Herbstliche Neuigkeiten 2012…

Alle Jahre wieder stehe ich mit offenem Mund vor den langen Listen von Neuigkeiten, die vor allem Herbst/Winter lanciert werden – und trotzdem werden es immer noch mehr, kommen immer wieder neue Firmen dazu. Die Branche boomt, das ist klar. Und es wird immer schwieriger, dranzubleiben und den Überblick zu behalten. Deshalb habe ich Euch in ein paar Artikeln einen Großteil an Neuveröffentlichungen zusammengetragen, natürlich auch, um meinem neuen Spitznamen „Chefanfixerin“ gerecht zu werden 😉

Fangen wir erst einmal in Europa an, genauer: In Frankreich. Und die Franzosen haben wieder soviel in petto, dass es glatt für zwei Tage reicht – ein Ausflug findet heute statt, den nächsten vertagen wir auf kommende Woche.

Beginnen wir mit Patricia de Nicolaî, der Guerlain-Verwandten – Musc Intense heißt ihr neuester Streich, ein Moschusduft für beiderlei Geschlechter:

„The fragrance I imagined is a flowery, soft, extremely sensual caress. Musc Intense is a union of rose and white musk. I like the liqueur top note, the elegant essence of Turkish Rose. Carnation and violet take over from there, sustained by jasmine and rose absolutes. Musc Intense is an explosive cocktail of musk notes… A sensuous and particularly sophisticated fragrance. So Nicolaï !“

Könnte ein netter Seelenschmeichler werden, oder? Ein ebensolcher dürfte für meinen Chef – und natürlich für alle anderen Ambra-Liebhaber – Ambre Doré werden, der Neue von Maître Parfumeur et Gantier. Ein, wie könnte es auch anders sein – Amber-Oud, der darüber hinaus noch Noten von Safran, Geranium, Muskatellersalbei, Koriander, Styrax, Sandelholz, Vetiver und Myrrhe in sich trägt.

Gérald Ghislain, die Nase hinter Histoires de Parfums, war schon wieder fleißig und beginnt langsam, mich zu überfordern: Ich habe es immer noch nicht geschafft, seine unzähligen (neuen) Scents of Departures zu testen beziehungweise mich um Proben zu kümmern. Jetzt wartet Monsieur schon wieder mit einer neuen Linie auf, und zwar mit Alice & Peter, einem neuen Label mit einer Serie von Gourmanddüften in ebensolchen Verpackungen.

„Once upon a time, there was Alice&Peter… This tale, for all who are infinitely curious, is presented to you and your imagination with the hopes of awakening your inner child. Alice & Peter, A fantasy dream world where you can stroll merrily along. Go with the flow and let your mind wander; take a break from reality to go back to an innocent, more playful time. The idea is simple: put some childhood wonder back into your life so that you reexperience a sense of joy and playfulness.

This first perfume collection brings the world of Alice&Peter to life. The unique designs with their evocative, whimsical shapes and savory, glistening colors may look scrumptious enough to eat, but they are truly an olfactory delight.“

Ganz ehrlich? Ich finde diese an amerikanischen Süßkram angelehnten Kitschflakons potthässlich – tut mir wahnsinnig leid, aber das macht einen baldigen Test jetzt auch nicht wahrscheinlicher. Schon besser liest sich, dass alsbald noch anderes aus dem Hause Histoires de Parfums für uns kommt: Einerseits der Duft Olympia Music Hall, eine Hommage an die gleichnamige Konzertlokalität in Paris, die witzigerweise von Joseph Oller erichtet wurde, dem Gründer des Moulin Rouge – diesem widmete Ghislain ja bereits einen seiner tollsten Düfte. Die Olympia Music Hall ist legendär – und so liest sich natürlich auch die Liste derer, die dort bereits auf der Bühne standen – Josephine Baker, Edith Piaf, Johnny Hallyday, Mareille Mathieu, David Bowie, Louis Armstrong, James Brown, Bob Dylan, Janis Joplin, Bill Haley, Frank Sinatra, natürlich die Beatles und die Stones und viele weitere. Das Olympia ist mittlerweile in Frankreich zum nationalen Kulturerbe erklärt worden.

