Jetlag …

… habe ich, irgendwie. Eigentlich gibt es dafür keinen Grund, denn es hat mich nicht durch einige Zeitzonen gepeitscht, sondern ich weilte lediglich eine knappe Woche auf Malta, genauer: auf Gozo. Bei Bekannten waren wir untergekommen in deren wunderbarem Haus mit riesiger Terrasse, privatem Pool, Blick aufs Meer und Fernsicht über die halbe Insel, die ohnehin nur einen Durchmesser von knapp 15km hat.

The Azure Window. Malta. Nikon D3100. DSC_0224.

Ich war schon einmal auf Gozo, vor etlichen Jahren – und mochte es sehr: Eine ziemlich eigentümliche Mischung aus europäischen und arabischen Einflüssen, katholisch, streng katholisch und landschaftlich sowie architektonisch an Middle East erinnernd. Sehr ruhig und friedlich, entspannend ist es auf Gozo – sieht man einmal davon ab, dass die Bewohner der Insel ein großes Faible für Feuerwerk haben, weshalb es den ganzen Tag irgendwo knallt und man sich bisweilen in einem Kriegsgebiet wähnt.

Dufttechnisch erinnerte mich das bisweilen an meinen Liebling von Uli Lang aus dessen Kooperation mit der Künstlerin Lisa Kirk, Revolution. Ansonsten umgaben mich herrliche Blüten wie Oleander in verschiedenfarbigster Pracht, Hibiskus und Bougainvillea natürlich, darüber hinaus wilder Thymian und Aloe Vera, um nur einige zu nennen, die die ansonsten eher karge Vegetation ausmachen. Ackerbau wird allerdings viel betrieben – Zitrusfrüchte, Kürbisse, Melonen, Tomaten und vieles mehr wird dort angebaut. Wer Harmens Geburtstagsartikel für mich noch im Kopf hat – siehe hier -, der wird sich erinnern, dass ich ein absoluter Tomatenfan bin, weswegen ich auf Gozo ständig tomatenmümmelnd in meinem persönlichen Paradies weilte.

b o k e h l i c i o u s

Heavenly Flower.

Pretty Hibiscus

Alles in allem war es ein überaus gelungener Urlaub – wären da Hin- und Rückreise nicht immer so nervig. Ok, ich bin ehrlicherweise keine gute Reisende, für mich ist das alles immer Stress. Was dazu maßgeblich beigetragen und mich zu diesem Artikel hier motiviert hat, war die Dame neben uns auf dem Rückflug. Aus der Malteser Hitze kommend, leicht transpirierend und – einen Gourmand-Orientalen tragend, in mehr als ausreichender Dosierung.

easyJet A321 Cabin

Übel war mir, den ganzen Flug über. Und über Kopfschmerzen konnte ich mich auch nicht beklagen. Wütend ließ sie mich zurück, diese Frau um die 40, die den ganzen Flug über in einem Fachjournal für Psychologie las. Wie, bitte schön, kann man sich mit einem solchen Sujet befassen und dann nicht vielleicht auf die Idee kommen, dass ein derart opulentes und, ja, eigentlich für den Abendauftritt geschaffenes Parfum eventuell nicht für einen Flug geeignet sein könnte?

Prinzipiell bin ich, der geneigte Leser wird es wissen, der Meinung, dass man Düfte für sich selbst tragen sollte. Und nehme auch nicht immer Rücksicht auf die Geschmäcker der Umwelt, da bin ich ehrlich. Als ich da so aber im Flugzeug still vor mich hinlitt, wurde mir doch einmal mehr bewusst, dass es einfach Alltagssituationen gibt, in denen man sich der Umwelt zuliebe zurücknehmen muss. Und ich dachte an meine beste Freundin und wie dankbar ich ihr als einer ihrer Patienten wäre, wenn ich sterbenskrank mit einer Männergrippe in ihrer Praxis eben nicht mit einem prächtigen Chypre oder einem mächtigen Orientalen begrüßt werden würde – was sie im übrigen auch nicht tut, sie besitzt extra „Praxisdüfte“. Des weiteren dachte ich an jenen Vorfall mit einer Bekannten, die vor Jahren Andy Tauers wunderschönen L’Air du Désert trug – nur leider in deutschen Landen bei hoher Luftfeuchtigkeit und circa 38 Grad Mittagshitze, beim gemeinsamen Essen beim Italiener, fünffach gesprüht. So sehr ich Tauers Wüstenluft mag – ich denke, dass eine solche Verwendung nicht intendiert war – und es hat mir, obgleich hartgesotten, damals auch wirklich den Appetit verdrossen.

