Von Erik Kormanns pfeffrigem Glück…

… hatte ich Euch gestern berichtet, und zwar vom Werdegang von seinem Duftneuling Dezember.

ErikundOskar

Erik Kormann in seinem Geschäft 1000 & 1 Seife mit seinem Lieblingsgast Oscar.

Mir ist es wirklich wichtig, diese Einblicke in Erik Kormanns Arbeit zu zeigen, da ich der Meinung bin, dass sie uns Einblicke verschaffen. Einblicke in die Branche hinter unseren geliebten Düften. Und Eriks ureigene Meinung, seine Inspirationen, seinen Weg zur Kreation (s)eines Duftes, in diesem Falle Dezember offenlegen. Wie oft vermisse ich solch ausführliche Informationen, Emotionen zu Düften, die mir begegnen? Außerdem finde ich darüber hinaus Erik Kormanns kleines, aber feines Aromatisches Blog sehr lesenswert und möchte es Euch gerne nochmals wärmstens ans Herz legen.

Aber kommen wir endlich zum Duft – oder nein, kurz vorher noch, Erik über den Geruch von Pfefferöl und Rosa Pfeffer:

„Wie Pfefferöl riecht, kann man sich mit etwas Phantasie vielleicht noch vorstellen. Rosa Pfefferöl dagegen hat ein Strahlen und Leuchten, dazu eine zitrische Note und jede Menge weitere Gewürzfacetten, das es eine helle Freude ist. Da findet sich neben Monoterpenen, Limonen und alpha-Pinen (Weihrauch) auch jede Menge Myrcen (z.B. enthalten in Kiefer, Ingwer, Minze, Dill, Kümmel, Salbei, Fenchel etc.) und sogar Carvacrol (was ich am Bohnenkraut so sehr mag).“

Spice Related (Free stock photo)

Ich nehme an, Euch ist das auch schon aufgefallen, oder? Rosa Pfeffer wird in den letzten Jahren ja zunehmend gerne verwendet, man findet ihn mittlerweile in immer mehr Düften. Aber die Hauptrolle darf er selten spielen – überhaupt spielt Pfeffer im Allgemeinen viel zu selten die erste Geige, findet Ihr nicht? Von mir aus könnte es wesentlich mehr Pfefferdüfte geben…

kormanndezember… und das ist einer der Gründe, weshalb ich Eriks Dezember so mag: Jener schillernd-leuchtende rosa Pfeffer, der in einer mehr als ordentlichen Dosierung vorhanden ist. Schinus Molle ergreift sofort nach dem Aufsprühen Besitz von meiner Nase und zeigt sich, wie zu erwarten war, ambivalent, äußerst ambivalent. Zitrische Noten, nehme ich wahr, glänzend, gleißend, spritzig-frisch. Limetten, die einzelne Akzente unseres Pfefferchens aufgreifen, während mir minzig-mentholische Noten die Nase kitzeln, vermutlich von den genannten Myrcen stammend. Kardamom grünt ein wenig und das Röslein aus dem Herzen haucht fruchtige Frische ein – der perfekte Gegenpol zu der warmen Seite des Duftes, die sich anfänglich schon breit macht: Es pudert und wabert warm im Hintergrund, der Backgroundchor des Pfeffers sozusagen. Mit Harzen hat Kormann die Basis bereitet, Elemiharz, Gurjunbalsam und Perubalsamöl. Öl, ganz wichtig, denn: Die IFRA-Regelungen haben normales Perubalsam verboten seit einigen Jahren.

