusammenbrachte.“

… und was ist dieser Trank? Tee, Teeee! Ein Teeduft, ein weiterer, einer der seltenen, randvoll mit dieser in Düften berückenden Ingredienz – wenn man es richtig macht! Ich hege hier solch eine gewisse Hoffnung … und werde selbstredend nicht enttäuscht: Zweiter Duft, zweiter Treffer.

Aufmerksame Leser werden wissen, dass ich hier nicht schreibe, um Euch schön zu tun, sprich: Es gibt eine ehrliche Meinung. Ich beschönige nichts und lobe auch nichts in den Himmel, das mir nicht gefällt. Problem hier: Die beiden Düfte gefallen mir außerordentlich gut. Und ich kann jetzt, ohne den sonst obligatorischen Testlauf, den zweiten, dritten, schon sagen, dass ich sie beide haben will, haben muss. Selten sowas.

Wie schreibt Harmen in unserer Beschreibung im Shop über den Duft?

„Und was ist des Strebens wert, wenn es die Liebe nicht ist!“, schrieb der deutsche Dichter Heinrich von Kleist in einem Brief. So bleibt die Liebe ein Mysterium und „Philtre Ceylan“ eine Metapher für die Suche nach ihr.

Hiermit erkläre ich ganz offiziell: Ich habe sie gefunden, die Liebe. Und zwar die ewig gesuchte, den heiligen Gral der Teedüfte, zumindest für mich. So viele Herzchen kann ich gar nicht malen, wie ich hier hinterlassen wollen würde … zumal das auch, ja kitschig wäre. Insofern lieber ganz seriös weiter im Text: Philtre Ceylon hat die schönste, die allerschönste Kuminnote, die ich jemals in einem Duft wahrgenommen habe. Ok – ich schätze The Different Companys dreckige Rose Poivrée sehr genauso wie den schönen Sonderling von vero.profumo, Rubj (das Eau de Parfum mit Maracuja, jaaa!). Beide duften aber dank des Kumins nach … transpirierenden Körpern. Nach – Erotik, auf ihre Art. Philtre Ceylon lässt diese für Kumin typische Assoziation nicht aufkommen, nicht wirklich – weil er dessen kantig-eigenartigen Geruch mit Minze, frischer, mentholischer, leuchtender kombiniert, kontrastiert eigentlich eher. Bergamotte strahl kräftig herb-säuerlich-zitrisch von oben, während das Herz von Tee nur so überquillt: Schwarzer und grüner, herb-bitter, charakteristisch und majestätisch, erdig untermalt von Iris und einem Quentchen Guajaholz, das eine äußerst subtile Wärme, kaum wahrnehmbar, stiftet. Papyrus unterstreicht das dynamische und überaus energiegeladene Grün des Duftes in seiner herben Bitterkeit.

acphiltreceylon

Philtre Ceylon ist einfach nur genial: Der Duft ist extrem innovativ – ich kenne nichts, was auch nur annähernde Ähnlichkeit aufweist. Der Duft ist eigen- und einzigartig zugleich, enorm charakterstark und dennoch in hohem Maße tragbar. Der zieht ein, keine Frage.

Hoffnungsvoll und fast schon ängstlich erwarte ich die kommenden Tage und den Rest der Kollektion – könnte gefährlich werden für das Anfang des Jahres ohnehin schon schwer in Mitleidenschaft gezogene Portemonnaie …

Bis morgen und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike, ganz im Glück.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Harmen Biró
    3. Februar 2016
    Antworten

    Kann mich dem nur anschließen, mich hat Philtre Ceylan komplett aus den Socken gehauen, für mich der schönste Duft der Collection Orient,

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