Wie seht Ihr das, meine Damen und Herren? Ich meine, wir hatten hier häufiger schon mal die Diskussion betreffs Bürokollegen – wie handhabt Ihr es generell im Alltag mit Parfum(s)?

Ich bin gespannt!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Isabelle
    25. Juli 2014
    Antworten

    Ach du meine Liebe! Übel sein + Kopfschmerzen im Flug, es hört sich gar nicht gut an…

    Das Problem hatte ich schon mal im Bus / Griechenland / August… 5 Stunden Fahrt und jemand hatte einen furchtbaren Duft gesprüht während andere Passagiere sogar rauchten (es war sehr, sehr lange her). Meine Rettung war eine winzige Pomander Flasche von Aura Soma (Farbe Smaragdgrün) gewesen, die ich zum Glück bei mir hatte (eine 25 ml Flasche, die man auch im Flug mitnehmen kann). Es hatte sehr geholfen.

    Im Alltag, da ich immer Angst habe, andere Personen bzw. Studenten mit meinem Duft zu stören, sprühe ich wahrscheinlich oft zu wenig…

    Aber letzte Woche im Gegenteil, dachte ich, ich hätte meinen Chanel N°18 (Ambrettesamen-Traumduft)sehr leicht gesprüht (das Wetter war sehr, sehr warm). Ich besuche eine Dame ganz kurz (vielleicht 10 minuten) bei Ihr zu Hause und gehe wieder weg. Eine Stunde später schreibt sie mir eine Mail: „Darf ich fragen, was für einen wunderbaren Duft Sie tragen heute… ihn kann ich immer noch im Wohnzimmer riechen…“. Mir war es irgendwie peinlich, die Dame meinte aber, es wäre für sie eine tolle Erfahrung: in dem duft war sie verliebt (ich gebe zu: ich habe mich dann wie eine „mini-Anfixerin“ gefühlt :-)))

    Den Duft hatte ich auch in meine Haare gesprüht: Wahrscheinlich deswegen war der Sillage so stark. Seitdem passe ich noch mehr auf: ich mag es, wenn andere meinen Duft wahrnehmen und schön finden, aber aufdringlich darf es nie sein.

    Und wenn ich weiß, dass einen Duft speziell und ungewöhnlich ist (wie Oud / Mona di Orio oder Interlude Woman von Amouage), dann trage ich ihn lieber, wenn ich alleine bin, weil ich einfach kein schlechtes Feedback bekommen möchte, das ich nachher sicherlich mit dem (für mich doch) schönen Duft verbinden würde…

    Liebe Ulrike, vielen Dank für die wunderschöne Bilder (also, die erste vier :-), schönes Wochenende, viele liebe Grüße,
    Isabelle

  2. Katharina W.
    26. Juli 2014
    Antworten

    Ja, die Zwangsbeduftung durch andere Parfumliebhaberinnen ist bisweilen übelkeiterregend..
    Am häufigsten gerate ich in betäubende Duftschwaden wenn ich am Sportplatz den Umkleideraum der Damen betrete. Wenn zuvor eine ganze Mädchenklasse ihre Sprühdeos darin leergesprüht hat, sollte besser jemand draußen Warnschilder aufstellen.

    Der Urlaub in Malta war bestimmt ein Traum, den Bildern nach zu urteilen. Und nicht ganz so karg wie Boa Vista. 😉

    Liebe Grüße
    Katharina

  3. Dorothea
    27. Juli 2014
    Antworten

    Einen schönen Urlaubsort hast du dir ausgesucht, beneidenswert!

    Bei mir müssen fast alle Düfte bürotauglich sein, da ich dort nun mal die meiste Zeit des Tages verbringe. Aber das sind meine Iris-Schätzchen fast alle (außer vielleicht Moulin Rouge).
    Ich weiß, wie fies es sein kann, wenn man quasi „genötigt“ wird, einen fremden Duft stundenlang zu ertragen. Eine meiner Kolleginnen überdosiert ihren Coco Mademoiselle dermaßen, dass man ihre Wege durchs Firmengebäude leicht nachvollziehen kann *würg*.
    Im Flugzeug, auf so engem Raum, ist die Sache mit den Düften ja noch heikler, ich wähle auf Flugreisen immmer etwas besonders Leichtes und Unaufdringliches wie Hiris oder Osmanthe Yunnan.

    Ich kann meinen Urlaub auch kaum erwarten, übernächste Woche ist es so weit!