Betreffs der IFRA wisst Ihr Bescheid, ja? Ich hatte vor längerer Zeit einmal einen Artikel dazu geschrieben, siehe hier. Ich habe jetzt gerade zwischendurch ein bisschen gegoogelt, finde allerdings auf die Schnelle keine  Liste online, welche Stoffe nun alle laut IFRA-Regelungen gemieden werden sollen bzw. bindend von deren Mitgliedern nicht verwendet werden dürfen. Dazu gehören leider auch eine ganze Menge natürliche Ingredienzen wie beispielsweise einige Zitrusfrüchte (unter anderem Bergamotte) als auch Blüten (die Anwendung bestimmter Jasminblüten ist stark eingegrenzt). Gut, natürlich – einerseits bin ich kein Chemiker und kein Biologe, es ist insofern sinnvoll, wenn jemand den Daumen auf der Verwendung von Stoffen im Kosmetikbereich und somit auch in der Duftbranche hat. Aber: Ich hätte dann doch wirklich gerne eine laxere Linie: Verbot von Stoffen, die extrem gesundheitsschädlich sind, krebserregend, was weiß ich. Und ansonsten einfach eine Kennzeichnung – „kann Allergien auslösen“ oder ähnliches. So macht man es doch auch bei Erdnüssen und ähnlichem. Es ist natürlich zu spät, jetzt zu meckern, aber, ganz ehrlich? Ich würde ganz gerne selbst darüber entscheiden, von was ich Pickel am Allerwertesten bekomme. Und solche für ein perfektes Parfum auch in Kauf nehmen – allerdings hätte ich die dann eher am Hals 😉

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Zurück zu unserem Dezember: Dieser hat mittlerweile seine Frische etwas abgeschüttelt und konzentriert sich im Übergang von Herz auf Basis auf seine würzige Wärme, die seltsam-wundervoll oszilliert zwischen Schärfe, Süße, sehr sanftem Rauch, Erde, zimtigen Anklängen, Pudrigkeit samt feinsten Kakaoanleihen und Harzen. Herrlich, einfach herrlich.

Für mich einer jener Düfte, der spielend den Spagat schafft zwischen einem Dasein als Immergeher sowie dem eines echten Charakterparfums. So etwas kann man nie genug haben, finde ich.

Danke Erik – mach weiter so!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Vergesst nicht, dass momentan bei uns eine Verlosung läuft, bei der Ihr unter anderem einen Flakon Dezember gewinnen könnt! Näheres im Montag-Artikel, siehe hier.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Christiane
    22. Januar 2014
    Antworten

    Leider kenne ich den Duft noch nicht – wird aber ganz sicher schnell nachgeholt.
    Aber zu den verbotenen Stoffen möchte ich doch etwas sagen: Ja, ich bin auch für Kennzeichnungspflicht. Muss ja nicht auf der Verpackung sein – geht ja beim Bäcker auch mit gesonderten Infomaterial. Allerdings ist Deine Aussage – ein paar Pickelchen – dann doch etwas zu lax. Meinen (bislang zum Glück ersten und einzigen) allergischen Schock verdanke ich Bergamotte. Es kann also deutlich dramatischer werden. Und auch nach dem ein oder anderen Parfüm-Testen war ich noch tagelang von scheußlich brennenden Hautausschlägen betroffen. Okay, ist jetzt nicht lebensbedrohlich – aber schön auch nicht 🙁
    Von daher – Verbot finde ich auch übertrieben, Kennzeichnungspflicht wie bei Erdnüssen, Sellerie etc. reicht aus. Allerdings habe ich gelesen, dass sich da die Hersteller sträuben aus Angst um ihre Geheimrezepturen?

  2. Reinhardt
    23. Januar 2014
    Antworten

    Ich kenne viele Leute, die den Mainstream ablehnen und sich dennoch nicht an solche Konzepte wagen. Das diese Düfte sehr gut tragbar sind, muß sich vlt. erst noch herumsprechen. Das hier keine bekannten Erwartungen erfüllt werden ist nicht zu kritisieren sondern als Glück zu bezeichnen. Kormann ist Nische in Reinkultur. Lg

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    Ulrike
    3. Februar 2014
    Antworten

    Huhuu liebe Christiane,

    Du hast natürlich vollkommen recht: Mein Kommentar war absichtlich „on the edge“ formuliert und deshalb auch lax, klar. Im Prinzip denke ich aber, wir sind da ohnehin einer Meinung: Kennzeichnung, nicht Verbot. Zu retten ist ja aber ohnehin nicht mehr viel, die Verordnungen sind durch und einige Düfte mittlerweile schon weg…

    Liebe Grüße,

    Uli.

    P.S.: Das mit den Rezepturen stimmt wohl, wobei – eigentlich bekommt man jedes Parfum heute nachgebaut…

  4. Avatar photo
    Ulrike
    3. Februar 2014
    Antworten

    Lieber Reinhardt,

    Du hast das, was Nische ausmacht, perfekt in Worte gegossen 🙂

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

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