Von Zeder, Iris, Tuberose und Vetiver …

… erzähle ich Euch heute: Cèdre Blanc, Iris Tubéreuse und Vetiver Geranium heißen sie, die drei Kandidaten der Creedschen Acqua Originale-Kollektion, die ich Euch noch schuldig geblieben bin.

Beginnen wir mit der Zeder:

„An ode to the intense green accords of the American forests, this juice captures the woodsy floral scents found in the untouched beauty of the Blue Ridge Mountains in Virginia adored by Olivier.“

creedcedreblanc

Ob er wohl gerne wandert, der junge Spross der Creeds? Ausgangspunkt sind also amerikanische Berge, was in Anbetracht von Zedernholz durchaus Sinn ergibt, zumal die aus Virginia stammenden Zedern ohnehin als besonders aromatisch gelten. Die restlichen Ingredienzen, die dieselbe begleiten: Kopfnote: Bergamotte, Kardamom, Galbanum, Lorbeer; Herznote: Geranium, Lilie, Jasmin; Basisnote: Zedernholz, Sandelholz, Vetiver.

Grün-fruchtig und zitrisch wartet Cèdre Blanc zu Beginn auf – herber Lorbeer, angestrahlt von säuerlich-prickelnden Zitrusfrüchten und verstärkt durch bitter-grünes Galbanum. In diesem grünen, schillernden Dickicht vermag ich allerdings auch Brechungen zu entdecken – wir haben es hier nicht mit einem grünen Dampfhammer zu tun, Cèdre Blanc ist fragiler, komplexer, lässt wässrige, nicht aquatische Anklänge entdecken und, wenn man länger wartet, treten auch Blüten zum Vorschein. Irgendwo auf dem Waldboden blühend, von der Sonne, die durch das Blätterdach scheint, beleuchtet. Minzige Noten von Geranium und helle, zarte Weißblüher ohne jegliche indolische Anklänge, dafür sauber und unschuldig anmutend (ja, Weißblüher!). Die Zeder greift exakt jene Facetten auf, untermalt die saubere Frische des Duftes, die taunasse, und stiftet ernste holzige Akzente. Sandelholz nehme ich bewusst überhaupt nicht wahr, Cèdre Blanc offenbart zwar einen Hauch Würze und latenten Sonnenschein in Form von einer gewissen, sehr zurückhaltenden Wärme – aber wirklich sandelig geht es hier nicht zu. Und der Vetiver grast und raucht lediglich zurückhaltend in das Grün hinein.

Alles in allem ist Cèdre Blanc mehr Gemälde als monothematische Ode an die Zeder, was dem Duft meiner Meinung nach sehr Gut zu Gesicht steht. Er hat eine gute Sillage und ist sowohl für Männlein als auch Weiblein bestens geeignet.

Weiter geht es mit Iris Tubéreuse:

„A shimmering white floral that combines the romance of Tuscany and the exotic allure of India – bringing together two of Olivier’s favorite places in one luxurious juice.“

IRIS TUBEREUSE (2)

Darüber hinaus steht zu lesen:

„Sanft und erfrischend wie ein Kuss, tief und berauschend wie die Liebe … und sofort jedem vertraut, der schon einmal das Emporranken von Wurzeln, dem Licht entgegen, erlebt hat. Maiglöckchen und königliche Lilie blühen auf unter Orangenbäumen und Veilchenblättern – und sinnlich ausschweifender Vanille. Iris-Tuberose erfüllt die Luft mit ihrem charakteristischen, den Garten erfüllenden Duft und irritiert das Auge mit ihrer diffus erotischen Aura. Gluterfüllte, wirbelnde Schwindel legen die Fundamente für eine aus der Zeit gefallene, ebenso wunderschöne wie sinnfreie „Histoire d’amour“ …“

Iris und Tuberose als Duft der Liebe? Ich weiß nicht. Diffus-erotische Aura – ja, da komme ich schon eher mit. In einem Duft? Mmmmhh … Aber – es funktioniert. Und zwar ziemlich gut und, wie ich finde, dank eines Maiglöckchens und der Hilfe von Lilien. Galbanum stiftet herb-bittere grüne Anleihen, was mich anfänglich an die Gewächshaustuberose von Etro erinnert, an Royal Pavillon, siehe hier. Dieser Eindruck rückt schnell in den Hintergrund, den Blumen die Bühne überlassend: Nach wie vor dämpfige Tuberose im Einklang mit zart-reispudriger Iris, sauber-frischem Maiglöckchen und betörender Lilie. Die Basis versöhnt und verführt: Orangenblüte, Moschus und Vanille – wer diese Zutaten kennt, vermag sich den Twist vorzustellen. Moschus, watteweich und warm, nektarsüße Orangenblüte und köstliche Vanillecreme – ein perfekter Abschluss für das schöne Bouquet!

Vetiver Geranium ist unser letzter Kandidat:

„The Island of Java, Olivier’s favorite destination east of Bali and just south of the equator, served as inspiration for Vetiver Geranium.“

creedvetivergeranium

Java – woher sonst kommt es auch, das beste Vetivergras, das von mir so verehrte?

„Die Schatten von Bäumen leiten uns ins Herz des Waldes, die Augen noch von der Sonne erhitzt. Geranium, Zedern und wilde Apfelbäume schmücken eine Lichtung, auf der sich Düfte und Aromen, stille Wasser und Wildrosen in der Erinnerung miteinander verweben. Um die Lichtung herum erfüllen Myriaden geheimnisvoller Düfte die Luft: holzige Zederntöne, belebend balsamisches Patschuli und – als olfaktorisches Dessert nach Ambra – eine Ahnung von köstlichem Zimt. Man möchte den ganzen Tag hier verbringen und geheimste Wünsche befriedigen: All diese sich wechselseitig immer wieder aufs Neue unterwerfenden Düfte fluten unsere Erinnerung mit hellgrün tänzelnden Flammen …“

Ach Mensch, dieser Vetiver zaubert mir sofort ein Lächeln ins Gesicht – besonders ist er, ein Unikat. Und besonders … schön! Er ist kühl, er ist zitrisch, er ist salzig, er ist auf sehr dezente Weise rauchig – das ist alles nichts Neues. Aber: Hier hat man etwas anders gemacht, vielmehr ein paar Zutaten verwendet, die nicht der Regel entsprechen bei Vetiverdüften – Apfel, Zimt und Rose.

Grüner Apfel harmoniert ganz köstlich mit Vetiver, meine Lieben! Frische Fruchtigkeit trägt er bei, die den dynamischen Charakter des Duftes hervorragend betont. Geranium sorgt für minzige Anklänge, das Röslein haucht zusätzliche fruchtige Frische ein und die Basis stiftet weiche, dezente Wärme, die kokett von süß-scharfem Zimt kontrastiert wird.

Ein schöner, kühler und moderner Vetiver, zeitgemäß und zeitlos, der sowohl Frauen als auch Männern sehr gut steht. Für mich ist er eine Überlegung wert, denn derlei (Vetiver)Düfte kann man eigentlich nicht genug haben!

Ein schönes & warmes Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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