    Liebe Grüße
    Dorothea

  4. Birgit
    28. Juli 2014
    Antworten

    Hallo Ulrike,
    ich gestehe, dass ich zu den Duft-Egoisten gehöre. Ich habe nur ganz wenige Düfte, die ich am Arbeitsplatz nicht benutze – den Black Afgano zum Beispiel oder Dzing!.
    Ich fahre jeden Tag Zug und arbeite mit vielen Leuten zusammen, aber ich überlege eigentlich nie, wie meine Düfte auf andere wirken. Allerdings benutze ich meine Gourmands nicht im Frühjahr/Sommer, weil sie mir dann selbst zu viel sind. „Bürotauglich“ finde ich schwer zu definieren. So kann eine kleine Dosis Gourmandduft viel „tauglicher“ sein als ein „frischer“ Duft in höherer Dosierung.Und werden nicht die wirklich schweren Orientalen in den sehr heißen Ländern getragen? (Kann ich selbst nicht beurteilen, ich war noch nie in so einem Land, weil ich kein Hitze-Freund bin)
    Für mich persönlich sind an anderen Menschen alle Düfte überdosiert, die ich nicht mag, da reichen auch schon Spuren. Und – auch die unparfümierten Leute „duften“ – Mundgeruch, ungewaschene Kleider, Schweiß, Kaffee – und Nikotinfahnen usw. Dazu kommen noch die diversen Essensgerüche, die an der Kleidung haften oder in den Büros kleben.

    Leider ist mein Urlaub fast vorbei… aber ich erfreue mich an den wunderschönen Bildern.

    Liebe Grüße,Birgit

  5. Sabine
    29. Juli 2014
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    beim reisen und unliebsamen Gerüchen kann ich mich auch extrem anstellen. Mein kleiner Helfer heißt hier ‚Solid perfume‘, meist von Lush in Lippenstiftform. Das wird in kritischen Situationen, ob reisen oder Arbeitsplatz diskret unter die Nase gerieben um mir meine Privatspähre zumindest scheinbar wieder zu geben.
    Ich hoffe Du hast Dich trotzdem gut erholst und denkst jetzt wieder mehr an die Tomaten!
    Liebe Grüße
    Sabine

  6. Barbara
    30. Juli 2014
    Antworten

    Ich hatte vor kurzem ein ähnliches Erlebnis wie Du, liebe Ulrike.

    Wir waren zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Samstagnachmittag, das Thermometer zeigte über 30 Grad an. Eine Bekannte trug an diesem heissen Tag irgendein süsses, sehr süsser Parfum. Riechbar auf eine Distanz von x-Metern. Über meinem Kopf bildete sich wohl eine Gedankenblase wie in den Comics mit den Worten „Dein Parfum ist zu süss, es raubt mir den Atem“.

    Ich konnte mich fast nicht auf ein Gespräch mit ihr konzentrieren, immer nur dieser Gedanke: Das Parfum ist zu süss.

    Ich hoffe doch sehr, dass ich meine Umgebung nicht so negativ bedufte.

    Düfte sind so wunderbar, können leider auch furchtbar sein.

    Liebe Grüsse
    Barbara

  7. Avatar photo
    Ulrike
    4. August 2014
    Antworten

    Hallo Ihr Lieben und vielen herzlichen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen!

    Tja, ich gebe es offen zu: Ich bin irgendwas zwischen Duftnarzisst und, ja, gleichzeitig auch rücksichtsvoll. Einerseits möchte ich mir nicht vorschreiben lassen, was ich zu tragen habe. Und man darf mich auch gerne duftend wahrnehmen. Andererseits möchte ich natürlich auch nicht die Ursache für Unwohlsein bei anderen sein. Allerdings gibt es auch wirklich furchtbar penible Leute – auch in meinem erweiterten Bekanntenkreis (nein, ich nenne jetzt keine Namen ;)): Von wirklich jedem Duft wird einer Dame scheinbar schlecht und sie bekommt davon Hautjucken, wenn ich ihn in einer Umgebung von 3 Metern auf mich sprühe. Eigentlich muss ich dafür auch nur die Flasche in der Hand halten, das reicht auch schon …

    Die Idee mit dem Solid Perfume muss ich mir in jedem Falle merken, das geht ja gerade im Flugzeug perfekt, wünschte, ich hätte eines dabei gehabt …

    Betreffs Orientalen und Hitze: Passt perfekt zusammen – in arabischen Ländern, wo es eh „mehr“ duftet und, vor allem, die Luftfeuchtigkeit viel niedriger ist – so finde ich jedenfalls.

    Ansonsten: Klar, Körpergerüche, unangenehme, gehen natürlich gar nicht liebe Birgit 😀

    Viele liebe Grüße an Euch alle –

    Eure Ulrike, die diesmal, man höre und staune: Karamelflammeri-Braun geworden ist 😉

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