Eine neue Ära der Herrendüfte?

Zwei Frauen kreieren einen Duft für einen Mann, eine Hommage à l’homme, aber keine ménage à trois. Mathilde Bijaoui und Christine Nagel sind die Parfumeurinnen. Kommt dabei eine Frauenfantasie heraus, wie wir sie hier bei Kollegin Evelyn nachlesen konnten?

Der erste Eindruck zählt: das ist durchaus lecker, was mir von meinem Arm entgegenkommt. Ohne Blick in die Duftnoten hätte ich auf ein paar verhaltene aquatische Noten mit Hölzern getippt, aber damit liege ich nur zum Teil richtig. Hommage à l’homme bringt nämlich das Veilchen mit dem Adlerholz zusammen, eine Liaison, mit der man nicht unbedingt bei Lalique gerechnet hätte. Dass dabei eine derart harmonische Melange entsteht, hätte ich nicht gedacht. Ich meine es duchweg positiv, wenn ich sage, dass das ein hevorragender Mainstreamduft wäre, um diese ätzenden und nie enden wollenden Cool-Water-Verschnitte abzulösen. Ein maskuliner Duft ist Hommage à l’homme ohne Frage, ohne dies aber dick aufzutragen, unkompliziert, gefällig, aber qualitativ sehr hochwertig. Ich könnte mir vorstellen, dass dies ein Duft ist, dem man auch einem diesbezüglich schwierigen Mann leicht näherbringen kann. Wer also seiner besseren Hälfte ein neues Duft-Outfit verpassen möchte, sollte Hommage à l’homme auf dem Zettel haben.

Würzig-holzige Noten, Blüten und ein Hauch Harzigkeit verbinden sich zu einem wirklich ansehnlichen Exemplar Herrenduft. Übrigens wurde an alles gedacht, so dass es eine ganze Linie einschließlich Duschgel und Deodorant zu erwerben gibt.

Die Duftnoten
Kopfnote: Veilchenblätter, Bergamotte, Safran
Herznote: Chiliblätter, Veilchen, Schwarzer Pfeffer
Basisnote: Labdanum (Zistrose), Adlerholz (Oud), Moschus

Irgendwie haben wir hier im Blog die Marke Lalique bislang eher stiefmütterlich behandelt, weswegen ich Euch das Unternehmen kurz und knackig vorstellen möchte.

Es geht auf den Schmuck- und Glasfabrikanten René Jules Lalique (1860-1945) zurück, der auf einer Fotografie, die ich im Netz gefunden habe, ein wenig wie der junge Einstein aussah. Nach eine gründlichen Ausbildung bei einem Juwelier widmete er sich seinem eigenen Geschäft und legte mit seinen innovativen Schmuckkreationen eine grandiose Erfolgsgeschichte hin und wurde dementsprechend mit Preisen überhäuft. 1956 Rolls-Royce Silver Wraith 'Perspex Roof' motif - Flickr - exfordy Vom Beginn des 20. Jahrhunderts an fertigte er Parfumflakons in großer Stückzahl, was den Flakon an und für sich revolutionierte, da er nun auch für größere Teile der Bervölkerung erschwinglich wurde. Die führenden Dufthäuser der 20er und 30er Jahre wie Roger & Gallet, Houbigant, Molyneux, d’Orsay und Worth bezogen die Flakons von Lalique. Die Begriffe „Art Nouveau“ – dem deutschen Jugendstil entsprechend – und später „Art Déco“ waren eng mit Lalique verbunden, was kaum verwundert, betrachtet man seine Arbeiten heute. Lalique erweiterte sein Repertoire, war an der Gestaltung des Orient-Expresses sowie an einem Ausstellungspavillon der Porzellanfirma Sèvres beteiligt und verwirklichte seine Glaskunst in der Kirche St. Nicaise in Reims oder an den Palastportalen des Prinzen Asaka Yasuhiko in Tokio. Kurz vor dem Ende des Unternehmens, das ihm die deutsche Besatzung bereitete, sollte Lalique seinen Höhepunkt erleben und so waren seine Glasobjekte heißbegehrt und von ihm entworfene Kühlerfiguren zierten Fahrzeuge von Bentley, Bugatti und Rolls-Royce. Erst 1992 wurde der erste Duft unter dem Namen Lalique veröffentlicht „Lalique Pour Femme“.

Noch ein kleines Schmankerl für Design- und Flakonenthusiasten. Hommage à l’homme gibt es nämlich auch im sammelwürdigen Kristallflakon zu erstehen. Mehr als nur ein Hingucker, findet Ihr nicht?

Ganz viele Grüße
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

Ein Kommentar

  1. 18. September 2012
    Antworten

    Haha! *lautlach*

    Frauenfantasien! *breitgrins* Wenn Du wüsstest… :-)))

    Ich arbeite aber noch dran, an meiner Petition und – wen wunderts – Lalique ist da auch unbedingt dafür! 🙂

    Herzlichen Dank
    für die Erwähnung meines Artikels
    und den herzhaften Lacher. 🙂

    Evelyn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert