Der Waldschrat im Maßanzug – Kristiansand New York

Kristiansand New York. Etwas über 80000 Einwohner der norwegischen Stadt stehen 8 Millionen – im Großraum New York 18 Millionen – Einwohnern gegenüber. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich nach einem längeren Norwegenaufenthalt wieder nach Deutschland kam und über die Enge entsetzt war, in der wir leben.

Zwei in New York wohnende Norwegerinnen, Britt Hovde Ross und Elisabeth Steen, initiierten den Duft „Kristiansand New York – For Him“, was mich wiederum an den kürzlich besprochenenHommage à l’Homme“ von Lalique erinnert, auch da waren es zwei Damen, die hinter einem Herrenduft steckten.

Pierre-Constantin Gueros, Parfümeur von Drom Fragrances, kreierte in den Drom-Studios in New York zusammen mit Britt Hovde Ross und Elisabeth Steen den Duft Kristiansand New York. „Ich wusste gleich, dass dieser Duft den faszinierenden Widerspruch entfalten musste, den Kristiansand New York bereits im Namen verkörpert”, erklärt Pierre.

„Kristiansand New York steht für das moderne, kosmopolitische New York mit seinem unverwechselbaren Lifestyle, der dem Rest der Welt stets einen Schritt voraus ist. Zugleich verkörpert der Duft Norwegen, das Geburtsland der Designerinnen, ein etwas stilleres Fleckchen Erde mit einer naturnäheren Lebensart. Dennoch sind beide Orte gleichermaßen überwältigend.“

New York City at night HDR

Natürlich haben wir es hier mit einem Gegensatzpaar zu tun, Natur trifft auf Kultur, und all dies in einer synchronen Wechselseitigkeit, genauso wie die New Yorker am Wochenende aus dem Moloch ins Grüne flüchten, während die in Ruhe und Abgeschiedenheit lebenden Norweger den hohen Pulsschlag der Metropolen suchen. Zwei entgegengesetzte Pole, die man sicher auch in einem Herrenduft vorzüglich umsetzen kann.

Kristiansand from Andøya

Gleich zu Beginn pfeffert es los, man meint auch etwas mehr Zitrusfrüchte als nur die angegebene Mandarine zu erschnuppern. Krautige Noten kommen hinzu, Anklänge von Lavendel und Vetiver, die hervorragend mit den pfeffrigen Eingangsnoten zusammenklingen. Diese grüne, pfeffrige Krautigkeit liegt auf einer weichen Moschusbasis, die darüber hinaus Holzakzente in sich trägt.

Die Duftnoten im Überblick
Kopfnote: Mandarine, Schwarzer Pfeffer, Muskatnuss
Herznote: Lavendel, Zedernholz, Muskatellersalbei, Vetiver
Basisnote: Tonkabohne, Eichenmoos, Moschus

Der Herrenduft Kristiansand New York ist kein Spalter und auch kein Konzeptduft, der seine inneren Gegensätze und Spannungen inszeniert. Ohne Frage treten wilde Noten auf, doch werden diese ohne viel Aufhebens in Moschus und Hölzer gebettet. Eine durchweg runde Komposition, die auch allgemein unaufgeschlosseneren Männernasen durchaus gefallen könnte.

Für mich ganz klar Daumen hoch und eine tolle Geschenkidee für Weihnachten.

Liebe Grüße von
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. Susanne
    19. November 2012
    Antworten

    Lieber Harmen,
    die zweite Kaffee-Pause – und hier, was mir zum heutigen Blog im Kopf rumschwirrt: die Gedanken vom Kontrast New York – Norwegen sind in der Tat spannend, machen neugierig, die dazu gewählten Fotos ebenso. Und die angegebenen Duftnoten sind auch genau diejenigen, die bei mir den Ausprobieren-Wollen-Reflex auslösen! Wenn ich allerdings an meinen Lebensgefährten denke, auf den deine Bezeichnung der allgemein unaufgeschlosseneren Männernasen zutreffen könnte, ja, ehrlich gesagt, das Werbefoto erinnert mich sehr an Cool Water von Davidoff – zu „gemacht, synthetisch“. Vielleicht liegt es daran, dass ich das Teenie-Alter hinter mir gelassen habe? Aber auch bei anderen Männern in meinem Bekanntenkreis würde dieses Foto wohl eher gegen das Testen von Kristiansand sprechen.
    Liebe Grüsse, Susanne

  2. Harmen
    19. November 2012
    Antworten

    Liebe Susanne,
    auch für mich würde das Foto gegen das Testen sprechen. Ich finde die Vermarktung etwas ungeschickt. Man versucht hier einen (durchaus mehrheitstauglichen) Nischenduft mit Mitteln des Mainstreams zu verkaufen… trotz allem aber ein ausgezeichneter Männerduft 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

  3. Susanne
    19. November 2012
    Antworten

    Lieber Harmen,
    ja, das ist sehr gut ausgedrückt, die Vermarktung ist etwas ungeschickt …

    Ich habe übrigens festgestellt, dass mich deine Rezension an Piper Nigrum von Villoresi erinnert, mich gleich damit eingesprüht und habe auch gleich meine Meinung „öffentlich kundgetan“ – mal sehen, ob ich den noch nicht angefixten Mann an meiner Seite zum Testen bringen kann, falls ja, gebe ich feedback –
    LG, Susanne

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