Sospiro…

… gehören zu den Italienern von Xerjoff – und haben soeben vier neue Düfte veröffentlicht, die ich Euch unmöglich vorenthalten kann: Adagio, Andante, Erba Pura und Melodia beschäftigen uns heute und morgen. Second Chapter heißt diese Linie von Sospiro, die sich durch (vermutlich von Hand?) mehrfach lackierte violette Flakons auszeichnet.

Lasst und mit Andante und Adagio beginnen am heutigen Tage. Woher die Namen kommen, dürfte den meisten von Euch bekannt sein: Sospiro bedienen sich einmal mehr musikalischer Interpretation – die beiden Termini bezeichnen verschiedene Tempi, also verschiedene Schnelligkeiten, in denen ein Musikstück zu spielen ist. Der Begriff Tempo bezieht sich aber nicht ausschließlich auf – das Tempo, die Schnelligkeit, siehe Wiki:

„Zusätzlich sind viele Tempobezeichnungen gleichzeitig auch Ausdrucksbezeichnungen, geben also auch über den beabsichtigten Charakter eines Musikstücks Auskunft. Der tatsächliche Tempoeindruck eines Musikstücks ist indes ein Phänomen, das über die reine Schlagzahl pro Zeiteinheit hinausweist und von anderen musikalischen und außermusikalischen Parametern mitbestimmt wird, insbesondere von den vorkommenden Rhythmen, der Dichte des musikalischen Satzes, aber auch von den gegebenen Räumlichkeiten sowie der Tagesform von Musikern und Zuhörern.“

Sprich: Das Tempo gibt Auskunft über das Naturell. Adagio, unser erster Duft, bezeichnet ein langsames, ruhiges Tempo… manch einer mag das Melancholische dahinter bereits erahnen, das Sehnsuchtsvolle… Ich habe dazu für Euch das Adagio aus dem Konzert für Oboe und Orchester von Alessandro Marcello herausgesucht, das seine Berühmtheit durch die Bearbeitung durch Johann Sebastian Bach erhielt (BWV 974) – und nein, ich habe KEIN Shades of Grey gelesen…

Adagio erfüllt zumindest meine Erwartung voll und ganz: Ein wunderschöner, schwermütiger Chypre. Einerseits ein klassischer Chypre – raumfüllend, anmutig, ausladend, theatralisch. Das liest man bereits aus den Noten heraus: Kopfnote: Jasmin, Vetiver, Eichenmoos; Herznote: Leder, Weißer Moschus; Basisnote: Patchouli, Adlerholz (Oud). Andererseits aber – modern, zeitlos, innovativ. Verdammt weiblich. Und verflucht schön. Jene raumgreifende Chyprenote, ledrig, weich, moosig, staubig-frisch, verbindet sich hier mit betörendem, aber milchig-cremigen (und nicht indolischem) Jasmin, untermalt von der holzig-dunklen Basis. Ein absolutes Juwel innerhalb seiner Duftfamilie.

Moody Horizon Background

Andante bezeichnet ein mittleres Tempo und steht für gehend, schreitend. Das Andante aus Mozarts Klavierkonzert No. 21 in C-Dur (K.467) dürfte wohl eines der bekannteren Stücke sein.

Einen schwebenden und entrückten Charakter unterstellt man ihm, weich, fast ewig fließend. Sospiros Andantes Sanftheit ist dem Muskatellersalbei in Kombination mit Orange zu verdanken – eine zitrisch-fruchtige, überwiegend balsamisch-warm-florale Kombination, die sich wunderbar einzufügen mag in den eher männlichen Duft. Galbanum und Geranium sind hier für grasig-grüne, frische und, wie so oft bei Geranium, minzige Anklänge zuständig. Eine Prise Pfeffer schadet in einem solchen Duft nie – so auch nicht bei Andante. Ein netter Kontrast, untermalt von einer gewohnt guten Basis: Patchouli, Atlas-Zedernholz (das gute also…), Vetiver und Oud brilliert der Duft mit einem holzigen, trockenen, verhalten warmen Grund. Je länger der Duft auf meiner Haut ist, desto mehr habe ich den Eindruck, dass sich aus dem Zusammenspiel der Noten Lederakzente entwickeln – auf dem Teststreifen ist der Eindruck ebenfalls vorhanden, allerdings nicht so dominierend wie auf meinem Handgelenk, das mit kühlem Wildleder glänzt. Ein einnehmender Herr ist Andante – Eleganz und Understatement, wer kann dem schon widerstehen?

Dandy

Morgen geht es weiter mit Sospiros Erba Pura und Melodia – bis dahin alles Liebe,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Waltraud Seemann
    14. Juni 2013
    Antworten

    Hallo Ulrike, eigentlich müsste ich ja wenigstens die 4 Abfüllungen der von Dir vorgestellten Düfte bestellen und testen. Aber sorry, keiner von denen balzt mich wirklich an so dass ich ihn in meine Wunschliste stellen würde.
    Es ist aber so: Bevor ich nicht einen Duft auf meiner Haut und mit meiner Nase erfahren habe, will ich nie mehr urteilen ob ich ihn mag oder nicht. Da habe ich schon so viele Erfahrungen gemacht entgegen meinen Erwartungen.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Waltraud

  2. Avatar photo
    Ulrike
    24. Juni 2013
    Antworten

    Das kenne ich auch, liebe Waltraud. Es gibt auch Kollektionen oder Firmen, die auf mich ungetestet keine große Anziehung ausüben – und dann bereue ich, wenn ich sie einmal unter die Nase bekomme 😉 Aber es ist ja alles Hobby und Entspannung, insofern jedem und jeder so, wie er möchte 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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