Hors Là Monde – Die Dritte.

Am heutigen Tage widmen wir uns dem zweiten Duft des Hauses Hors Là Monde, Lady Shiloh. Wie gestern erwähnt hüllt sich Symine Salimpour, die Frau hinter Hors Là Monde, in nebulöses Schweigen, was Shiloh angeht, jene Person, die wohl eine so wichtige in ihrem Leben war und der ihr erster Duft, vielleicht auch ihre ganzen Düfte gewidmet sind. Sind die Texte dazu an ihn, an eine Reminiszenz? Oder sind sie an einen imaginären Freund, eine Art Tagebuch für Salimpour selbst – oder Vorlage für uns? Halb realistisch-autobiographisch anmutend, halb Traum – in jedem Fall entführen uns die Texte genauso wie die Düfte, wenn wir es nur zulassen 😉

Parfumeur des Duftes ist Fabrice Olivieri, verantwortlich für Undergreen Black, White und Gold,

horslamondeladyshilohBeginnen wir mit den Zeilen zu Lady Shiloh, 2009 lanciert:

„ Mein lieber Freund,

so viel ist geschehen, seit ich Dich verlassen habe. Hier leben die Menschen jeden Augenblick, als sei es ihr letzter. Sie lieben, sie streiten, aber am Ende des Tages kommen sie zum Glück wieder zur Vernunft. Sie lassen mich über uns nachdenken und über mein Versprechen vor meiner Abreise. Zeit ist eine Illusion… Ich sende Dir eine Probe meiner neuesten Kreation, die ich „Lady Shiloh“ genannt habe. Sie ist eine Ode an die Liebe. Eine Einladung zu lieben, als gäbe es kein Morgen. Als sei sie ewig. Du wirst einen Hauch Bergamotte entdecken, ein Mandarinenextrakt für die Leichtigkeit, eine Nuance von indischem Jasmin und pudriges Veilchen für die Weichheit. Eine Verbindung von Patchouliöl, Moschus und Vetiver, damit Du Dich immer daran erinnerst…“

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Ich werde mich auch immer an Lady Shiloh erinnern, denn der Duft ist ausnehmend schön und von überaus einnehmendem Charakter: Schwere Jasminblüten hüllen mich ein – ich fühle mich, als hätte ich mich mitten in ein riesiges Himmelbett fallen lassen. Ein Himmelbett aus dunklem Holz, verhangen mit rosefarben getönten Stoffen. Eine Matratze, in der ich versinke, und mich mit einer dichten, dicken Kaschmirdecke zudecke. Beschützend und sinnlich gleichermaßen wirkt Lady Shiloh. Der Jasmin ist ausladend, einschmeichelnd und von einer entrückten floralen Süße, die Schwere der Blüten scheint hier die Dolden fast schon herunterhängen zu lassen. Jene Süße wird von der feinen, meist ein wenig staubig anmutenden Pudrigkeit des Veilchens unterstützt, das darüber hinaus für subtile erdige Noten sorgt, von der Basis noch untermalt. Und Mandarine, der dritte Protagonist dieses olfaktorischen Trios, auf dem das Naturell von Lady Shiloh beruht, leistet ganze Arbeit, indem sie die fruchtigen Anklänge des Jasmins sowie dessen authentische Frische saftig-süß verstärkt und herausarbeitet. Das Ergebnis ist ein wirklich sehr femininer und herrlicher Duft, eine wahrlich würdevolle Ode an die Liebe. Wer wünscht sich das nicht, immerwährende Liebe? Ich könnte schon wieder „meinen“ Nietzsche zitieren, es ist einfach der schönste Satz zu diesem Thema – „denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“… Aber mir ist auch jemand anderes dazu eingefallen, nämlich Herman Hesse, der Anfang der Zwanziger dieses schöne Liebesgedicht verfasst hat:

Day 11:365  Jasmine.....{{ 10Things about ME }}

„DER LIEBENDE
 
Nun liegt dein Freund wach in der milden Nacht,
Noch warm von dir, noch voll von deinem Duft,
Von deinem Blick und Haar und Kuß – o Mitternacht,
O Mond und Stern und blaue Nebelluft!
In dich, Geliebte, steigt mein Traum
Tief wie in Meer, Gebirg und Kluft hinein,
Verspritzt in Brandung und verweht zu Schaum,
Ist Sonne, Wurzel, Tier,
Nur um bei dir,
Um nah bei dir zu sein.
Saturn kreist fern und Mond, ich seh sie nicht,
Seh nur in Blumenblässe dein Gesicht,
Und lache still und weine trunken,
Nicht Glück, nicht Leid ist mehr,
Nur du, nur ich und du, versunken
Ins tiefe All, ins tiefe Meer,
Darein sind wir verloren,
Drin sterben wir und werden neugeboren.“

Morgen folgt dann der letzte Streich, Shiloh X, zum Ausklang der Woche. Euch wünsche ich bis dahin einen schönen Tag und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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