Torre of Tuscany…

… wussten mich bereits im vergangenen Jahr zu begeistern, und zwar mit ihren schönen Eau de Parfums sowie mit der besonderen Raumduftkollektion. Wer nachlesen mag, ich habe alles bereits rezensiert – siehe oben im Duftverzeichnis. Dieser Tage nun hat man nachgelegt und uns vier neue Düfte beschert, die ich Euch die nächsten Tage vorstellen werde.

Die ersten beiden Kandidaten aus dem Hause Torre of Tuscany heißen Berkana und Savane‘ Oud und werden den einen oder anderen von Euch sicherlich in Verzückung versetzen, steckt doch eine ganz besondere Nase dahinter, der ich bereits Ende letzten Jahres begeistert gehuldigt hatte, nämlich Maria Candida Gentile.

Berkana sieht sich inspiriert durch einen Birkenzweig und ist damit natürlich bedeutungsschwanger, steht die Birke doch für so vieles: Bei den alten Germanen und im slawischen Volksglauben war sie der Göttin Freya zugeteilt, die für die Liebe und die Ehe stand. Eng damit verknüpft ist der Brauch des Maibaumes, für den man meistens Birken verwendete, die den Frühling (und ganz offensichtlich die damit verknüpften Gefühle…) in das Dort holen sollten. Singles mit dauerhaftem Bindungsstreben befestigten auch gerne geschmückte Birkenzweige am Haus der Auserwählten – wenn man dann noch mit einer Mistel nachlegte, konnte wohl nichts mehr schief gehen… ob ich das auch mal versuchen sollte? 😉 In jedem Falle steht die Birke für so einiges – Fruchtbarkeit, Schutz, Jugend und Liebe, das ist doch mal was, oder nicht? Gustav Falke, ein deutscher Lyriker, sah sich von der Birke zu jenem schönen Gedicht inspiriert, das ziemlich genau in unseren Kontext hier passt:

Failed photographic missions

Das Birkenbäumchen
 
Ich weiß den Tag, es war wie heute,
ein erste Maitag, weich und mild,
und die erwachten Augen freute
das übersonnte Morgenbild.
 
Der frohe Blick lief hin und wieder,
wie sammelt er die Schätze bloß?
So pflückt ein Kind im auf und nieder
sich seine Blumen in den Schoß.
 
Da sah ich dicht am Wegesaume
ein Birkenbäumchen einsam stehn,
rührend im ersten Frühlingsflaume.
Konnt‘ nicht daran vorübergehn.
 
In seinem Schatten stand ich lange,
hielt seinen schlanken Stamm umfaßt
und legte leise meine Wange
an seinen kühlen Silberbast.
 
Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
im zarten Laub wie Schmeichelhand.
Ein Zittern lief herab, als fühlte
das Bäumchen, daß es Liebe fand.
 
Und war vorher die Sehnsucht rege,
hier war sie still, in sich erfüllt;
es war, als hätte hier am Wege
sich eine Seele mir enthüllt.

Der Pressetext von Torre of Tuscany nährt sich ebenfalls von dieser Symbolik:

Berkana ist ein Birkenzweig mit vielen starken Facetten. Eine geflochtene Girlande als Zeichen der Liebe. Die Frische des Windes trägt die magischen Akkorde von Hölzern mit sich und vereint sie mit dem Duft von frischem Gras im Frühling. In den grenzenlosen Weiten ist der warme starke Geruch von Rauch und Leder, von Sätteln und Zaumzeug zu vernehmen. Ein Bild eines einsamen Reiters vor dem endlosen Himmel.“

Maria Candida Gentile hat sich ganz Ähnliches dabei gedacht:

„Ich habe die grenzenlose Weite von Zentraleuropa gesehen. Silbrig ummantelte Bäume, die im Mondlicht leuchten. Die flachen Weiten der Steppen. Die Männer auf ihren Pferden. Ich stelle mir ein intensives, raumgreifendes Parfum vor, das sich in seinem eigenen Tempo entwickelt. Berkana ist der 18. Buchstabe des Runenalphabets – und das Symbol für Wiedergeburt.“

Hart Praire HDR - Flagstaff, AZ

Schon beim Aufsprühen des Duftes werde ich jenem Charakter gewahr, der allen Maria Candida Gentile-Düften innewohnt: Jener atmosphärischen Dichte, jener kraftvollen, die alle Düfte der Italienerin ausstrahlen und die ich so bemerkenswert finde. Eine rare Eigenschaft, dieses Potential – und vor allem etwas, was ich, das muss ich ehrlich sagen, in dieser filigranen Form noch nie bei Düften gefunden habe, die zu einhundert Prozent aus natürlichen Essenzen hergestellt wurden.

