Die Roaring Twenties…

stellen selbstverständlich ein perfektes (Duft)Thema dar – so ist Horizon, der letzte Duft aus dem Hause Oriza L. Legrand dieser Zeit gewidmet:

„Nach dem 1. Weltkrieg reflektierten die Roaring Twenties das Verlangen nach Mode, Dekor und nach allem Exotischen. Der Osten und vor allem Asien bot neue Horizonte. Die Lust nach exotischen Reisen ließ die Künstler die Kultur des Fernen Ostens in ihre Kreationen einfließen: Neue Seide, feine Stickereien, Perlen, holzige Düfte, berauschend und süß … In der Euphorie der Roaring Twenties wurde der weibliche Körper zum ersten Mal wieder enthüllt, das Korsett abgeschafft, und die Flappers rauchten lässig und schlugen verführerisch die Augen auf.

Materialien, Farben und Formen standen für eine neue Freiheit und kündeten zu Beginn der Roaring Twenties von der Hoffnung auf neue Horizonte. Am Höhepunkt ihrer Geschichte und um die Roaring Twenties selbst zu feiern und die „Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes“ 1925, kreierte das Haus Oriza L. Legrand Horizon, einen orientalischen Duft für Burschen und burschikose Mädchen, ein Duft aus kostbaren Hölzern und Ambra mit Tabak und weichem Leder.“

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Neue Frauen hatte das Land: Flapper, Garçonne, Femme Fatale – jede Menge unterschiedliche Typen voller Charakter und von mutstrotzendem Naturell. Leben leben, aufsaugen, feiern. Sich selbst ausleben, ausgelassen feiern. Um diese Zeit adäquat einzufangen in einem Duft braucht es natürlich besondere Ingredienzen – dass sich Edelalkoholika in dieser Liste finden wundert nicht weiter, oder? Kopfnote: Bitterorange, Mandarine, Rose; Herznote: Cognac, Ambra, Tabakblätter, Mandel, Eiche, Patchouli; Basisnote: Benzoeharz, Ambra, Erde, Tabak, Vanille, Honig, Leder.

Flapper

… ich habe Horizon nun mehrfach getestet, tagsüber, am Abend, auf dem Streifen, auf meiner Haut… Und der Eindruck bleibt: Ein Patchouli. Ein toller. Einer, der alle Facetten dieser herrlichen Ingredienz auslotet. Einer, der sowohl die staubtrockenen als auch die rauchigen, die pudrigen, die samtigen, die kakaohaften und die harzigen Anklänge zum Vorschein bringt. Der die honigsüßen Anleihen zelebriert. Einer, der die holzige Tiefe oder vielmehr: die Untiefen des Materials auslotet. Ledrige Akzente vermag ich wahrzunehmen sowie eine likörig-herbe Orange. Tabakrauch und karamelisierte Bittermandel.

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Horizon ist ein wunderbarer Patchouli, das muss man sagen. Aus dem Stand heraus für mich einer der Vorzeige-Patchoulis, der sich nicht verstecken muss im Vergleich mit den Goldstandards wie Mazzolaris Patchouly, den Gewinnern von Reminiscence, Les Nereides Patchouli Précieux (früher: Patchouli Antique) und einigen anderen monothematischen Gesellen dieser Gattung.

Allerdings, das sollte an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben: Ich hatte mir… mehr vorgestellt. Horizon ist für mich ein sehr schöner, sehr hochwertiger Duft, das ist keine Frage. Zäumen wir das „Pferd“ aber doch einmal von hinten auf: Für mich sind alle anderen Düfte der Kollektion – Bilder, und zwar Bilder in Düfte gegossen. Sie evozieren bestimmte Augenblicke, Situationen, Momente, erzählen eine Geschichte. Diese Fülle besitzt Horizon nicht, obgleich er einen voluminösen Körper hat. Und, ich gestehe, ein weiterer Aspekt mag vielleicht sein, dass ich a) monothematische Düfte momentan gerade etwas über bin und b) Patchouli nun nicht gerade meine Lieblingszutat ist… Dafür, das solltet Ihr aber bereits bemerkt haben, ist Horizon extrem gut weggekommen, das spricht für sich!

Hat Euch die Kollektion von Oriza L. Legrand neugierig gemacht? Und, wenn ja, welche Düfte haben es Euch besonders angetan? Ich bin gespannt!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Stefanie
    13. Februar 2014
    Antworten

    Es ist eine Kollektion, bei der sich Neugier wirklich lohnt. Reich an Bildern, Drehungen und Wendungen, die man – ich so noch nie unter meinem neugierigen Näschen (und in meinem nicht eben bildgewaltigen Vorstellungsvermögen) hatte. Diese Tiefe braucht ein bisschen Zeit. Und davon habe ich grade nur begrenzt welche zur Verfügung, da ich mich im Moment mit meinem neuen Bekannten „Dezember“ von Kormann vertraut mache. Ein echter Gewinn (nochmals Danke!!): Als würde man ein paar gute alte Freunde wie Frische, Wärme, Würze ausnahmsweise mal gemeinsam zum Essen einladen – um sie und sich dann auf andere, reichere Weise kennenzulernen.

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