Atelier des Ors …

… habe ich dieser Tage in meiner Schublade gefunden – und möchte die Rezension der fünf Düfte noch nachholen vor Jahresende. Irgendwie sind sie irgendwo auf der Strecke geblieben, die Hübschen – und als Grund kann ich nur die vielen Neuveröffentlichungen heranziehen, denn mir hat die Marke sehr gut gefallen, als sie bei uns eingetroffen ist – und tut es auch immer noch, insofern: Vorhang auf für Atelier des Ors!

Aube Rubis ist unser erster Kandidat:

aube_rubis_2„Ein Name wie ein Gedicht, eine Metapher: „Aube Rubis“ – Rubin der Morgenröte. Atelier Des Ors offenbart eine Morgendämmerung, in der Grapefruit den kühlen, alles benetzenden Tau und Schwarze Johannisbeere den flammenden Himmel repräsentiert. Kräftiger Patchouli lässt die Noten von Erde aufsteigen, begleitet von einem holzigen und fruchtigen Akkord, der einer Wiedergeburt gleicht.

Ein attraktiver und süchtig machender holzig-fruchtiger Duft, der auf einem facettenreichen Patchouli-Prisma fußt, mit einem Umhang aus sinnlichem und edlem Vetiver aus Haiti. Die leuchtende Frische der Kopfnote erzeugt einen modernen und eleganten Duft, zusammen mit den aus Veilchen und Iris gebildeten Herznoten. Ein herrlicher, strahlender Rubin voll festlicher Erwartung.“

Grapefruit und Johannisbeere – zugegeben, nichts bei Fast-Minusgraden, wie es sie zwar nicht oft diesen Monat hatte, aber nichtsdestotrotz: Unser Dezember sollte dennoch zu kalt sein für diesen Duft, den ich eher im Sommer sehe. Oder?

Es sind wider Erwarten nicht unbedingt die Früchtchen, die hier im Vordergrund stehen. Vielmehr ist es, zumindest auf meiner Haut, ein Grapefruit-geküsster Vetiver, salzig-grasig und pastellgrün, der samten-kakaopudrige Anklänge erfährt durch erdigen Patchouliduft, von Veilchen tatkräftig unterstützt. Ja, es geht schon auch ein ziemlich gourmandig zu, ich entdecke nämlich auch Noten von Karamellcreme, köstlich und wunderbar. Und befinde, dass ich dieses hübsche Werk auch in den kälteren Monaten tragen würde, anders als anfänglich vermutet. Herrlich finde ich die Johannisbeere, die immer wieder durch die Anmutungen von Naschwerk blitzt, ein Quentchen säuerliche Herbheit stiftend. Doch, doch – Aube Rubis ist ganzjährig tragbar, ausgenommen vielleicht die ganz heißen Sommertage. Und darf deshalb auch jetzt getestet werden!

Oletha

Timothy Marsee „Oletha“ via Flickr – CC BY 2.0

Cuir Sacré war beim letzten Test einer meiner beiden Favoriten – dann schauen wir mal, ob das so geblieben ist:

cuir_sacre_2 „Cuir Sacré – das heilige Leder – von Atelier Des Ors zeigt uns einen Sommertag in der Altstadt von Córdoba, die andalusische Stadt ist erfüllt von Wärme und geschäftigem Treiben. Die Sonne scheint auf das traditionelle, edle Cordovan-Leder, dargestellt und verfeinert von kraftvollem Vetiver und faszinierendem Safran. Man spürt eine Spannung in der Luft wie vor einem großen Fest.

Eine vor Leben sprühende und starke Kreation, in der sinnliches Leder und edles Zypressenholz miteinander verwoben wurden, veredelt von Safran sowie Vetiver von der Insel Réunion. Hell-würziger, scharfer Kardamom und kostbarer Weihrauch verströmen Vitalität und Willenskraft. All diese wertvollen Ingredienzen verleihen dem Duft ein starkes und elegantes Profil.“

Oh ja, es ist dabei geblieben! Ich war zwar noch nie in Córdoba – und werde dort auch nicht so schnell hinkommen, der Duft, der sich an diese Stadt anlehnt, ist aber himmlisch! Eine trocken-fruchtige, eigen- und einzigartige Safranwolke im Kopf, jene kostbare Ingredienz perfekt zum Ausdruck bringend, verbindet sich mit knarzig-grün-grasigem, vor allem aber erdigen Vetiver, wie man ihn aus guten alten Route du Vétiver-Zeiten kannte, als Maître Parfumeur et Gantier ihren Vollblutvertreter eines Vetiverduftes noch nicht gezähmt hatten. Ich mag sie, diese satten Vetiverinterpretationen, wie man sie auch beispielsweise bei Etro findet. Nichtsdestotrotz wohnt Cuir Sacré aber auch eine saubere Vetivernote inne, ähnlich wie in Tom Ford schönem, aber etwas glatten Grey Vetiver. Und es salzt – das liebe ich ja ganz besonders an dem wundervollen Gras! Diese feine, erlesene Salzkruste lässt sich hier auf kühlem Leder nieder, nicht schwarz, sondern dunkelbraun und mit einer edlen Patina. Zypresse sorgt für dunkelgrüne Anklänge und stiftet nebenbei mit ihrer Ernstheit noch mehr Charakter, als Cuir Sacré ohnehin schon besitzt. Ein Vetiver-Lederchen, vielmehr: ein -Leder. Dabei kann man, zumindest für meine Ohren, für meine Nase, nicht viel falsch machen. Atelier des Ors haben hier aber nicht nur nichts falsch, sondern alles richtig gemacht: Ein Statement-Duft, für Herren. Und selbstredend auch für eine Damen, die sicherlich nicht so genannt werden wollen und gerne mal Kante zeigen. Wie gemacht für mich 😉 Ich denke da an … Yves Saint Laurents Hosenanzüge für Damen, die allerersten. An Marlene Dietrich. An Tilda Swinton, ja, die könnte auch so duften. Haaach …

Bundesarchiv Bild 102-14627, Marlene Dietrich

Marlene Dietrich – Bundesarchiv, Bild 102-14627 / CC-BY-SA 3.0

Na, neugierig geworden? Morgen geht es, trotz Heiligabend, weiter mit Atelier des Ors – es bleibt also spannend!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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