hatte ich Euch vor einiger Zeit schon einmal angekündigt in einem Neuigkeitenartikel, nämlich im Herbst letzten Jahres mit folgenden Zeilen: Gérald Ghislain, die Nase hinter Histoires de Parfums, war schon wieder fleißig und beginnt langsam, mich zu überfordern: Ich habe es immer noch nicht geschafft, seine unzähligen (neuen) Scents of Departures zu testen beziehungweise mich um Proben zu kümmern. Jetzt wartet Monsieur schon wieder mit einer neuen Linie auf, und zwar mit Alice & Peter, einem neuen Label mit einer Serie von Gourmanddüften in ebensolchen Verpackungen.
„Once upon a time, there was Alice&Peter… This tale, for all who are infinitely curious, is presented to you and your imagination with the hopes of awakening your inner child. Alice & Peter, A fantasy dream world where you can stroll merrily along. Go with the flow and let your mind wander; take a break from reality to go back to an innocent, more playful time. The idea is simple: put some childhood wonder back into your life so that you reexperience a sense of joy and playfulness. This first perfume collection brings the world of Alice&Peter to life. The unique designs with their evocative, whimsical shapes and savory, glistening colors may look scrumptious enough to eat, but they are truly an olfactory delight.“
Kindheitserinnerungen, olfaktorische – und zwar in „verspielter“ Verpackung, die sich in Form von einer Art Cupcake oder Muffin zeigt. Ich bin kein Flakonsammler – das wissen die meisten von Euch. Und meine Lieblingsflakons sind minimalistisch – Byredo, The Different Company und LeLabo sagen mir neben Chanel am meisten zu. Insofern wird es den einen oder anderen von Euch nicht wundern, dass ich mit diesen kleinen Parfumbonbons zumindest der Optik nach absolut nichts anfangen kann. Geschmackssache sind sie. Dafür klemme ich mir aber für Euch die Düfte unter die Nase, die eine wahre Wonne für Gourmandfans sein dürften.
Wicked Berry, die coole Beere, macht den Anfang:
„You’ll give in. It’ll be impossible not to! The citruses dream up a fantasy that’s as devilish as it is gentle: the intoxicating trio of rose, lilac and freesia fill the air with the greatest of ease. These petals blush upon contact with a sensual blend of blackberry, blackcurrant and raspberry. Warning! Addiction is unavoidable: Warm woody amber and musk create quite the decadence, topped with a vanilla and sandalwood glaze.“
Wicked Berry vereint einen ganzen Beerenreigen, vor dem Freunde jener kleinen süßen Früchtchen vermutlich in Ehrfurcht erstarren werden: Deutlich vermag man saftige Brombeere, süße Himbeere und auch ein paar sachte säuerliche Johannisbeeren zu entdecken. Diese heiteren Gesellen sehen sich in ihrer freundlichen Süße durch die Basis gekonnt aufgefangen: Vanille, Sandelholz, Moschus und ein wenig Ambra, die üblichen Verdächtigen also. Eine pudrige Vanillecreme, ein Hauch Vanillewatte (die gibt es ganz bestimmt) und, vermutlich von Ambra stammend, eine Prise zarter Kakao. Ein paar Hesperidensternchen in der Basis bescheren dem Duft einen leise-zitrischen Gegenpol, während die Blüten im Herzen einerseits ein wenig Frische zaubern, andererseits die Fruchtsüße sanft unterstreichen.
„Notoriously intoxicating“ soll er sein, dieser „fruity amber“. Nun – ein fruchtiger Ambraduft ist Wicked Berry auf meiner Haut in allererster Linie einmal nicht. Eher ein moschuslastiges Beerchen – und erinnert mich insofern an L’Artisan Parfumeurs Klassiker Mûre et Musc. Freunde von derlei Düften und Beerenliebhaber werden hier mit einem schönen Begleiter belohnt.
Bleiben wir bei den kleinen roten Früchtchen – und wenden uns Cheery Cherry zu, der heiteren Kirsche:
„Captivating, give yourself over! With just one breath, bergamot frolics in the air as cassis and cherry reign with charm. Red and yellow fruit hold court and delight in the glory of a velvety floral bouquet while delicate, ripe strawberries soften vanilla and caramel’s intoxicating curves, for a final indulgence in this very merry scent.“
Ein „fruity gourmand“ soll es sein – und was für einer, das riecht man schon auf den ersten Schnupperer: Obst satt in Verbindung mit jeder Menge deliziösem Süßzeugs. Dunkelrote satte Kirschen, fruchtig-süß, frisch gepresste Orangen und samtige Pfirsiche sowie Aprikosen, gesäumt von Erdbeeren und ein paar kleinen roten Johannisbeerchen. Wässrige Blüten, genauer Pfingstrose und Freesie zieren das fruchtige Stillleben, von Flieder nimmt meine Nase leider wenig wahr. Dafür aber von der Basis, die sich langsam ihren Weg bahnt und das Tellerchen Obst in ihren Armen wiegt: Karamell und Vanille, zuckrig-süß und cremig-milchig, in watteweichen Moschus getaucht.