Diana is impressed by the autumn birches

Ich bin mir sehr sicher, dass Andy Tauer seine reine Freude an Berkana hätte, denn Berkana wäre ein perfekter Duft für den Marlboro-Man, dem Tauer mit Lonestar Memories ja bereits ein (von Berkana durchaus sehr verschiedenes) Denkmal gesetzt hat: Bitterkeit ist es, die einen umfängt im Auftakt, Bitterkeit von Gräsern, frisch geschnittenen, zermalmten Blättern und Heu, durchaus aromatischem. Vetiver stiftet eine Salzigkeit, die die Luft durchdringt und die Impression einer frischen Brise zeichnet, in der sich kräftige Bäume wiegen. Dem Duft wohnt eine subtile Süße inne, die in ihrer Frische an Pfefferminze erinnert, welche wohl aber ihren Weg nicht in die Phiole gefunden hat. Schnell wird man der Birke gewahr, die ja auch als Birkenteer in Herrn Tauers Werken zu finden ist – jene Note durchzieht Berkana ebenfalls, allerdings auf etwas fragilere Art und Weise. Das versprochene Leder findet sich alsbald ein und fügt sich perfekt in das Geschehen, vorzüglich mit den bitter-herben, grün-grasigen und auch rauchigen Noten harmonierend. Berkana ist mächtig – und evoziert ziemlich genau die vorgegebene Impression: Trockene Wärme trifft hier auf eine eigenartige Feuchtigkeit, was an Wälder erinnert voller knarziger alter Bäume, von taubenetzem Moose umwuchert. Steine finden sich hier, in unterschiedlichen Formen, und Gras – ein Idyll, das allerdings unbedingt bei Nacht vorgestellt werden muss, nämlich bei Mondenschein. Es ist der einsame Reiter, der hier in der Dämmerung reitet, gedankenverloren und versonnen, aber eins mit der Natur (und natürlich mit dem Pferd, Männer sind ja bekanntermaßen von Natur aus begnadete Reiter…).

Für mich wieder mal ein Volltreffer von der guten Maria, ein ausdrucksstarker charaktervoller Männerduft, den sicherlich auch viele Frauen lieben werden.

Nächste Woche geht es weiter mit Savane‘ Oud – bis dahin wünsche ich Euch ein schönes Wochenende!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Üt
    11. Januar 2013
    Antworten

    Liebe Uli, lieber Harmen,

    alle Achtung, seit dem 02. Januar habt ihr einen Kracher nach dem nächsten raus gehauen!!! Wie entspannend einen Blog gefunden zu haben, wo die Welt noch in den Fugen ist.

    Da wird man überschwemmt in den Medien mit der Trennung von Quitsche-Kicher-Nerv-Sylvie und Rapha dem ewig verletzten Fussballdödelheini und dann die Trennung der Wulffs… auweia…

    Wie schön das ich hier in meinen Rückzugsgebiet, hochklassige Texte und wunderschöne Bilder anschauen kann. Alle Düfte sind auf meinem Merkzettel gelandet. Mir haben wirklich auch alle gefallen, ich kann da keinen ausschließen. Der Rundholzduft hat es mir aber irgendwie am meisten angetan.

    Sehr gut fand ich auch, bei den Fotos im neuen Jahr das dort die leckersten Naschereien dabei waren. Das tat gut! Wo doch alle Welt bis zum Ende der ersten Januarwoche im Diätwahn ist.. oh mein Gott…. wie gerne habe ich mir die leckeren Dessertfotos angeschaut. Danke dafür !!!!!

    Es grüßt das jetzt auch Dessert essende Üt

  2. Waltraud Seemann
    12. Januar 2013
    Antworten

    Ich schließe mich Üts Auführungen an. Ja, das Dufttagebuch tut mir auch sehr gut. Ich lasse es nie aus.
    Danke
    Waltraud

  3. Avatar photo
    Ulrike
    15. Februar 2013
    Antworten

    Huhuu liebe Üt und liebe Waltraud,

    daankedaankedaanke 🙂

    Das freut mich, freut uns natürlich sehr 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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