Den zweiten Tag mit Odin…

… verbringen wir heute, und unser heutiger Kandidat ist die Nummer Neun namens Odin 10 Roam. Neun oder Zehn, was jetzt? Beides, liebe Freunde, denn Odin haben in ihrer Duftzählung die Fünf ausgelassen – einen Odin 05 gibt es nicht, aus welchen Gründen auch immer. Sollte wer diesbezüglich Bescheid wissen, ich bin neugierig, wie immer 😉 Ergo, langer Rede, kurzer Sinn: Wir besprechen heute den neunten Odin Duft, der die Nummer 10 trägt und Roam heißt:

„Roam lives in the pairing of shaded sands and wet forest. A relationship explored through the bittersweet smoothness of red saffron, crisp pepper leaf and wild coffee flower. Soft, smoky layers of Amazonian incense mixed with the rawness of dried coconut float between delicate notes of ginger lily and black ebony wood.“

odin10roam

Führen wir uns die Ingredienzen nochmals vor Augen: Kopfnote: Safran, Pfefferblätter; Herznote: Ginger Lily oder auch Hedychium spicatum, eine Blütenart aus der Ingwerfamilie, Blüten von wildem Kaffee; Basisnote: Kokosnussmilch, Ebenholz und Weihrauch.

Amazonas und Safran bekomme ich jetzt irgendwie nicht zusammen. Auch was Kaffee angeht habe ich meine Probleme – ok, heute kommt wohl viel Fairtrade-Kaffee zumindest aus Peru… Egal, spielt in dem Fall keine Rolle.

Roam oder auch „Umherwandern, -streifen“ ist ein Knaller: Im Auftakt alkoholisch und mit sattem Safran brillierend, dessen seltsam-eigene, trockene Herbfruchtigkeit, die würzige, sich perfekt mit der fruchtfrischen Ingwerherbheit versteht. Kokosnuss drängelt sich alsbald ins Bild, feine Kokosnussmilch, so wie ich sie gerne mag – nicht zu süß, Bounty- oder andere Schokoriegelassoziationen kann man also getrost vergessen. Die Kokosmilch ist cremig und gleichermaßen trocken, und zwar gemäß der ihr eigenen holzigen Trockenheit, die für mich immer auf eine Art und Weise ambivalent wirkt, wenn ich Kokosmilch rieche oder schmecke. Die Kombination dieser drei Zutaten ist an und für sich schon brilliant – und dann kommt auch noch Kaffee hinzu. Ob nun Kaffeeblüten oder nur Kaffee – ich kann im Hintergrund Floral-Exotisches erkennen, was für Blüten hier am Werke sind erschließt sich mir nicht weiter. Aber ein deliziöses Kaffeearoma erklimmt meine Nasenflügel, begleitet von aromatisch-warm-harzigen Rauchschwaden. Lecker, sehr sehr lecker.

Monoclonal colony

Darüber hinaus verbleiben auf meiner Haut likörige Anklänge – ob nun gewünscht oder nicht, ich rieche hier Rum. Und zwar keinen Bacardi oder ähnlichen Sprit, sondern etwas Feines… Regelmäßige Leser/innen werden ja wissen, dass ich vor einigen Jahren dem Whiskey verfallen bin, und zwar bisher zumeist den wirklich torfigen Krachern, meinen „Straßenkötern“, wie ich sie immer liebevoll zu nennen pflege. Bei Schmuddelwetter gibt es nichts Besseres, aber jetzt, da der Hochsommer mal da ist, zieht es mich nur selten zu meiner Single-Malt-Sammlung, die überwiegend von der Insel Islay stammt. Neulich hatte ein lieber Namensvetter von mir einen runden Geburtstag – lieber Uli, sei gegrüßt falls Du das liest! – und wir verehrten ihm ein feines Fläschchen Single Malt. Dieser blieb nicht alleine, am Ende des Abends reihten sich diverse Edelalkoholika auf dem Gabentisch, die wir eine Woche später auf der Dachterrasse von Uli und seiner Frau kredenzt bekamen. Man stellte mir die Frage, ob ich auch einen Rum versuchen wolle – und, was soll ich sagen, bei mir kamen die gleichen Vorbehalte zum Vorschein, die ich damals schon hegte, bevor ich mal Whiskey, richtigen Whiskey versuchte. Rum war für mich – Bacardi Cola. Oder auch Havanna Irgendwas. „Ich trink den Rest, wenn Du ihn nicht magst, ist was ganz Leckeres“ bot mir der Ausschenkende an – und ich war skeptisch, aber neugierig. Und siehe da – ich sollte mich vielleicht auch mal in das Rum-Angebot einarbeiten: Was meine Geruchsnerven stimulierte war ein samtig-liköriges, pastöses Getränk, das nach Urlaub schmeckte, nach Sommer, Sonne, Lebensfreude. Geröstete Kokosnüsse, Bananen, Vanille und Aprikosen – unfassbar gut war er, der Plantation Barbados Extra Old für vergleichsweise günstige um die 40 Euro die Flasche für ein 20 Jahre altes Getränk. Rum – ein Thema, dass ich demnächst einmal aufgreifen muss. Vielleicht für mich in Zukunft der „Sommer-Whiskey“. Und Roam erinnert mich an genau dieses herrliche Getränk.

