Die Sterne vom Himmel…

… pflücken uns Frauen Rancé 1795 mit ihrer neuesten gleichnamigen Kollektion: Les Étoiles. Ich hatte bereits ein paar Worte zu den Sternen geschrieben anlässlich meiner Messeberichte von der Esxence 2013 in Mailand, siehe hier:

„Gegenüber von Xerjoff fanden wir Rancé 1795, die uns in eine sehr nette Unterhaltung ob ihrer neuesten Kreation verwickelten: L’Aigle de la Victorie, als Herrenduft konzipiert und Bestandteil ihrer Impériale-Kollektion. […]

Darüber hinaus durfte ich das erste Mal die Erweiterung der Collection Impériale sehen, die auf den Namen Les Étoiles, die Sterne, hört: Jasmin du Malabar, Près de Toi, Rose de Rose, Sur Mon Cœur, Tubéreuse Amour und Avant Le Jour. Extra für die Damenwelt beschenkt uns diese Kollektion nicht nur mit Düfte in besonders hoher Konzentration (mehr als 20%), darüber hinaus sind alle Flakons mit einem kleinen „Knopf“ verziert, einer Art Strass-Stern (mit jeweils unterschiedlich farbigen Steinen), den man entfernen und als Anhänger tragen kann. Normalerweise ist derlei Blingbling nicht mein Fall, ich hatte aber schon vorab heimlich auf den schönen Anhänger der Dame am Stand gelinst – und, siehe da, es war exakt eines dieser netten Gimmicks, die mit den Düften kommen. Ich muss wohl so angetan gewesen sein, dass man mich tatsächlich noch mit einem Flakon nach Wahl beehrte – der herrlich leichte, feminin-ätherische Jasmin durfte es sein, und das kleine Juwelchen habe ich auch schon getragen.“

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jasmin_du_malabarAuf der Messe hatte es mir diese kleine Kollektion schon angetan aus diversen Gründen: Einerseits liebe ich Familienunternehmen mit einer langen Historie. Dann war mir Jeanne Sandra Raciné so wahnsinnig sympathisch mit ihrer bodenständigen, unprätentiösen und warmherzigen Art. Und andererseits kommt noch hinzu, dass mir die Machart der Sterne außerordentlich gut gefällt: Dass der kleine Anhänger mein Herz erwärmte, steht ja schon weiter oben, darüber hinaus ist die Les Étoiles-Kollektion aber auch eine wirklich feine Sache.

Es ist – eine typische Damenkollektion, das muss man sagen. Und ich finde, so gerne ich Unisex-Düfte mag oder Hersteller, die Düfte für Menschen, nicht für bestimmte Geschlechter machen… ich selbst springe ja auch ständig mit meinem breiten Duftgeschmack… so schön finde ich es zwischendurch, wenn mir einmal eine Linie über den Weg läuft, die ausschließlich feminine Düfte macht. Und dann am besten von einer erlesenen Qualität. So geschehen vor Jahren mit Roméa D’Améor, als ich diese entdeckte. Oder mit Grossmith. Und jetzt eben mit den Sternen. Ich möchte Sie Euch deshalb alle einzeln vorstellen, die Sterne, da sich ein ausgedehnter Test meiner Meinung nach lohnt!

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Beginnen wir heute doch gleich mit „meinem“ Jasmin du Malabar, der mich von der Esxence mit nach Hause begleitete:

„Der Duft von Jasmin ist intensiv, üppig und betörend: die Essenz der Liebe. Der Jasmin wird auch König der ätherischen Öle genannt, die Rose ist die Königin. Malabar ist die Region Indiens, aus der die Jasminpflanzen ursprünglich stammen. Nur eine Meisterin der Parfumkunst wie Jeanne Sandra kennt die subtilen Unterschiede der verschiedenen Jasminarten und weiß sie gekonnt in wunderschöner Harmonie zu verbinden. Zuerst erkennen wir ätherischen, sanften, aber nachhaltigen Jasmin aus Grasse. Ein Duft voll raffinierter Eleganz, der uns in einen Zustand des süßen Entzückens versetzt. Dann erklingt der Madurai-Jasmin, der Anmut mit Intensität vereint. Seine warmen, aphrodisierenden Tonalitäten führen uns nach Indien, um die Geheimnisse der überlieferten Liebeskunst dieses Landes zu entdecken. Nun folgt der geheimnisvolle und tiefgründige Sambac-Jasmin mit Noten von Moschus und Gewürzen. Seine Intensität überwältigt uns in einem Crescendo der Gefühle. Die Symphonie der Blumen wird von einem warmen, süßen Mimosen-Absolue mit holzigen Noten harmonisch abgerundet. Im Kontrast dazu stehen leichte, frische und zärtlich liebkosende Töne von Bergamotte und Neroli.“

Drei verschiedene Sorten Jasmin – ehrlicherweise bezweifle ich, dass ich diese auseinanderhalten kann… und würde wirklich gerne mal parallel testen: Sambac-Jasmin, klar, der ist voluminöser, betörender, ausschweifender… Vielleicht kann ich mich ja diesbezüglich mal weiterbilden bzw. meine Nase.

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Viel wichtiger aber ist, dass ich für Euch heute Jasmin du Malabar von der ganzen Riege an Jasmindüften abgrenzen kann, die sich dort draußen auf dem Markt tummeln: Für mich ist dieser Jasmin nach wie vor etwas Besonderes. Meine Suche nach dem idealen Jasmin hat lange gedauert, vielleicht ist sie mit diesem Duft beantwortet – zumindest kommt er aber sehr nahe an die Idealvorstellung dessen, was ich gerne hätte, wenn ich mich nur für einen Jasminduft entscheiden dürfte.

In mein Repertoire haben es bisher zwei reine Jasmin-Düfte geschafft, die jeweils einen Pol markieren: Einerseits steht Serge Lutens À la Nuit dort, eine gefährlich verlockende Jasminkönigin der Nacht, buchstäblich – indolisch, schwer, authentisch und überbordend, wenn gleich auch auf ihre Art und Weise minimalistisch. Und andererseits findet man gleich daneben Floris‘ Night Scented Jasmine – zart, frisch, dahingehaucht, flüchtig und grün, einer sanften Ahnung gleich.

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Jasmin du Malabar stellt für mich die Mitte dieser beiden Gegenpole dar: Jasmin, Jasmin, Jasmin, und zwar herrlich weißblühend, von einer schönen fruchtig-honiggetränkten Nektarsüße (durch Neroli unterstützt) und eingerahmt von spritzig-glitzernden Hesperidenanleihen (Mandarine und Bergamotte). Diese bleiben den Duft über erhalten und sorgen für Balance, immerwährende Frische garantierend. Denn der anfänglich neckisch-jugendlich-unbeschwerte Jasmin gewinnt, wie in der Beschreibung bereits angekündigt, merkbar an Tiefe, Wärme sowie Erwachsenheit. Die Unschuld ist nie verloren, hier driftet nichts ab ins Indolische, Körperliche… Aber das Ende, Herz- und Basis von Jasmin du Malabar zeigen sich lolitaesk, durchaus 😉 Und trotzdem bleibt er – leicht, der Duft. Die Mimose in der Basis zaubert wahnsinnige schöne Anklänge – und Jasmin du Malabar schwebt weiter. Denn schwer, erdrückend, kopfwehfördernd ist er nie, dieser Jasmin, obgleich es ihm keinesfalls an Charakter fehlt, ganz im Gegenteil.

Eine wundervolle olfaktorische Interpretation dieser Blüte(n).

Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Gretchenfrage: Wie haltet Ihr es denn mit den Weißblühern und, gerne direkter – mit Jasmin?

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. 27. August 2013
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    Liebe Ulrike, Jasmin und ich, das geht allermeist nicht. Es „stinkt“ für mich aasig und Schlimmeres, so wie in dem von Dir geliebten Amalia von Grossmith die Ouvertüre für mich erst ein Duftschock und Verwirrung ist. In A. legt sich dieser Jasmin total – Aber es gibt Düfte, da ist der Jasmin so wunderbar wie man ihn am Morgen bei bestimmten Jasminsorten erschnuppern kann zusammen mit anderen betauten Bäumen und Blumen, Waldboden. Oder wo er so genial verwoben ist mit anderen Düften und man einen sozusagen gesamtheitlich perfekten Duft hat. Aber mein Prinzip ist: Ich muss das selber von meiner Haut erschnuppert haben, dann weiß ich es. So wie bei Maiglöcken ich in Aqua Universalis „meinen“ Maiglöckchenduft wieder gefunden habe. Auch bei Lilie ist Baiser Volet wunderbar, sonst kann sie schon mal, auch als Blüte, schlimm sein. Ebenso Tuberose: Do Son ist zum Hinknieen, andere eher spüllapig nach einer Weile. Probieren muss man Düfte,

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    Ulrike
    30. August 2013
    Antworten

    Probieren geht nicht über studieren 😉 Und ja, ein Test auf der eigenen Haut ist natürlich immer sinnvoll. Wieviele Blindkäufe ich schon getätigt habe… und einige davon sind natürlich auch danebengegangen, zwangsläufig 😉

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