konnte ich gestern an meinem Geburtstag verbringen – und das nicht zuletzt wegen Euch, wegen der vielen Freunde und Bekannten, die an mich gedacht haben und mir solch liebe Grüße und Wünsche sendeten. Ganz vielen lieben Dank dafür – auch Dir, werter Harmen, für Deine Huldigung gestern 😉 Mit meinen neuen Titeln, dem der Chefanfixerin und dem Paradeiserkaiser kann ich exzellent leben, insofern übe ich schon mal meine neue(n) Unterschrift(en), würde ich sagen… Harmen hat natürlich vollkommen recht und sich das überraschend gut gemerkt – ich LIEBE Tomaten, esse jede Woche ein Paar, manchmal auch paar Kilo davon in unterschiedlichsten Zubereitungsweisen. Auch an meinem Wiegenfest durften diese demnach nicht fehlen – und zwar in Form eines Tomatensalates, verspeist draußen auf der Terrasse in der noch golden wärmenden Herbstsonne, die ich am Oktober so schätze. Meine Begleitung sah sich alsbald erfüllt vom Futterneid, denn zwei gurrend-aufdringliche Pfaue buhlten um seine Spätzle (Für den Nichtschwaben: schwäbische Pasta) – ich konnte natürlich nicht widerstehen, beteiligte mich am Tellerklau und der Arme musste dann den halben Tag hungernd hinter mir hertraben. Wo waren wir? Im örtlichen Zoo, der Stuttgarter Wilhelma. International bekannt für ihre Menschenaffenaufzuchtstation erwarteten uns auch gestern zwei liebenswerte Babygorillas, die durch ihr Spielzimmer tobten und Scharen an Menschen anlockten. Ansonsten haben wir tapfer ein strammes Programm durchgezogen und so gut wie den ganzen Zoo abgeklappert – inklusive natürlich meines Lieblings, der, wie ich sie nenne, „Hure Borstenkopf“.
Liebevoll ist er gemeint, der Spitzname, äußerst liebevoll – und zwar trägt ihn ein Papagei, denn Psittrichas fulgidus oder auch Borstenkopf ist ein mittlerweile sehr seltener Vertreter der Ordnung der Papageienvögel. Ursprünglich in Neuguinea beheimatet, ist er leider stark bedroht und wird aufgrund seiner sehr speziellen Futtervorliegen – er frisst fast ausschließlich bestimmte Feigensorten – auch nur in wenigen Zoos gehalten. Einer derjenigen ist die Stuttgarter Wilhelma – und dort habe ich bereits vor etlichen Jahren dieses possierliche und ziemlich große Vogelviech entdeckt. Rabenschwarz und knallrot sind seine Federfarben – vielleicht hat er deshalb einen Narren an mir gefressen, sehe ich für ihn wahrscheinlich mit meinen so gut wie immer roten Fingernägeln und der Vorliege für gedeckte, meist schwarze Kleidung wie ein etwas aus der Form geratenes Exemplar seiner Gattung aus… In jedem Falle entflammte unsere Liebe schon vor etlichen Jahren, als der Vogel immer näher und näher an das Gitter heranrobbte und so lange vor mir herumturnte, bis ich „ganz sicher“ war, dass er mich nicht beißt – und schwupps meinen Finger gen Vogelbauch gestreckt hatte. Der Borstenkopf hat mich bis heute nie gebissen, lässt sich aber immer äußerst hingebungsvoll beschmusen und verwöhnen, den Bauch, den Kopf und den Hals kraulen, wobei er gerne eigenartige Grunzlaute ausstößt, die Augen schließt und vor sich hin gurrt. Davon bekommt er nie genug, er ist kein Freund der Mäßigung, wie man schnell merkt – aber er ist selektiv. Er lässt nicht jeden unter sein Gefieder und versteckt sich nur allzu gerne, wenn unliebsame Besucher anrücken – um sofort nach deren Verschwinden wieder zu der Streichelstunde zu kommen. Ich in jedem Falle liebe dieses Borstenkopfmännchen heiß und innig – auch wenn seine Liebe nicht exklusiv ist, weswegen er den scherzhaften Beinamen der „Hure“ bekommen hatte. Tief hatte es mich nämlich getroffen, als ich nach unserer ersten intimen Kuschelei im Internet las, dass auch andere meine neu entflammte Liebe ganz „hinreißend“ und „sehr zutraulich“ fanden… Mittlerweile kann ich es gelassen ertragen, dass ich diesen Mann teilen muss – nicht mit jedem, wohlgemerkt, das tröstet.
Ich kann von diesem Vogel kaum genug bekommen – und das ist jetzt meine, wenn auch, man möge es mir nach diesem ganzen langen Tag nachsehen, nicht sonderlich gekonnte Überleitung zu meinem Duft, den ich Euch heute noch vorstellen mag: Montales Steam Aoud. Seit Jahren begleitet mich dieser Duft nun schon und ist ein immer währender Liebling, vielleicht sogar mein liebster Oudduft, obgleich es kein klassischer ebensolcher ist. So viele Ouddüfte habe ich Euch schon vorgestellt hier im Blog, nicht zuletzt wegen der Oudinflation der letzten Jahre – und nie war er bisher (ausführlich) dabei, obgleich er für mich persönlich zu den schönsten Ouddüften zählt.