Heiter und froh ist ist diese Kirsche, insofern passt der Name Cheery Cherry perfekt. Unbekümmert und voller guter Laune – so verlasse ich Euch heute auch fürs Erste, um mich morgen dem Rest der Kollektion zu widmen.
Einen schönen Tag wünscht Euch
Eure Ulrike.
Ganz ehrlich? Die Küchlein-Flakons hielten mich bislang davon ab, mich mit den Düften zu befassen. Und fruchtig-süßes Allerlei ist (inzwischen 😉 auch nicht mehr so meins.
Mir ist das Marketingkonzept nicht ganz klar – wendet man sich an ganz junge Mädchen, die zum Kindergeburtstag wollen? Dazu passt dann aber der Preis nicht.
Und Du hast auch recht mit den Flughafen-Düften – die ich von der Papierform her spannend finde. Die Flut an nahezu gleichzeitigen Lancierungen überfordert mich und schreckt geradezu ab.
Auch mein Geldbeutel bleibt diesmal verschont… Dass Herr Ghislain seinen Namen für so was hergibt, wundert mich, ehrlich gesagt, sehr. Und die Zielgruppe dieser Düfte, hmm – vielleicht junge, wohlhabende Asiatinnen? Keine Ahnung, für mich fällt das auf jeden Fall unter die Rubrik „Düfte, die die Welt nicht braucht“.
Och naja, könnte mir vorstellen, dass man damit schon das eine oder andere Girlie im Weibe ansprechen dürfte, auch in Europa. Obgleich mich persönlich weder Flakons noch Inhalt verlocken. Doch so purzelbunt, wie das ganze Konzept daherkommt, ist es vielleicht ja gar nicht so ganz ernst gemeint. Und einen humorvollen Blick, womöglich auch auf die gelegentlich hervorblitzende eigene Banalität, finde ich immer erwachsen. Die ganz puristischen Flakons, wie die von Byredo, gefallen mir indessen auf ihre Weise auch nicht so sehr gut. Oobgleich das Byredo-Design zweifellos sehr wertig, ästhetisch ist; irgenwo las ich mal einen Deoroller-Vergleich, und ja: Auch da musste ich grinsen – und nicken.
Einen Vorteil haben diese „süssen“ Teile. Sie hinterlassen nur auf dem Bankkonto Spuren, nicht aber auf den Hüften!
Sorry, den konnte ich mir nicht verkneifen…
Nein, ich bin diesmal zum Glück auch nicht in Gefahr mit dem Bestellfinger zu zucken.
Barbara
Ich denke, Stefanies Ansatz, die Sache mit Humor und einem großen Augenzwinkern zu betrachten, ist genau so auch gewollt. 🙂
Ich persönlich bin mit genau dieser Einstellung an die Früchtchen rangegangen und hatte ehrlich gesagt sogar Spaß dabei. Allerdings bin ich gedanklich auch ganzzzzzz tieeeeeef in die Märchen- und Fantasiewelt abgestiegen, was man dann auch meiner Rezension anmerken wird. 😉
Und – klar, es gibt sooooooo viele lustige, kreative und schräge Typen da draußen im Leben, egal ob Männlein oder Weiblein, ich staune oft wenn ich in meinen geliebten Wohnzeitschriften kunterbunte und wahnsinnig fantasievolle Wohnungen sehe. Aus meiner Sicht und meinem persönlichen Geschmack entsprechend, von mir als Kitsch abgestempelt, sprüht doch dort oft das pure Leben und eine pulsierende, fast kindliche Verspieltheit. Und ich glaube, genau solche Menschen finden garantiert großen Gefallen an den frechen Cupcakes. 🙂
By the way – mindestens einer der Düftchen lässt sogar meinen Bestellfinger zucken… Mal sehen ob er sich bald entscheidet. 😉
Liebste Grüße in die Runde
Evelyn
Liebe Evelyn,
Du kannst mich nicht so auf die Folter spannen!
Welches der süssen Teilchen hat es Dir angetan? Mein Tipp:
„Bloody Orange“.
Du weisst, als Skorpion-Dame muss ich alles, aber wirklich alles genau wissen und ergründen.
Bin gespannt!
Barbara
Liebe Barbara,
morgen lüfte ich das Geheimnis – wie immer in der Früh im Beauty-Mekka Blog. :-))
Bis dahin,
ganz herzliche Grüße
Evelyn
PS: Ihr habt mich angesteckt: Löwe-Frau mit Aszendent Skorpion lässt grüßen! :-)))
Ich mag die Kollektion. Und ich denke, das mit dem Humor – das muss man wirklich so angehen. Gut gemacht ist sie. Und je länger ich mir diese quietschig-knallbunten Flakons ansehe, desto witziger finde ich sie 😉
Was die Düfte angeht – doch, doch, nicht schlecht Herr Specht!