Abel – Halb Duft halb Drink

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b3_FrancesEin gewisser Holländer namens Abel Tasman entdeckte Mitte des 17. Jahrhunderts als erster Europäer Neuseeland. Grund genug für die von dort stammende Frances Shoemack, ihre Duftlinie nach ihm Abel zu taufen. Die mittlerweile in Amsterdam lebende Shoemack stellte sich der großen Herausforderung, eine organische Kollektion zu lancieren. Der eine oder andere wird nun gähnen und sagen, dass man von „ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffen“ oft genug gelesen habe, und bei dem einen oder anderen Duft darf an dieser Aussage sicherlich auch gezweifelt werden. Die Düfte von Abel allerdings kann man trinken, kein Witz. Im Curtain Club im Ritz-Carlton Berlin kann man sich den Cocktail „Schwarzwald Champagne“ bestellen. Dieser enthält ein paar Spritzer des Dufts „Vintage ’13“. Da in den Parfums statt Industriealkohol Branntwein verwendet wird, kann man sie bedenkenlos verzehren. Außerdem enthält der Drink den mittlerweile berühmten Schwarzwälder Gin Monkey 47, Zedernholzsirup, Himbeeren und Champagner. Klingt ziemlich lecker, würde ich sagen. Shoemack macht aber auch bei der Verpackung keine Kompromisse. Für die Flaschen wird recyceltes Glas verwendet, der Holzschuber bei „Tonic“ wird aus Amsterdamer Grachtenbalken hergestellt, bei „Vintage ’13“ wurde altem Eichenholz aus niederländischen Eisenbahnwaggons zu einem zweiten Leben verholfen. Eine tolle Idee und ein weiterer Beweis, dass Nachhaltigkeit weit über Strickpullis und Grünkernbratlinge hinausgehen kann. 😉 Mir gefällt die ganze Aufmachung extrem gut. Ein leichter, unangestrengter Retro-Look (vielleicht vergleichbar mit den Visuals von Atkinsons 1799) mit einem gehörigen Schuss Humor, man beachte etwa die vom betörenden Duft willenlos dahingestreckten nackerten Zwanzigerjahreschönheiten.

Tonic

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Fangen wir gleich einmal mit „Tonic“ an, bei dem der Produkttext von einem Mojito-Akkord spricht. Isaac Sinclair, Neuseelands bester Parfümeur und vermutlich auch der einzige, kreierte beide Düfte der Linie. Die in Sao Paulo lebende Nase ließ sich also von seiner Wahlheimat inspirieren und schuf einen ganz besonderen Vetiverduft. Zu Beginn begegnet mir ein heftiger Zitrusakkord aus Limette und Bergamotte, der von Minze mit ihren frischen und grünen Noten tatsächlich zu einem Mojito-Akkord veredelt wird. Kurz darauf zeigt sich auch unser Süßgras Vetiver mit seiner unverkennbar wurzelig-erdigen Note. Erst auf der Haut kommt eine holzige Note hinzu. Den auf 1693 Stück limitierten Duft mit seiner ansehnlichen Grachtenbalken-Kiefernholzhülle kann man getrost den eher klassischen Düften zuordnen, wobei der spritzige Mojito-Akkord für Modernität und Frische sorgt. Ich würde diesen Duft tendenziell den Herren empfehlen und vor allem denjenigen, die sowohl Vetiver als auch klassische Colognes zu schätzen wissen.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Limette, Pfefferminze, Bergamotte
Herznote: Vetiver, Ingwer, Geranium
Basisnote: Sandelholz, Vanille

Vintage

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vintage-13a vintage-13bVintage ’13“ – was mag mit diesem Namen gemeint sein? Das Jahr 2013 ist ja noch nicht so lange her, um in Nostalgie zu verfallen, 1913 ist wohl für die meisten von uns wiederum zu lange her. Ich kann nur sagen hoppla, das ist mal etwas ganz anderes. Eine ausgeprägte Gewürznelke zu Beginn, was mich ein bisschen an den hier vorgestellten Loewe7“ erinnert. Hinzu kommt ein kräftiger Schwarzer Pfeffer mit einer fast schon salzigen Assoziation. Ingwer kann ich wie schon beim vorherigen Duft nicht direkt ausmachen, Thymian zeigt sich hier in seiner dunkelgrünen Krautigkeit. Abgerundet wird der Duft mit holzigen Noten und wieder kräftigem Vetiver. Hand aufs Herz. Ich freue mich immer über unkonventionelle Düfte, die sich etwas trauen und sich von den Nasenlangweilern abheben. Leider ist die Gewürznelke nicht mein Freund. Als Gewürz im Glühwein kann ich sie stehen lassen. Diese Mischung mit Schwarzem Pfeffer und Vetiver ist mir zu heftig ausgefallen. Ich bin mir sicher, dass „Vintage ’13“ seine Fans finden wird, aber das müssen Gewürz- und Vetiverjünger sein. Auch von diesem Duft sind weltweit nur 1693 Flaschen erhältlich. Bei der Holzhülle handelt es sich wie oben erwähnt um Eichenholz.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Gewürznelke, Schwarzer Pfeffer, Bergamotte
Herznote: Ingwer, Thymian, Vanille
Basisnote: Sandelholz, Amyris, Vetiver

Mein Fazit: Optisch gesehen ist Abel ein wahrer Augenschmaus, und ich kann die Idee nur unterstützen, auch über Verpackungsarten und Nachhaltigkeit neu nachzudenken. Dieser Aspekt wurde meiner Meinung nach optimal gelöst. Von den Düften her gefällt mir persönlich „Tonic“ besser als „Vintage ’13“. Ich würde sagen, man riecht, dass es sich um Naturdüfte handelt. Man kann hier lange fachsimpeln, was ich mit Uli auch getan habe. Man kann sicherlich sagen, dass Düfte mit ausschließlich natürlichen Ingredienzen meistens nicht die federleichten, ätherischen Kandidaten sind und bisweilen etwas roh wirken können. Eine Charakteristik für sich, wobei ich aber beide Abel-Düfte absolut als spannende Bereicherung der Nische empfinde. Vor allem Anhänger des Vetivers sollten unbedingt beide Kandidaten testen.

Liebe Grüße von
Harmen

PS: Wie steht Ihr prinzipiell zur Thematik natürliche oder synthetische Ingredienzen? Ich freue mich wie immer über Kommentare! 🙂

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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