Es liegt nicht daran, dass Steam Aoud wahnsinnig komplex ist – das ist er nicht. Es gibt feinere, tiefere Ouddüfte, sicher auch bessere Kompositionen. Aber Steam Aoud trifft bei mir seit Jahren einen Nerv – und das ist nicht zuletzt hauptsächlich dem darin verwendeten Nagarmotha geschuldet. Nagarmotha ist als Parfumbestandteil alles andere als häufig anzutreffen, wie ich bereits in der Rezension zu Xerjoffs Oud Star Fars erwähnte:
„Nagarmotha oder auch indisches Nussgras, ist, einmal erschnuppert, ganz und gar kein belangloser Duft und prägt Steam Aoud von Kopf bis Fuß, obgleich von ihm in einigen Plattformen im Netz immer die Geschichte eines weiteren (bedeutungslosen?) ambrierten Rosen-Oud-Duft kolportiert wird. Das trifft meines Erachtens nach mitnichten zu – er ist bis heute mein liebster Montale-Duft und einer meiner Lieblings-Ouds.
Auf der Suche nach Nagarmotha musste ich allerdings schnell feststellen, dass diese herb-aromatische Kräutlein, das wenig grasig, dafür ätherisch-hell-durchdringend und mit kampferähnlichen Attributen ausgestattet duftend sich zeigt, gar nicht so einfach anzutreffen ist: Kanz von SoOud, Cuirs von Carner Barcelona und Mona di Orios Oud tragen es ins ich genauso wie Oud Shamash von The Different Company, der neue Andy Warhol von Bond No. 9 und Aoud Shiny von Montale. Wirklich präsent ist es für mich wieder nur in letzterem…“
Außer Nagarmotha und logischerweise namensgebendem Oud besteht Steam Aoud noch aus Rose, Kumin und Ambra, wobei letztere beiden weder auf meiner Haut noch auf dem Teststreifen meiner Meinung und Nase nach ins Gewicht fallen. Steam Aoud ist ein gleißender Dreiklang von Oud, Nagarmotha und Rose. Einer, der sich nicht sehr verändert, aber in seinem Leuchten eine unglaubliche Präsenz hat. Oud, leicht medizinisch, hell und von einer herb-aquatischen Frische, die gleichermaßen etwas angenehm (!) Abgestandenes hat gleich einem ruhigen Gewässer, einem undurchdringlichen See. Kein typischer Rauch, wenig Holz und erst recht kein Feuer, keinerlei Trockenheit und keine Wärme, nur eine subtile, eigenartige feuchte Süße. Rosen, luzide und strahlend, von zitrischer Perligkeit. Und eben Nagarmotha – aromatisch, herb, bittersüß. Mit all jenen Aspekten, die in diesem netten Artikel von Perfumeshrine aufgeworfen werden: Eine an Zeder erinnernde ernste, zum Teil seifige Sauberkeit, eine grün-luftige Grasigkeit, an Vetiver gemahnend und eine auf eine seltsame Art und Weise düstere Tiefe gleich dem Patchouli wohnt dem Gräslein inne, das dadurch zum wahren Alleskönner wird, während es darüber hinaus ein wenig an zarte Weihrauchschwaden denken lässt.
Nagarmotha und Oud sind in meinen Augen eine perfekte Kombination, was sich in Montale Steam Aoud aufs Vorzüglichste zeigt – der Duft ist ambivalent, gleichermaßen licht wie schattig, hell und dunkel, ätherisch und dicht gewebt, unschuldig und in höchstem Maße erotisch. Immer und immer wieder – weswegen der Duft zu meinem festen Repertoire gehört und immer gehören wird. Danke, lieber Pierre!
Einen schönen Tag und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Alles Gute zum Geburtstag Ulrike….Wish you a great upcoming year in advance 🙂
Der Vogel ist so süß und paßt so gut zu deinen rot lackierten Fingernägeln. Die Tierparkleitung hätte Dir den kleinen Kerl schön als Geschenk verpacken sollen. Das perfekte Geburtstagspräsent !
@ Oldfuture: Vielen lieben Dank!
@ Üt: Ja, gell, ich finde auch, man hätte mir den lieben Kerle gleich mitgeben sollen! *herzchenmal*
Das sind wirklich zauberhafte Bilder in schwarz-rot. 🙂
Schön, daß du einen so tollen Geburtstag hattest.
Grüße
Kati
Au ja, die Katzenviecher hätten sicherlich auch ihren Spaß an dem schwarz-roten Kerl 🙂
LG
Dorothea
@ Dorothea
Wenn ich mir den Schnabel des Papageis ansehe, wäre ich mir nicht sicher, ob die Katzen wirklich so viel Spaß mit ihm hätten. 😉
Ich glaube, meine Tiere hätten Angst… Ich habe doch solche Muckerchen – Klein-Maya hat auch zwei Jahre lang gebraucht, um sich zur Fliegenjagd hinreißen zu lassen… Vorher hatte sie Angst und hat immer laut nach „Mutti“ gerufen, man fasst es kaum…