Olympia facade 2

„We would like to tell you the story of a legendary Music Hall that was conceived and then patiently built over the years by Bruno Coquatrix. The famous red neon façade in the heart of Paris has immortalized the names of the world’s greatest performers. On the inside, thick red curtains have embraced musical treasures on stage since 1954, welcoming the likes of artists such as Piaf, the Beatles, the Stones, David Bowie, and Lady Gaga. These performers have shaken the walls with their music and made magic of Parisian nights while the audience sits on the edge of velvet seats, their spirits glowing from the excitement of an unforgettable evening. It all happens once the spotlights illuminate the stage. Time becomes suspended, breathing is shortened, eyes widened, muscles contracted as thousands of hearts beat to a similar rhythm,… The opening chords strike like lightning, liberating the crowd, unleashing a passion and creating an atmosphere that is impossible to understand without having experienced it. Thousands of voices singing in unison for one magical moment. That is the Olympia!“

Dass Monsieur Ghislain ein Näschen für das Einfangen des Flairs besonderer Orte hat, hat er ja bereits mit dem herrlichen Moulin Rouge 1889 gezeigt. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob ihm das mit Olympia Music Hall, der sich an Männer wie Frauen widmet, ebenfalls gelingt. Die Ingredienzen: Kopfnote: Orange, Bergamotte, Zitrone, Mandarine; Herznote: rosa Pfeffer, schwarzer Pfeffer, Safran, Rose, Freesie, Flieder, Pfingstrose; Basisnote: Hölzer, Patchouli, Styrax, Weihrauch, Wildleder, Vanille, Schokolade, Lakritze und weißer Moschus.

Darüber hinaus kommt zu der Edition Rare, jenem Oud-Trio der besonderen Art, das uns Ghislain vor nicht allzu langer Zeit präsentierte – Rezension siehe hier und hier – eine Gold Edition dazu: Veni, Vidi, Vici heißen sie (Lateiner vor: Ein Ausspruch, der Gaius Julius Cäsar zugeschrieben wird – „Ich kam, ich sah, ich siegte“). Veni ist der Duft der Erde und der Entdeckung, dem Aufbruch – dafür hat man folgende Zutaten verwendet: Lavendel, Zimt, Kardamom, Galbanum, Nelke, Tagetes, Safran, Gajakholz, Patchouli, Ambra, Vanille, Karamell, Benzoeharz und Eichenmoos. Vidi steht für den Wind und soll somit luftig-ozonisch duften – die Ingredienzen zumindest geben das schon einmal her: Kardamom (mmmh, das neue Motto?), ozonische Noten, Rose, Safran, Ambra, Immortelle, Alpenveilchen, Moschus, Gewürze. Vici steht für das Feuer und als solches als Symbol für den Sieg – die Noten: Galbanum, Kardamom, Angelika / Engelwurz, Weihrauch, Iris, rote Früchte / Himbeeren, Osmanthus, Veilchenblätter, Basilikum, Patchouli, Moschus, Zedernholz.

… und? Ist was dabei, was Euch süchtig machen könnte?

Ich harre ja des Olympia-Duftes, mal sehen, ob er ein neues Must-Have wird.

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Dorothea
    30. Oktober 2012
    Antworten

    Hmmm, ich glaube diesmal ist nichts für mich dabei, die kitschigen Törtchen schon mal gar nicht… Wenn Gourmand, dann, bitte schön, erwachsen…

    Meine Winterdüfte habe ich übrigens am Samstag ausgepackt, aber noch nicht getragen. Am Sonntag, bei dem wunderschönen Sonnenschein, sind sie dann auch vorerst wieder im Schrank verschwunden… Jetzt gibt es erst mal für ein paar Tage Iris Silver Mist…

    Liebe Grüße
    Dorothea

  2. Avatar photo
    Ulrike
    1. November 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    da bin ich ganz Deiner Meinung… und deshalb auch ein Fan vom neuen Reminiscence-Vanille-Duft 😉 was mich im übrigen selbst ziemlich überrascht hat.

    Aber tröste Dich – bei den restlichen Veröffentlichungen, die in den anderen beiden Artikeln kommen, ist ganz bestimmt noch was für Dich dabei 😀

    Hier in Stuttgart spinnt das Wetter gerade so, dass ich gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht und auf was für Düfte ich Lust habe. Die letzten zwei, drei Wochen war alles zwischen Minusgraden und 20 Grad drin…

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  3. Isabelle
    13. Januar 2014
    Antworten

    Letzte Woche schrieb ich, dass Moschus ein schwieriges Thema für mich ist… Aber Musc Intense von Patricia de Nicolai ist wirklich ein Versuch wert! Floral, fruchtig, nach 1-2 Stunden zart… Sehr schön! Ein „gute Laune“ Duft!

  4. Avatar photo
    Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    Das sehe ich auch so, liebe Isabelle 🙂

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