MiViejoSanJaun_Tony_Pavone

Kommen wir wieder zurück zu Odin 10 Roam: Für mich ein wunderschöner Duft, der, falls Ihr Euch ein Bild machen wollt, folgendermaßen daherkommt: Stellt Euch Donna Karans (altes) Chaos und Lubins Idole vereint vor, kokosnussgeküsst und kaffeeangehaucht, von einem jener guten Alkoholhersteller auf den Markt gebracht, die mit herausragenden, an ihre jeweiligen Alkoholika angelehnten Düften brillieren.

… und wer hat jetzt KEINE Lust zu probieren? 😉

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Kaddel
    8. August 2013
    Antworten

    Was machste denn immer nur mit mir, olle Anfixerin! Ich bzw. mich reißt schon wieder das blanke Entzücken hin,…nur beim lesen… *.*

    Roam hört sich ja mal wieder schwer nach ´nem Testkandidaten an. Schönes Ding (!) und lieben Gruß an dieser Stelle 🙂

  2. Barbara
    8. August 2013
    Antworten

    Und dann startet man am Morgen den Computer, liest den Blog unserer Chefanfixerin und alle gute Vorsätze schwinden.

    Himmel, ich kann doch nicht schon wieder einen Duft mit Kokosanteil als Testkandidaten im meine Liste aufnehmen!

    Fool for Love ist schon eingezogen, Coccobello wartet bereits bei den Abfüllungen auf einen Test. Von Virgin Island Water dessen „Zutaten“ ich mit leuchtenden Augen immer wieder begutachte, nicht zu reden.

    Ingwer, Kokos, Kaffee – ich schmelze dahin.

    Die Rezension ist ja wieder traumhaft, liebe Ulrike, traumhaft. Ich neige mein Haupt.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  3. Ulrike
    13. August 2013
    Antworten

    Aaalso…

    Ihr müsst testen, wirklich. Bei mir ist die Sillage ein wenig verbesserungswürdig, ich experimentiere aber noch. Und finde den Duft wirklich sooo schön!

    Ich erwarte natürlich Testberichte, ist doch klar! 😉

    Viele liebe Grüße,

    Eure Uli.

  4. Christiane
    4. September 2013
    Antworten

    Der klingt ja lecker. Schade, dass es gerade keine Pröbchen von dem Duft gibt. Bitte, bitte sag, dass das nur vorübergehend ist!

  5. Barbara
    4. September 2013
    Antworten

    Hilfe,

    Nein, bitte nicht! Roam 10 kein Pröbchen mehr…? Schon bei Isis war ich zu spät…!

    Christiane, mir geht es gleich wie Dir.

    Liebe Ulrike, kannst Du bei den Damen mit den Testern ein gutes Wort für zwei Duftsüchtige einlegen…? Wenn wir beide ganz, ganz, ganz lieb fragen?

    Barbara

  6. Barbara
    16. September 2013
    Antworten

    Sehe gerade, dass es von 10 Roam wieder Abfüllungen im Shop gibt.

    Da komme ich schon in Grübeln…

    Ich habe doch erst, ich sollte doch nicht… Er läuft mir doch nicht weg…

    Glaube muss noch ein paar Selbstgespräche führen.

  7. Ulrike
    20. September 2013
    Antworten

    Ich finde ihn toll – *anfix* 😀

    Hat jetzt schon wer probiert?

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